Genese, Werden und Wachsen, aber auch Stagnation und Abstieg der "Wolfgang-Rosenthal-Klinik" Thallwitz für Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Nasenfehlbildungen sind bereits aus medizinhistorischer Sicht ein erregendes Thema, dessen zahlreiche Facetten der weiteren Forschung offenstehen. Eine noch viel breitere Resonanz und ein Interesse über den Kreis der engeren Fachleute hinaus dürfen die politischen Implikationen beanspruchen, die in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR die Geschichte der Klinik begleitet und zeitweise direkt geprägt haben. Hierzu leistet der Band einen kaum zu überschätzenden Beitrag. Er erinnert mit einem sensibel gezeichneten Porträt an den Namensgeber der Klinik, den die unheilvollen Verschränkungen von nationalsozialistischer Politik und Rassenwahn fast das Leben gekostet hätten und dem es trotz mancher Widrigkeiten gelang, die Klinik nach dem Zweiten Weltkrieg zu internationaler Anerkennung zu führen. Nach dessen Ausscheiden führte ein Ränkespiels der Macht die Klinik an den Rand der Selbstzerstörung. Nur mühevoll und unter zuletzt sich dramatisch verschlechternden äußeren Bedingungen gelang es, dies abzuwenden. Mittlerweile ist die "Wolfgang-Rosenthal-Klinik" in den medizinischen Einrichtungen der Leipziger Universität aufgegangen, hier scheinen sich ihre Spuren überraschend schnell zu verwischen. Indem der Band Höhen und Tiefen der Geschichte der Klinik erkundet, leistet er in der Befassung wie Bewältigung eines unbequemen Kapitels der Geschichte der Alma mater Lipsiensis im zurückliegende Jahrhundert Vorbildliches.
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