Urinstinkte und Archetypen
Autorin Clarissa Pinkola Estés, Psychologin, Ethnologin und Anhängerin der Lehre von C. G. Jung, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der weiblichen Psyche. Sie richtet den Fokus auf die „weibliche Urenergie“, einem letztlich unbestimmtem Begriff, dem sie durch die
Auswertung von Mythen, Legenden, Überlieferungen und Märchen, die es überall in der Welt zu finden…mehrUrinstinkte und Archetypen
Autorin Clarissa Pinkola Estés, Psychologin, Ethnologin und Anhängerin der Lehre von C. G. Jung, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der weiblichen Psyche. Sie richtet den Fokus auf die „weibliche Urenergie“, einem letztlich unbestimmtem Begriff, dem sie durch die Auswertung von Mythen, Legenden, Überlieferungen und Märchen, die es überall in der Welt zu finden gibt, Leben einhaucht. Die moderne Frau sei durch die Zivilisation und Gesellschaft derart beeinflusst, dass sie ihre Urinstinkte verloren hat. Ihr Ziel besteht darin, das Wissen über die archetypische Frau herauszudestillieren. Das Buch beschreibt eine Reise in die Innenwelt der Frau.
Als Zeitgenosse einer modernen Gesellschaft muss man sich fragen, ob es diese „Sehnsucht nach wilder Ursprünglichkeit“ (11) überhaupt gibt. Urinstinkte haben aus dem Blickwinkel der Evolution die Funktion, den Menschen (oder auch das Tier) so reagieren zu lassen, dass das Überleben gesichert wird. Mit der Entwicklung des Großhirns und des Bewusstseins sind Instinkte nicht verschwunden, sondern lediglich in den Hintergrund getreten. Irrationale Verhaltensweisen lassen sich manchmal damit erklären, dass beeinflusst durch Instinkte, Emotionen und Vernunft, das reale Verhalten gesteuert wird.
Insofern kann es lehrreich sein, sich mit der eigenen evolutiven Entwicklung zu beschäftigen. Ob Frau (oder Mann) anstreben sollte, sich von Urinstinkten leiten zu lassen, ist nicht zu empfehlen. Auch habe ich im Hinblick darauf, wie schon Geschichten der Gegenwart verdreht werden, Zweifel, ob uralte Geschichten sinngemäß wiedergegeben und angemessen interpretiert werden. Beides wird entsprechend dem Zeitgeist verdreht und zur Glaubensfrage, ähnlich dem Glauben an religiöse Bücher. Es spricht nichts gegen die rationale Auseinandersetzung mit dem Thema aber einiges gegen die emotionale Vereinnahmung.