Der amerikanische Lyriker und Prosa-Autor W. C. Williams (1883-1963) stand lange Zeit im Schatten seiner Zeitgenossen T.S. Eliot oder Ezra Pound, obwohl er sich im Gegensatz zu ihnen mit seinen Werken von der europäischen Abhängigkeit gelöst hatte und eine eigene, amerikanische Sprache zu
entwickeln. Als Landarzt entlehnte er seine Themen dabei häufig aus den Berichten und Erlebnissen seiner…mehrDer amerikanische Lyriker und Prosa-Autor W. C. Williams (1883-1963) stand lange Zeit im Schatten seiner Zeitgenossen T.S. Eliot oder Ezra Pound, obwohl er sich im Gegensatz zu ihnen mit seinen Werken von der europäischen Abhängigkeit gelöst hatte und eine eigene, amerikanische Sprache zu entwickeln. Als Landarzt entlehnte er seine Themen dabei häufig aus den Berichten und Erlebnissen seiner Patienten. So hielt er seine Gedichte mitunter auf Rezeptformularen fest oder tippte sie schnell zwischen zwei Patientenbesuchen auf der Schreibmaschine.
In der Bibliothek Suhrkamp ist mit „Die Worte, die Worte, die Worte …“ nun eine zweisprachige Auswahl (amerik./dt.) seiner Gedichte erschienen, die von Hans Magnus Enzensberger ins Deutsche übertragen wurden. Die Auswahl wurde den beiden Original-Sammlungen „The Collected Earlier Poems“ und „The Collected Later Poems“ entnommen und repräsentiert damit einen gelungenen Überblick über das lyrische Gesamtschaf-fen von W.C. Williams.
In seinen Gedichten entpuppt sich Williams als ein aufmerksamer und kritischer Beobachter des Alltags, der neben Auffälligen auch Banales aufgreift (z.B. in „Frühstück“: „Zwanzig Spatzen / auf // einem Fladen / Mist: // Leben und / leben lassen.“ oder in „Nur damit du Bescheid weißt“: „Ich habe die Pflaumen / gegessen / die im Eisschrank / waren // du wolltest / sie sicher / fürs Frühstück / aufheben // Verzeih mir / sie waren herrlich / so süß / und so kalt“). Das titelgebende Gedicht „Die Worte, die Worte, die Worte …“ ist dagegen ein merkwürdiger Liebesvers, der die Frauenschönheit beschreibt, doch überall „sickert“ das Geld hindurch.
Komplettiert wird die Auswahl durch ein Gedicht „Envoi“ (für W.C. Williams) und ein umfangreiches Nachwort (immerhin 31 Seiten) des Übersetzers Enzensberger, in dem er nicht nur das Werk von W.C. Williams kurz beleuchtet, sondern auch dessen Bedeutung für die amerikanische Literatur unterstreicht. Übrigens erschien „Die Worte, die Worte, die Worte …“ bereits 1962 in der Bibliothek Suhrkamp (Nr. 76). Nach über fünfzig Jahren also diese willkommene Nachauflage.