Moon ist der Indianername von Sonja. Sie hat ihn von ihrem Bruder Uli bekommen und mit einer Mutprobe verdient. Fast wäre sie dabei ertrunken. Ein Schicksal, das Uli wenige Jahre später ereilt. Er ist erst 11 Jahre alt und es ist unklar, warum er in den Fluss gegangen ist.
Die Familie wird diese
Wunde nie verarbeiten. Die Eltern ziehen mit Moon aufs Land und versuchen neu anzufangen. Doch das…mehrMoon ist der Indianername von Sonja. Sie hat ihn von ihrem Bruder Uli bekommen und mit einer Mutprobe verdient. Fast wäre sie dabei ertrunken. Ein Schicksal, das Uli wenige Jahre später ereilt. Er ist erst 11 Jahre alt und es ist unklar, warum er in den Fluss gegangen ist.
Die Familie wird diese Wunde nie verarbeiten. Die Eltern ziehen mit Moon aufs Land und versuchen neu anzufangen. Doch das gelingt nicht wirklich. Die Mutter ertränkt ihrem Kummer in Alkohol und der Vater sucht sein Glück bei anderen Frauen. Nur für Moon scheint sich langsam alles zu bessern. Sie findet eine Freundin im Nachbarskind und es entwickelt sich ein starkes Band zwischen den beiden Mädchen, dass ganz einiges aushält.
Als Teenager beginnt Moon sich wieder stärker an ihrem Bruder zu erinnern und fängt an nachzuforschen, was damals wirklich geschah. Immer wieder durchlebt sie problematische Flashbacks und die Realität beginnt immer stärker in Visionen abzugleiten. Gegenwart und Vergangenheit verwischen mit den aufkommenden Erinnerungen immer mehr. Das ist für uns Leser*innen nicht immer einfach. Moon wird zu einer unzuverlässigen Erzählerin ihrer eigenen Geschichte und es wird immer schwerer zu erkennen, was wahr ist und was der Fantasie entsprungen. Klar ist von Anfang an, dass in dieser Familie etwas gröber im Argen liegt. Immer wieder gibt es Andeutungen und es gilt Schlimmes zu vermuten. Leider bleibt es auch bei Andeutungen.
Es liegt mir fern, mir in der Literatur detaillierte Beschreibungen des Grauens zu wünschen. Doch wenn es zu wage bleibt, ist es schwierig, die Auswirkungen dem Auslöser zuzuordnen. Für mich fühlt sich das hier etwas ambivalent an. Hier hätte die Autorin etwas konkreter werden können. Für meinen Geschmack hängt hier zu viel in der Luft.
Auch den Titel finde ich nicht optimal gewählt, denn wenn man dann das Ende kennt, weiß man, warum in der Familie nicht über das Unglück gesprochen wurde. Außerdem schafft es Moon ganz gut, mit ihrer Freundin über ihre Probleme zu reden. Meiner Meinung nach ist nicht die Wortlosigkeit in Familien Thema des Romans, sondern Schuld und Sühne.
Eine abschließende Bewertung fällt mir hier besonders schwer. Nach langem Nachdenken über das Gelesene habe ich mich für 3,5 Sterne entschieden, die hier zu 4 aufgerundet werden. Eine Empfehlung gebe ich nur an jene Leser*innen, die mit offenen Enden gut leben können.