Stephan Marks, Die Würde des Menschen, Gütersloher Verlagshaus 2010, 240 Seiten, ISBN 978-3-579-06755-1
Stephan Marks, der Autor des hier vorliegenden Buches, hat schon 2007 in seinem Buch „Scham - die tabuisierte Emotion“ erfolgreich versucht, etwas wieder zu beleben und mit neuer Bedeutung
aufzuladen, was mit schlimmen Folgen für die Gesellschaft in den letzten Jahren verloren gegangen…mehrStephan Marks, Die Würde des Menschen, Gütersloher Verlagshaus 2010, 240 Seiten, ISBN 978-3-579-06755-1
Stephan Marks, der Autor des hier vorliegenden Buches, hat schon 2007 in seinem Buch „Scham - die tabuisierte Emotion“ erfolgreich versucht, etwas wieder zu beleben und mit neuer Bedeutung aufzuladen, was mit schlimmen Folgen für die Gesellschaft in den letzten Jahren verloren gegangen ist.
In seinem neuen Buch widmet er sich ausführlich der im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantierten und festgeschriebenen Würde des Menschen, die dort als „unantastbar“ bezeichnet wird.
Tatsächlich aber, so führt Marks überzeugend und erschütternd aus, wird die Würde des Menschen in unserem Land und in unserer Gesellschaft auf eine Weise angetastet und missachtet, die wir oft schon gar nicht mehr wahrnehmen, so haben wir uns schon daran gewöhnt. So werden, meist unwidersprochen, ältere Menschen als „Schrott“ bezeichnet, Arbeitslose als Faulenzer oder gar „Wohlstandsmüll“ und Ostdeutsche als „zurückgeblieben Ossis“ u.v.a.m.
Die Menschenwürde ist in Gefahr , so Marks, zu einem abstrakten Ideal zu werden, das zwar jeder wichtig findet, aber in seinem eigenen Leben nicht mehr mit Inhalt füllen kann. Je weniger die Menschen in unserem Land selbst die Erfahrung gemacht haben, dass man ihre Würde achtet von Anfang an (Elternhaus, Kindengarten und vor allen Dingen in der Schule) desto weniger werden sie es selbst mit anderen tun. Marks spricht davon, den „transgenerationalen“ Teufelskreis aufzubrechen, der immer weitere Missachtungen der Würde anderer Menschen und auch der eigenen generiert. Und er plädiert dafür, die Debatte und die Praxis geübter und gelebter Menschenwürde wieder von den auch gesellschaftlich diskutierten Konfliktfällen wie Stammzellenforschung, Abtreibung und Sterbehilfe hinzulenken auf den Alltag der Menschen in der Familie, in der Schule, an den Arbeitsplätzen, im Altenheim in den Sportvereinen - überall dorthin, wo konkrete Menschen mit anderen konkreten Menschen in irgendeiner Art von Interaktion sind.
Das Wichtigste an diesem Buch ist, dass der Autor die Menschenwürde als einen positiven Begriff mit richtigem Leben füllt und zeigt, wie sich Menschen würdigendes Verhalten im Alltag konstruktiv ausdrückt. Und er zeigt, wie jede und jeder Einzelne mit seinem eigenen Verhalten und Leben zu einer „Kultur der Menschenwürde“ beitragen kann.
Der Rezensent ist davon überzeugt, dass dann, wenn wir eine solche Kultur entwickelt und dabei auch viele alte, vergessene und teilweise verachtete Werte wiederentdeckt haben werden, nicht nur das Lebensklima in unserem Land besser geworden sein wird, sondern auch viele der aktuellen Probleme in der Gesellschaft sich nicht mehr so dramatisch darstellen werden.
Allein: die Tatsache, dass so viele Menschen in ihrer Kindheit und Jugend in ihrer Würde so missachtet wurden, macht es zu einer gigantischen Aufgabe. Doch wie heißt es in einem Lied: „Viele ‚kleine’ Menschen an vielen ‚kleinen’ Orten werden das Gesicht der Welt verändern.“