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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2004

Durch die Wüste

Schon angesichts des schmalen Bändchens kommen  Zweifel, ob der Band aus der renommierten National-Geographic-Reihe dem lapidaren Anspruch des Titels gerecht werden kann. Die Zweifel werden zur Gewißheit, wenn der  Leser feststellt, daß ein großer Teil des Buchs auf den Spuren Marco Polos und anderer historischer Reisender sowie mit der Geschichte der Mongolenreiche, des Dschingis Khan und des Kublai Khan vertan werden, über die man sich lieber von  kompetenter Seite informieren würde. Für das eigentliche Thema, die Durchquerung der Wüste Gobi mit einer Kamelkarawane, seit Sven Hedin und anderen Forschern ein klassischer Knabentraum, bleibt nur ein schmaler Teil - und der bleibt merkwürdig unanschaulich. Was erfahren wir von der Gobi? Daß es da sehr hohe Sanddünen gibt,  die die Karawane zu Umwegen zwingen; daß es Salzseen gibt, was den Autor, nicht aber den Leser überrascht, und daß Trinkwasser sehr knapp ist. "Die Frage der Wasserversorgung ist das Schlüsselproblem in der Wüste." Ansonsten allerlei Ärger mit  Kamelen, Kameltreibern und den Mitreisenden, aber über Antrieb und Einsichten so gut wie nichts. Außer der Wüste hat der Autor noch andere Orte der Inneren Mongolei bereist, nach welchem Plan und weshalb, das wird selten klar. Die Karte mit den Reiserouten hilft auch nicht weiter.  Sie ist sehr lückenhaft und kein Ruhmesblatt für den Verlag, dem wir so viele vorbildliche Publikationen verdanken. Dessen Interesse am Buch scheint überhaupt gering gewesen zu sein. Der Klappentexter etwa verwechselt die Gobi mit der Sahara.

         H.E.R.

"Die Wüste Gobi" von Bruno Baumann. Erschienen in der Reihe "National Geographic Taschenbücher". Verlag Frederking & Thaler, München 2004. 192 Seiten, 26 Farbfotos, zwei Karten. Broschiert, elf Euro. ISBN 3-89405-223-6.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2004

BÜCHER FÜR DIE REISE
Land ohne Wasser
Eine Wanderung durch den trockensten Teil der Wüste Gobi
Die Wüste Gobi, das trockene Meer. Romantisch beschrieben ist sie von ozeangleicher Weite, Lebenswelt des zentralasiatischen Trampeltieres. Ein Land aus Steppen und Halbwüsten, aus deren Tiefen einstmals die Mongolen ausschwärmten, um ein Weltreich zu begründen. Darin die Alashan Shamo, Herzstück der Gobi, das größte und unzugänglichste Sandgebiet der so genannten Todeswüste. Shamo bedeutet so viel wie „wenig bis gar kein Wasser”. Was schon bedeutend unromantischer klingt.
„Von der Höhe des Dünenkammes glitten wir hinunter in die kleine Mongolensiedlung Monggon Bulag. Am letzten Gebäude hörte die Piste jäh auf. Für die chinesischen Fahrer war hier die Welt zu Ende. Wir aber standen erst am Anfang.” Nie zuvor hatte sich jemand quer durch dieses sandige Zentrum der Gobi im Westen Chinas gewagt, bis 1994 dem Abenteurer Bruno Baumann mit seinem Unesco-Team und 30 Kamelen in nur 23 Tagen die schwierige Durchquerung von Ost nach West gelang. Unterwegs besuchte die Expedition die Ruinen der ehemals glanzvollen Stadt Khara Khoto, einem Relikt der Seidenstraße.
Der Reisebericht des Österreichers über eine Tour, bei der er Sandstürmen und Eiseskälte, Durst und Angst ausgesetzt war, die an der Grenze menschlicher und tierischer Möglichkeiten entlang führte, ist dramatisch genug, um ein Buch zu füllen. Dennoch findet der Autor zusätzlich Raum, sein Abenteuer einzuordnen in die Geschichte dieser Wüste samt ihrer Entdecker und Eroberer: Marco Polo, Sven Hedin, die Herrscher der Mongolen.
„Die Wüste Gobi” ist eine Liebeserklärung an die Natur in ihrer elementaren Form. Nicht die Bezwingung mit allen zu Gebote stehenden technischen Mitteln sei das Ziel, sondern sich ihr auszusetzen und sich mit ihren Gesetzmäßigkeiten zu arrangieren. Reduktion bedeutet Gewinn. So wird das Unterwegssein in den Wüsten, Steppen und Gebirgen der Erde zum Erfahrungsweg für Baumann, zum Schlüssel seiner Selbst. „Die Weisheit der Wüste, ihre Qualität der Stille, so hatte mich die Takla Makan gelehrt, erschließt sich nur demjenigen, der sich ihr aussetzt.”
NATALIE WÖRNER
BRUNO BAUMANN: Die Wüste Gobi. Durch das Land ohne Wasser. National Geographic mit Frederking & Thaler, München 2004, 176 Seiten, 11 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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