Wenn die Geschichte von Faye Archer in meinen Augen eins mit Sicherheit NICHT war, dann "wundersam". Tendenziell langweilig, Stirnrunzeln-verursachend oder unaufgeregt trifft es schon eher.
Mit Herrn Marzi ist das so eine Sache. Eigentlich mag ich seine Bücher. Seine Ideen, die da dahinter stecken.
Und vor allem seinen Schreibstil. Der ist fantastisch. Zumindest so lange, bis er mir vor lauter…mehrWenn die Geschichte von Faye Archer in meinen Augen eins mit Sicherheit NICHT war, dann "wundersam". Tendenziell langweilig, Stirnrunzeln-verursachend oder unaufgeregt trifft es schon eher.
Mit Herrn Marzi ist das so eine Sache. Eigentlich mag ich seine Bücher. Seine Ideen, die da dahinter stecken. Und vor allem seinen Schreibstil. Der ist fantastisch. Zumindest so lange, bis er mir vor lauter Metaphern und bildhafter Vergleiche und Umschreibungen und Trallala auf den Keks geht. Diesen Moment gab es bisher bei jedem Marzi-Buch, das ich gelesen habe. Irgendwann wird es mir zuviel.
Die Inhaltsangabe von "Faye Archer" klang aber zu interessant, und außerdem dachte ich mir, ok, ich versuch's, vielleicht reißt mich dieses Buch ja doch so richtig vom Hocker.
Das tat es nicht. Ich fand es schön, von Brooklyn zu lesen; die Eindrücke, die man von diesem Stadtteil und überhaupt New York vermittelt bekommen hat, das hat mir gut gefallen. Auch die Andeutungen zum Buch bzw. Film "Frühstück bei Tiffany" waren interessant - da ich weder Buch noch Film kenne, hat das definitiv mein Interesse geweckt, diesen Umstand mal zu ändern.
Dass mir die Geschichte aber nicht so recht gefallen wollte, lag vornehmlich an 3 Punkten:
1.) Es ist für meinen Geschmack einfach zu wenig passiert. Hier ist fast die ganze Zeit nichts los. Faye geht zur Arbeit, Faye klimpert auf dem Klavier, Faye ist in ihrer Wohnung. Wow.
2.) Faye Archer ist mir so richtig schön unsympathisch. Ich weiß gar nicht, welcher Aspekt an ihrer Person mich am meisten auf die Palme gebracht hat. Sie ist unglaublich verkopft, sie überlegt und grübelt ständig. Sie redet mit sich selbst. Und nicht mal nur so ab und zu, wie man das vielleicht auch von sich selbst kennen mag. Nein, sie begrüßt den neuen Tag, indem sie "Guten Morgen, Tag" sagt, wenn sie aufwacht. Sie spricht sich selbst an nach dem Motto "Faye, du musst dich jetzt langsam mal anziehen." Sie ist so ein unerträglicher Gutmensch, der stets nur die schönen hellen Seiten im Leben sehen möchte - unausstehlich finde ich sowas. Bei ihr ist einfach alles unglaublich ... toll und schön, ihr Leben, ihre Wohnung, das Wetter, ihr unkomplizierter Job, der ihr so Spaß macht und genügend Geld einbringt, die Menschen, die sie jeden Tag sieht - alles rosarot. Man könnte glatt neidisch werden, und irgendwie habe ich den Verdacht, dass es Herr Marzi vielleicht auch genau darauf angelegt hat. Ich bin aber nicht neidisch geworden, nur schlecht gelaunt.
3.) Ich habe das Ende nicht verstanden. Irgendwie gar nicht. Oder vielleicht schon, aber dann müsste ich mir selbst ganz schön viel dazu denken und selbst erklären - weil es einfach so nicht gesagt wurde. Und dann kann es auch sein, dass ich in die völlig falsche Richtung denke. Ich habe das Gefühl, eine wesentliche Erklärung am Ende verpasst zu haben, aber überlesen habe ich nichts. Glaube ich zumindest nicht. (Wer das Ende ohne Probleme verstanden hat, kann sich zwecks Aufklärung gern mal bei mir melden!)
Letztlich bin ich von diesem neuen Marzi-Abenteuer also leider eher enttäuscht. Wirklich mitgerissen hat es mich nicht, interessante Figuren konnte ich darin nicht entdecken, und auch wenn ich den marzi-ischen Schreibstil dieses Mal als durchaus angenehm empfunden habe, hat mir die Geschichte nichts wirklich geben können.