Patanjalis Sutren sind eines der ältesten Zeugnisse der Yoga-Philosophie, dort wird Yoga ausgehend von der Definition, dass Yoga das allmähliche Ausklingenlassen der Gedanken (citti-vrtti-nirodha) ist, in stilistisch sehr komprimierten Versen (Sutren bzw. Sutras) umrissen. Dieser Weg steht im
direkten Gegensatz zum zerstreuten, in unablässigen Gedankengängen gefangenen Alltagsbewusstsein und…mehrPatanjalis Sutren sind eines der ältesten Zeugnisse der Yoga-Philosophie, dort wird Yoga ausgehend von der Definition, dass Yoga das allmähliche Ausklingenlassen der Gedanken (citti-vrtti-nirodha) ist, in stilistisch sehr komprimierten Versen (Sutren bzw. Sutras) umrissen. Dieser Weg steht im direkten Gegensatz zum zerstreuten, in unablässigen Gedankengängen gefangenen Alltagsbewusstsein und eröffnet einen methodischen und damit undogmatischen Weg zur Versenkung. „Anderswo heißt es, dass es allem Wissen, aller Erkenntnis, die durch Worte erlangt wird, an Substanz und objektiver Wirklichkeit mangelt. Eine solche «Wort-Erkenntnis» ist nur fruchtlose Vorstellung (I 9).“
Die Frage, wer ich eigentlich im Grunde meines Bewusstseins, wenn ich alle Äußerlichkeiten abziehe, bin, und das stete Vergegenwärtigen dieses Aspektes machen den Kern dieser Philosophie aus. Aus dieser Perspektive wird die Wirklichkeit in zwei ihrem Wesen nach völlig verschiedene Instanzen unterschieden, nämlich die des „Sehenden“, das ist diejenige Instanz in uns, die letztendlich sieht, hört, fühlt etc., und die des „Gesehenen“, also all dessen, was außerhalb des Bewusstseins liegt und stets nur Objekt der ersteren ist.
„Yoga verlangt daher, das man, wenn man Ernst machen will, das Wesen und die Struktur der Welt zu verstehen, in der man sein Dasein hat, sich nicht auf Wort e und Erfahrungen verlassen darf, ob diese nun von einem selbst oder anderen stammen, und dass man in einem Zustand verweilen soll, in die vorstellende Bewegung des Denkens zur Ruhe gekommen ist.“
So wie die Physik alles auf die Wirkung von nur wenigen fundamentalen Kräften zurückführt, so offenbart die Analyse der Bewusstseinsvorgänge ebenfalls drei grundlegende Kräfte bzw. Qualitäten, die alle realen Objekte in mehr oder weniger starken Maße ausmachen: Aktivität, Ruhe und das Leuchten. Diese korrespondieren u.A.. mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, und entfalten ihre Bedeutung bei der meditativen Einstimmung und Vervollkommnung des Zustands der Gedankenleere. Die messbare Zeit und der messbare Raum sind die Illusionen eines Geistes, der in vergangenen Eindrücken gefangen ist, die von der Erinnerung lebendig erhalten werden.
Zwar ist auch das Bewusstsein Ergebnis der Naturkräfte, allerdings besitzt es die einzigartige Fähigkeit, dem Menschen, dem „Sehenden“, Erfahrungen der objektiven Welt zu vermitteln. Daher muss man die Wirkungen des Bewusstseins erforschen und gründlich verstehen, bevor man irgend etwas anderes richtig verstehen kann. Dies tut Patanjali in den Sutren.
„Die Wirklichkeit ist … eine schöpferische Tat, die das, was ist, tranzendiert. Ohne eine solche Transzendenz bleibt der Mensch ein bloßes Tier ohne jedes Bewusstsein dessen, was alle Wesen belebt. Keine Analyse mit Hilfe von Instrumenten, seinen sie gedanklich oder technisch, wird je im Stande sein, auf den Analysierenden, den Menschen, Licht zu werfen. Letztlich geht es aber um den Menschen und der Mensch und sein Bewusstsein sind Gegenstand von Patanjalis Yoga Darshana.“
Erstaunlich für die Zeit, in der er lebte (zwischen dem ersten vor und dem zweiten Jh. nach Chr.) ist der Reichtum an Wegen und Mittel, die die Sutren dem Leser zum Praktizieren des Yoga eröffnen: Meditation,