Produktdetails
  • List Taschenbücher Nr.60379
  • Verlag: LIST TB.
  • Seitenzahl: 194
  • Deutsch
  • Abmessung: 17mm x 125mm x 187mm
  • Gewicht: 198g
  • ISBN-13: 9783548603797
  • ISBN-10: 3548603793
  • Artikelnr.: 12500308
Autorenporträt
Oriana Fallaci hat mit Titeln wie 'Inschallah', 'Ein Mann' oder 'Brief an ein nie geborenes Kind' in den siebziger und achtziger Jahren Welterfolge gefeiert. Als Kriegsberichterstatterin aus Vietnam und dem Nahen Osten machte sie sich ebenso einen Namen wie durch respektlose Interviews mit den Mächtigen dieser Welt, von Khomeini bis Kissinger. Sie lebte zuletzt in New York City, wo sie auch die Terroranschläge vom 11. September 2001 miterlebte und kämpfte gegen eine langjährige Krebskrankheit an. Am 15. September 2006 erlag sie dieser Krankheit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2002

Trost der Liebe
Oriana Fallaci hat einen neuen
Bestseller geschrieben
Sie sieht sich als Heldin, und so möchte sie eines Tages auch beerdigt werden: am liebsten mit einem militärischen Begräbnis. Oriana Fallaci konnte mit Titeln wie „Inschallah”, „Ein Mann” oder „Brief an ein nie geborenes Kind” in den siebziger und achtziger Jahren Welterfolge feiern. Als Kriegsberichterstatterin aus Vietnam und dem Nahen Osten machte sie sich ebenso einen Namen wie durch respektlose Interviews mit den damals Mächtigen von Khomeini bis Kissinger. Seit zehn Jahren lebt die Autorin in New York, kämpft gegen eine Krebskrankheit an und schreibt zurückgezogen an einem „großen” Roman.
Ihr Schweigen hatte sie nach dem 11. September in einem langen „Brief über die Wut und den Stolz” gebrochen. Auf vier eng bedruckten Zeitungsseiten schüttete sie im Corriere della Sera in einer Schmähschrift empörte Wortkaskaden über einen angeblich verweichlichten europäischen Westen und seine Intellektuellen und Politiker aus. Die islamische Welt, so der Tenor, befände sich im heiligen Krieg gegen die Zivilisation, die man ohne wenn und aber zu verteidigen hätte. Wer heute zwischen Islam und Terrorismus unterscheide sei nur ein „fottuto” (fucked) Intellektueller.
Eine Welle meist begeisterter Leserbriefe brach über die Zeitung herein (siehe SZ vom 6./7.10.2001). Und die Berlusconi-Presse vom populistischen Giornale bis zum intellektuellen Foglio jubelte über den Mut der Fallaci, unbequeme Wahrheiten zu formulieren. Mit einem langen Vorwort angereichert kam der Text Mitte Dezember bei Rizzoli auch als schmales Buch heraus. Der Titel wurde zum Renner des Jahres. In nur zwei Wochen wurden 500000 Exemplare verkauft, inzwischen hat der Verlag 700 000 Stück aufgelegt. In dem Buch sind auch die Passagen des Briefes abgedruckt, welche die Autorin auf Bitten des Corriere für die Zeitungsfassung gekürzt hatte. Und siehe da, in dem undifferenzierten Wortschwall finden sich auch einige böse Seitenhiebe gegen Silvio Berlusconi, der mit Arabern wie dem Saudi Al Walid Geschäfte mache, der den Namen des Vaterlandes („meines Italiens”) für seine Unternehmens-Partei missbraucht habe, und von den Italienern nur aus Verzweiflung gewählt worden sei. Oriana Fallaci wirft Berlusconi außerdem Stillosigkeit und mangelnden Mut vor. Der Jubelpresse hat das gar nicht gefallen. Der Giornale nennt sie jetzt eine „Talibanin” und der Foglio hielt sich vornehm zurück.
Ohne sich in die Debatten einzumischen, die der Brief ausgelöst hatte, ließ sich Oriana Fallaci vergangenen Samstag von Panorama auf neun Doppelseiten porträtieren. Bitter beklagt sie sich darin über den italienischen und europäischen Kulturbetrieb, der ihr alle Anerkennung versage, während sie in Amerika mit Ehrendoktortiteln überhäuft werde und die Boston University eine „Oriana Fallaci’s Special Collection” mit all ihren Manuskripten und Unterlagen (wie die Tonbänder der Interviews) eingerichtet habe. In Italien würde sie von den Kritikern gehasst. Warum? „Weil der Erfolg für diejenigen eine Art Demütigung ist, die glauben, ihn selber verdient zu haben, ihn aber nicht erreichen.” Das gelte aber nicht für die einfachen Leute. Die einfachen Leute liebten die Erfolgreichen, auf die sie ihre Träume und Wünsche projektierten. Die „größte italienische Schriftstellerin”, wie Panorama die Heldin im Kampf mit ihren Kritikern tituliert, hat da keine Zweifel: Die einfachen Leute würden ihre Bücher lieben. „Das tröstet mich, das ehrt mich, das genügt mir.”
HENNING KLÜVER
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