Martha Oberons Sommernachtstraum soll mehr als eine Nacht währen: Drei Monate will die junge Zeichnerin aus London in der italienischen Stadt N. verbringen, um an der Akademie der Schönen Künste das Malen in Öl zu lernen. Eines Abends trifft sie auf Salvatore Spinelli, einen ungreifbaren Luftgeist und Nachkommen jener wunderbaren Familie der Taugenichtse, die zu leben verstehen und viel Zeit für das Lesen und Schauen haben. Er nimmt Martha mit auf eine Reise nach Sizilien, wo beide nahe Palermo in das Getriebe des mondänen Haushalts ihrer französischen Gastgeber Madame und Monsieur Tabarin geraten. Sie eine »Luxusasketin«, er ein Gentleman von gelassener Vornehmheit, der dunklen Geschäften nachgeht. Der Geist des Geldes umweht die Sommervilla, und unten in der Bucht ankert ihre Yacht, die Devil's Kiss, gehütet von dem Butler Balthasar - ein Mann von bösem Zauber, der Martha auf fatale Weise anzieht. Im Atelier von Mrs. Moore, nicht weit von den Tabarins, steht Martha Modell und erlernt das Malen mit Ölfarben. Es öffnen sich ihr die Türen zum Geheimnis einer Kunst, die abseits vom Zeitgeist in jenes Paradies zu führen scheint, in dem wir uns alle schon befinden, es aber nicht wissen wollen. Mit scharfem, dennoch liebevollem Blick und mit ihrer verschwenderischen und eleganten Erzähllust führt Anna Katharina Fröhlich uns nicht nur in die absurde Welt der Tabarins, sondern auch in das psychische Universum von Menschen, die Platon als »gefährliche Künstler« bezeichnet hätte.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Dass Anna Katharina Fröhlichs neue Sommernovelle in ihrer "adjektivsatten, leicht parfümierten" Sprache mehr Stimmung als abgeschlossene Story hat, stört Rezensentin Shirin Sojitrawalla nicht, das Buch überzeugt sie auch so: Im Zentrum steht Martha, die auf Sizilien auf die Yacht eines überreichen Ehepaars eingeladen wird. Ein Paralleluniversum, auf das schon der von Shakespeare entlehnte Nachname Oberon hinweist, betont Sojitrawalla. Die Erzählung wendet sich mit ihrer üppigen Sprache von aktuelle Erzähltrends ab, ist aber höchst lebendig, wie die Kritikerin versichert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Diese Novelle ist völlig nutzlos, sie ist große Kunst.« - Adam Soboczynski, die ZEIT Adam Soboczynski DIE ZEIT 20240626