Die Ybbs wurde vom österreichischen Bildhauer Georg Raphael Donner für einen Brunnen in der Wiener Innenstadt als jugendliche Quellnymphe verewigt. Die übrigen Figuren des 1739 eingeweihten Kunstwerks verkörpern die Flüsse Enns, March und Traun. Im Gegensatz zur jugendlichen Erscheinung der Ybbs wird die Enns durch einen greisen Fährmann symbolisiert, die March durch eine ältere Frau und die Traun durch einen betagten Fischer.
Tatsächlich ist die Ybbs im Vergleich zu den anderen Gewässern ein junger Fluss, der erst am Höhepunkt der Rißeiszeit vor etwa 140.000 Jahren seinen heutigen Lauf angenommen hat. Um seine Mündung von der Enns in die Donau zu verlagern, musste der Fluss die Kalkalpen und die Flyschzone durchbrechen. Dabei entstanden imposante Schluchten und im unteren Abschnitt eine weit verzweigte Wildflusslandschaft mit mächtigen Schotterfeldern.
Entlang der Ybbs erstreckte sich eine bedeutende Kulturlandschaft mit einer bewegten Geschichte. Wer an den Ybbs-Ufern wandert, stößt vielerorts auf stumme Zeugen vergangener Nutzungen. Dazu zählen etwa die Reste der Holzrechen und Klausen, die zur Holztrift dienten, oder die Spuren ehemaliger Wasserkraftanlagen für die Hammerwerke, Schmieden und Schleifereien. Sie belegen, dass der Fluss über viele Jahrhunderte in unterschiedlicher Weise genutzt wurde und für den ökonomischen Aufschwung der Region verantwortlich war.
Die Ybbs hat sich bereits im 16. Jahrhundert zu einer wichtigen Wirtschaftsachse der Eisenwurzen entwickelt, deren Zentrum der steirische Erzberg war. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieser Region war die dezentrale Eisenproduktion. Indem ein großes Gebiet an der Eisenverarbeitung beteiligt war, konnte auf die gesamten Holz- und Wasserkraftressourcen dieses Raums zurückgegriffen werden.
Das vorindustrielle Berg- und Hüttenwesen war keineswegs umwelt- und ressourcenschonend. Für die Versorgung der rasch expandierenden Eisenproduktion mit Holzkohle mussten immer unwegsamereGebiete abgeholzt werden, Kahlschläge in exponierten Lagen erhöhten die Gefahr von Lawinen und Muren. Die Gewässer wurden durch zahlreiche Wehranlagen und Triebwasserausleitungen der Eisen verarbeitenden Betriebe und Mühlen beeinträchtigt. Dazu kamen Klausen für die Holztrift und Schwellwehre für die Flößerei, die die Wasserführung der Ybbs künstlich verändert haben, sowie zahlreiche Uferverbauungen und Holzrechen.
Der Fluss war einerseits Energiespender, Transportweg und Wirtschaftsader. Andererseits bedrohten seine Überflutungen die wirtschaftliche Existenz des Menschen. Das wassergebundene Gewerbe musste seine Betriebsstätten in unmittelbarer Flussnähe ansiedeln. Viele Objekte waren dadurch extrem gefährdet und mussten nach jedem größeren Hochwasser wieder neu aufgebaut werden. Oft genügten schon kleinere Ereignisse, um an den Fludern, Wasserrädern oder Gebäuden gravierende Schäden anzurichten. Die ältesten Dokumente über die Hochwasser der Ybbs stammen aus dem 15. Jahrhundert und zeigen, wie die Schäden im Bereich von Waidhofen beseitigt wurden: Alle Einwohner im Umkreis von drei Meilen mussten sich unter Androhung harter Strafen an den Arbeiten beteiligen. Hochwasser waren in der weiter zurückliegenden Vergangenheit nichts Außergewöhnliches. Der Mensch nutzte den Fluss und stellte sich folglich auf die Gefahren des Flusses ein.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buches bildet die Geschichte des Wasserbaus. Für die Wildflusslandschaft der Ybbs lässt sich die Entwicklung der Regulierungsmaßnahmen anhand zahlreicher Pläne und schriftlicher Quellen eindrucksvoll illustrieren. Die Unterlagen geben einen guten Einblick in die massiven wasserbaulichen Probleme, die trotz aufwendiger Eingriffe über viele Jahrzehnte nicht abnahmen.
Der frühe Wasserbau an der Ybbs orientierte sich am Planungsideal der "Gewässerkorrektion": Das verzweigte und somit "verwilderte" Flussbett sollte "korrigiert", d.h. auf einen Hauptarm eingeengt und b
Tatsächlich ist die Ybbs im Vergleich zu den anderen Gewässern ein junger Fluss, der erst am Höhepunkt der Rißeiszeit vor etwa 140.000 Jahren seinen heutigen Lauf angenommen hat. Um seine Mündung von der Enns in die Donau zu verlagern, musste der Fluss die Kalkalpen und die Flyschzone durchbrechen. Dabei entstanden imposante Schluchten und im unteren Abschnitt eine weit verzweigte Wildflusslandschaft mit mächtigen Schotterfeldern.
Entlang der Ybbs erstreckte sich eine bedeutende Kulturlandschaft mit einer bewegten Geschichte. Wer an den Ybbs-Ufern wandert, stößt vielerorts auf stumme Zeugen vergangener Nutzungen. Dazu zählen etwa die Reste der Holzrechen und Klausen, die zur Holztrift dienten, oder die Spuren ehemaliger Wasserkraftanlagen für die Hammerwerke, Schmieden und Schleifereien. Sie belegen, dass der Fluss über viele Jahrhunderte in unterschiedlicher Weise genutzt wurde und für den ökonomischen Aufschwung der Region verantwortlich war.
Die Ybbs hat sich bereits im 16. Jahrhundert zu einer wichtigen Wirtschaftsachse der Eisenwurzen entwickelt, deren Zentrum der steirische Erzberg war. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieser Region war die dezentrale Eisenproduktion. Indem ein großes Gebiet an der Eisenverarbeitung beteiligt war, konnte auf die gesamten Holz- und Wasserkraftressourcen dieses Raums zurückgegriffen werden.
Das vorindustrielle Berg- und Hüttenwesen war keineswegs umwelt- und ressourcenschonend. Für die Versorgung der rasch expandierenden Eisenproduktion mit Holzkohle mussten immer unwegsamereGebiete abgeholzt werden, Kahlschläge in exponierten Lagen erhöhten die Gefahr von Lawinen und Muren. Die Gewässer wurden durch zahlreiche Wehranlagen und Triebwasserausleitungen der Eisen verarbeitenden Betriebe und Mühlen beeinträchtigt. Dazu kamen Klausen für die Holztrift und Schwellwehre für die Flößerei, die die Wasserführung der Ybbs künstlich verändert haben, sowie zahlreiche Uferverbauungen und Holzrechen.
Der Fluss war einerseits Energiespender, Transportweg und Wirtschaftsader. Andererseits bedrohten seine Überflutungen die wirtschaftliche Existenz des Menschen. Das wassergebundene Gewerbe musste seine Betriebsstätten in unmittelbarer Flussnähe ansiedeln. Viele Objekte waren dadurch extrem gefährdet und mussten nach jedem größeren Hochwasser wieder neu aufgebaut werden. Oft genügten schon kleinere Ereignisse, um an den Fludern, Wasserrädern oder Gebäuden gravierende Schäden anzurichten. Die ältesten Dokumente über die Hochwasser der Ybbs stammen aus dem 15. Jahrhundert und zeigen, wie die Schäden im Bereich von Waidhofen beseitigt wurden: Alle Einwohner im Umkreis von drei Meilen mussten sich unter Androhung harter Strafen an den Arbeiten beteiligen. Hochwasser waren in der weiter zurückliegenden Vergangenheit nichts Außergewöhnliches. Der Mensch nutzte den Fluss und stellte sich folglich auf die Gefahren des Flusses ein.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buches bildet die Geschichte des Wasserbaus. Für die Wildflusslandschaft der Ybbs lässt sich die Entwicklung der Regulierungsmaßnahmen anhand zahlreicher Pläne und schriftlicher Quellen eindrucksvoll illustrieren. Die Unterlagen geben einen guten Einblick in die massiven wasserbaulichen Probleme, die trotz aufwendiger Eingriffe über viele Jahrzehnte nicht abnahmen.
Der frühe Wasserbau an der Ybbs orientierte sich am Planungsideal der "Gewässerkorrektion": Das verzweigte und somit "verwilderte" Flussbett sollte "korrigiert", d.h. auf einen Hauptarm eingeengt und b