Das vorliegende Buch versucht nicht, wie der Titel nahelegen mag, die Geschichte eines Motivs, auch nicht die einer Gattung, sondern die integrierte Darstellung eines literarhistorischen Prozesses an den Phänomenen, die unter dem Begriff des Kunstmärchens, für den hier eine neue Bestimmung vorgeschlagen wird, sinnvollerweise gefaßt werden können. Dabei wird aber eine homogene oder kontinuierliche Struktur dieses Prozesses nicht vorausgesetzt, vielmehr wird immer wieder versucht, der allgemeinen Tendenz das ihr widerstrebende Einzelne entgegenzusetzen, dem abstrakten Begriff die bildhafte Anschauung, dem Ablauf der chronologischen Zeit die innere Zeit der Gegenstände, dem Werk in der Geschichte die Geschichte im Werk. Daher wird eine Darstellungsweise angestrebt, die das Allgemeine und das Besondere, das Bild und den Begriff, das Zitat und die Interpretation nur im Zusammenhang miteinander gelten läßt, die den besonderen Nachdruck auf die Interdependenz der Phänomene und der Darstellungsmittel legt und sich daher mit „Genauigkeit in der Annäherung“ vielleicht am besten beschreiben läßt.