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Die gebürtige Koreanerin Helen Kim schildert eine Jugend im Korea der sechziger Jahre. Sie beschreibt die Unterdrückungsmechanismen innerhalb einer Familie und erzählt vom Mut zweier Frauen, einer Mutter und ihrer elfjährigen Tochter, die verhärteten Machtstrukturen zu bekämpfen.

Produktbeschreibung
Die gebürtige Koreanerin Helen Kim schildert eine Jugend im Korea der sechziger Jahre. Sie beschreibt die Unterdrückungsmechanismen innerhalb einer Familie und erzählt vom Mut zweier Frauen, einer Mutter und ihrer elfjährigen Tochter, die verhärteten Machtstrukturen zu bekämpfen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.1998

Am Tag, als der Regen kam
Trennwand aus Reispapier: Ein Kinderroman aus Korea

Es kommt so leicht und ehrlich daher wie ein Sommerregen: Das Erstlingswerk der koreanischen Schriftstellerin Helen Kim ist eines jener mutigen Bücher, die gerade im Bemühen, den Alltagsschmerz nicht auszusperren, Zuflucht und Schutz bieten.

Schauplatz der Handlung ist das Korea der sechziger Jahre. Die elf Jahre alte Tschunhi erzählt uns von der Zeit des langen Regens, von ihren drei ungleichen Schwestern, von der in der Familie wohnenden zänkischen Großmutter und von ihren Eltern, denen die Liebe wie ein Mantelknopf abhanden kam. Und natürlich von Pjongsu, dem verstörten Waisenknaben, der den Familienfrieden unabsichtlich ins Wanken bringt. Mit dem kindlichen Blick der genauen Beobachtung gelingt es ihr, die verknäulten Familienbande zu entwirren.

Wir erfahren von den patriarchalischen Strukturen im Land, von der gesellschaftlich bedingten Bevorzugung der Söhne, von den traditionellen Familienhierarchien und von der Übermacht der Väter und der Ohnmacht der Mütter. Wir lernen herrschsüchtige Großmütter und herzensgute Omis kennen. Zwischen ihnen lebt Tschunhi und versucht, sich aus den von den Erwachsenen aufgeschnappten Bruchstücken ihre eigene Welt zusammenzubasteln. Eine Welt, in der die Abwesenheit der Väter zur Gewohnheit und der Abschied der Mütter zur Unerträglichkeit wird. Das alles wird so leicht erzählt, wie das Leben schwer scheint.

Dabei versteht es die Autorin, eine sanft knisternde Spannung aufzubauen, die die Neugier des Lesers reizt. Der Neugier aufs Erwachsenwerden entspricht die Neugier Tschunhis, hinter die Trennwände aus Reispapier zu spähen. Manchmal gerät die Autorin ins Plaudern. Doch das verzeiht man ihr gern, entgeht sie doch der eigentlichen Gefahr aller Kinderbücher über fremde Kulturen: der Überfrachtung mit völkerkundlichen Details und anstrengend exotischen Bezeichnungen. Helen Kim findet genau das richtige Maß zwischen Fremdheit und Vertrautheit.

Die Regenzeit dient ihr dabei als bezaubernder Hintergrund für das Geschehen. Der Wechsel der Natur weckt auch in den Menschen Sehnsucht nach Veränderung. Eine zarte Aufbruchstimmung bestimmt Tonfall und Handlung. Die junge Tschunhi schwankt noch zwischen dem Spaß, den es macht, barfuß im Matsch zu gehen, und der Beunruhigung durch erahnte Gefühle in schwüler Atmosphäre. Eine koreanische Kindheit, und doch ein Drängen in die Sphäre der Erwachsenen wie überall. Helen Kim gewährt den Blick hinter die Trennwand des wirklichen Lebens, sachte und aufregend ehrlich. SHIRIN SOJITRAWALLA

Helen Kim: "Die Zeit des langen Regens". Aus dem Amerikanischen von Cornelia Krutz-Arnold. Fischer Verlag, Frankfurt 1998. 328 S., geb., 26,80 DM. Ab 12 J.

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