Explosive Stimmung
Da mich das Thema rund um den Balkankrieg in den 90ern sehr interessiert, wollte ich dieses Buch lesen. Der Krieg wird in die Geschichte eingewoben, die Schauplätze und die Stimmung sind allgegenwärtig. Gleich zu Beginn begleiten wir einer Gruppe junger Männer, die sich durch
ein Minenfeld tasten. Jeder Schritt kann tödlich sein – die spannungsgeladene Atmosphäre überträgt…mehrExplosive Stimmung
Da mich das Thema rund um den Balkankrieg in den 90ern sehr interessiert, wollte ich dieses Buch lesen. Der Krieg wird in die Geschichte eingewoben, die Schauplätze und die Stimmung sind allgegenwärtig. Gleich zu Beginn begleiten wir einer Gruppe junger Männer, die sich durch ein Minenfeld tasten. Jeder Schritt kann tödlich sein – die spannungsgeladene Atmosphäre überträgt sich auf den Leser und lässt eine hochinteressante Geschichte vermuten. Als Kreso auf eine Mine tritt und einer seiner Freunde getötet wird, entwickelt sich ihr Leben in eine völlig neue Richtung. Der Auslöser für viele weitere Ereignisse sind die schrecklichen Erfahrungen an der Front, von denen man immer wieder zwischendurch erfährt.
Als sie einen reichen serbischen Unternehmer in seiner Villa erschießen und dessen Tochter als Geisel nehmen, ahnen sie noch nicht, welche Verwirrungen sie dadurch heraufbeschwören. Doch was sie nun mit dem Mädchen machen wollen, bleibt fürs erste unklar.
Doch diese Episode ist eher zweitrangig. Vordergründig geht es um die junge Generation in diesem Bürgerkrieg, von der die Menschen überfordert sind. Einerseits sind sie gezwungen an der Front ohne Emotion zu töten, andererseits sollen sie im Wochen-Rhythmus ein Privatleben führen. Eine schwierige Situation, mit der die Menschen nicht umgehen können (wie sollte das auch funktionieren). Einerseits wird gemordet – quasi im Auftrag des Vaterlandes – andererseits werden sie für den Mord an dem Unternehmer verfolgt… Diese Doppelmoral zieht sich durch die Geschichte.
Wichtig finde ich, dass herausgekehrt wird, wie es sich mit Ethik und Moral in Krisenzeiten verhält. Schnell werden Werte zur Seite gekehrt, Selbstjustiz tritt in den Vordergrund, während Recht und Gesetz nicht mehr so wichtig scheinen. Der Familienzusammenhalt wird hoch gehalten, auch über ein Verbrechen hinweg.
Sehr gut dargestellt finde ich die Verrohung der Menschen, wie schnell hier ohne mit der Wimper zu zucken über Leben oder Tod entschieden wird, wie sich jeder in ein explosives Pulverfass verwandelt – jederzeit bereit zum Ausbruch zu kommen.
Das Buch ist für mich kein Krimi oder Thriller, was es eigentlich sein sollte. Es handelt sich eher um einen zeitgeschichtlichen Roman, der ein Sittenbild dieser Kriegsgeneration zeigt. Leider konnte mich die Geschichte nicht ganz erreichen, die Charaktere waren zu oberflächlich ausgearbeitet (vielleicht ja so gewollt), so kann man auch während des Lesens keine Sympathie für irgendjemanden entwickeln. Im Großen und Ganzen zu flach, die Geschichte hätte mehr Potenzial. Daher gibt es von mir auch nur 3 Sterne.