Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wer die Verspieltheit des Autors Bora Cosic kennt, wird sich wundern, behauptet der Rezensent Karl-Markus Gauß: statt Arabesken, Zitaten und Abschweifungen, die sonst die überbordende Sprache des exilierten jugoslawischen Schriftstellers prägten, herrsche diesmal ein nüchterner, lapidarer, fast protokollhafter Ton vor. Der gebürtige Kroate, der in Belgrad aufwuchs, dort lange lebte, bevor er sich zunächst nach Istrien zurückzog, um dann ganz nach Deutschland ins Exil zu gehen, zieht Bilanz. Er ordne, so beschreibt Gauß das literarische Verfahren Cosic', aus der Ferne seine Besitztümer, seinen Hausstand, den er in Belgrad zurücklassen musste, und schreibe sich "in einen administrativen" Wahn, der bald auch immaterielle Güter wie Freunde, Erfahrungen, usw. ergreift. Was nimmt man mit, was lässt man da? Am Ende nimmt Cosic, so Gauß beeindruckt vom Galgenhumor des Autors, sogar seine Schwächen und seinen eigenen Tod mit.
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