Markijan Kamysch ist der Sohn eines sogenannten Liquidators, der zu den Rettungs- und Aufräumtrupps gehörte, die nach dem Reaktorunfall die Schäden vor Ort beseitigten. Seit 2010 führt Kamysch illegale Ermittlungen in der Sperrzone von Tschernobyl durch. Beinahe ein Jahr hat er mittlerweile in dem strahlenverseuchten Gebiet um das Atomkraftwerk und die nahe gelegene Stadt Prypjat verbracht und seine Erlebnisse aufgezeichnet. Sein Buch ist das einzigartige literarische Dokument einer Erkundung, für die er seinen Leib riskiert. Als Sohn eines 2003 an den Folgen der Strahlenkrankheit verstorbenen Ersthelfers gehört er der »Generation Tschernobyl« an. Der Ort, der das Leben seiner Familie und das einer ganzen Gesellschaft änderte, ist für ihn »ein Land des Friedens, gefroren und zeitlos«, in dem er eine Art von Freiheit erlebt, die in den Gefängnissen einer total konsumistischen und nihilistischen Gesellschaft zu einem Raum der Utopie geworden ist. Wie ein Blinder findet er sich dortzurecht und nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise zum »exotischsten Ort der Welt«
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Als Nummer 14 seiner kleinen Ukraine-Bibliothek stellt Christian Thomas Markijan Kamyschs nun neu aufgelegtes Buch "Die Zone oder Tschernobyls Söhne" aus dem Jahr 2015 vor. Wir begleiten hier einen Autor, dessen Vater wohl, wie so viele andere, an den Spätfolgen radioaktiver Strahlungen gestorben ist, denen er in der Gefahrenzone ausgesetzt war. Diese Sperrzone wird nun wieder und wieder von seinem Sohn besucht, durch widrigste Umstände und mit der nötigen Mischung aus Mut und Leichtsinn, die den Rezensenten beeindruckt. Existenzialistisch und anarchistisch sind Ort und Text zugleich, wild, irrwitzig und unerbittlich poetisch, findet Thomas.
© Perlentaucher Medien GmbH
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