Der wirtschaftliche Strukturwandel fordert die gesellschaftspolitische Entwicklung zur Dienstleistung. Ist Deutschland ein Standort für Dienstleistungen? Kann sich Deutschland zur Dienstleistungsgesellschaft entwickeln? Dieses Buch gibt Antwort auf diese Fragen. Autoren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft analysieren die aktuelle Situation. Sie belegen die Bedeutung der Dienstleistungsgesellschaft für den Standort Deutschland und zeigen Handlungsbedarf auf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.1997Eine Gesellschaft der Höherqualifizierten
Über die Zukunft der Dienstleistungswirtschaft
Klaus Mangold (Herausgeber): Die Zukunft der Dienstleistung. Fakten - Erfahrungen - Visionen. Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung/Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Frankfurt/Wiesbaden 1997, 275 Seiten, 72 DM.
Wenn man von Roman Herzog, dem Bundespräsidenten, hört: "Nicht mehr Autobahnen für ohnehin nicht zu absorbierende Verkehrsströme, sondern ein funktionierendes, weltweit eingebundenes Netz von Datenautobahnen wird über die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland als Dienstleistungsbereich entscheiden", dann muß die Industrie wohl reagieren. Also hat debis (Daimler-Benz/InterServices) einen Dienstleistungskongreß im Abgeordnetenhaus in Berlin veranstaltet, wo Fachleute aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien über die "Zukunft der Dienstleistung" diskutiert haben. Das alles liegt nun in einem von Klaus Mangold herausgegebenen Band vor, der "Fakten, Erfahrungen, Visionen" vermitteln soll.
Wie lautet die zentrale Aussage dieses Buches, in dem neben Mangold und Herzog unter anderen auch der Harvard-Professor und einstige Clinton-Minister Robert B. Reich, Rupert Scholz, Martin Bangemann, Thomas Middelhoff, der Multimedia-/AOL-Chef der Bertelsmann AG, John Diebold, Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, zu Wort kommen? In Deutschland trägt die Industrie zur gesamten Wertschöpfung nur noch 35 Prozent bei, obwohl - wie Mangold berichtet - die Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Ländern wie Japan, den Vereinigten Staaten oder Frankreich eher noch einen Nachholbedarf bei den Dienstleistungen habe.
Die Verflechtung der verschiedenen Bereiche ist das Kennzeichen gegenwärtiger Wirtschaft: Der Dienstleistungsbereich kauft Industrieprodukte, um seine Aufgaben erfüllen zu können, und die Industrie kann nur mit Hilfe elaborierter unternehmensnaher Dienstleistungen ihre Produkte verkaufen. Die Informationswirtschaft verkauft unter dem Stichwort "produzierende Dienstleistungen" im weiteren Medien- und im Mehrwertdienstbereich immer mehr Produkte auf dem Markt, und zwar mit globaler Tendenz. Und die Endnutzer - das allgemeine Publikum - konsumieren zunehmend alles: Industriegüter, Informationsprodukte, und sie beanspruchen beratende, heilende, pflegende, abfallbeseitigende, administrierende, freizeitgestaltende, bildende Dienstleistungen.
Schafft das nun alles neue Arbeitsplätze, und ist die Hoffnung berechtigt, "der Dienstleistungssektor wird zum Beschäftigungsmotor" (Mangold), so wie man es mit Blick auf die Vereinigten Staaten vermutet? Auf die Frage des Moderators Jürgen Jeske an Peter Eichhorst, den objektorientierten Geschäftsmodellierungs-Fachmann, "Würden Sie denn sagen, unter dem Strich braucht man mehr oder weniger Arbeitskräfte?", kommt die lapidare Antwort, um die dann auch im Buch herumlaviert wird: "Ich glaube, es sind leider weniger."
Dennoch - es gibt keine Alternative. Die Industrie, die Technik und die Naturwissenschaften werden es immer weniger richten. Wo hat die Bundesrepublik Defizite? Vor allem fehlt es wohl an einer Dienstleistungsmentalität, die für sich schon Berge versetzen könnte. Und es fehlt an Initiative und Risikobereitschaft. In Deutschland, berichtet Hagen Krämer, habe sich von 1980 bis 1995 die Zahl der Arbeitsplätze um 1,5 Millionen erhöht, in der gleichen Zeit in den Vereinigten Staaten um rund 26 Millionen (plus 29 Prozent). Das ist fast ausschließlich auf den privaten Dienstleistungsbereich zurückzuführen. Einig sind sich alle Autoren auch darin, daß die Dienstleistungsgesellschaft eine Gesellschaft der Höherqualifizierten ist. Das trifft nicht nur für die Informationsberufe zu, für die eine akademische Qualifizierung ohnehin erforderlich ist, sondern für alle Dienstleistungsbereiche.
Das Buch vermittelt - neben den politischen und ökonomischen Aussagen - viele Fakten, Erfahrungen, gute Arbeitsmarktanalysen und - man staune - zaghafte Ansätze zu Visionen. RAINER KUHLEN
(Professor für Informationswissenschaften an der Universität Konstanz)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Über die Zukunft der Dienstleistungswirtschaft
Klaus Mangold (Herausgeber): Die Zukunft der Dienstleistung. Fakten - Erfahrungen - Visionen. Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung/Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Frankfurt/Wiesbaden 1997, 275 Seiten, 72 DM.
Wenn man von Roman Herzog, dem Bundespräsidenten, hört: "Nicht mehr Autobahnen für ohnehin nicht zu absorbierende Verkehrsströme, sondern ein funktionierendes, weltweit eingebundenes Netz von Datenautobahnen wird über die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland als Dienstleistungsbereich entscheiden", dann muß die Industrie wohl reagieren. Also hat debis (Daimler-Benz/InterServices) einen Dienstleistungskongreß im Abgeordnetenhaus in Berlin veranstaltet, wo Fachleute aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien über die "Zukunft der Dienstleistung" diskutiert haben. Das alles liegt nun in einem von Klaus Mangold herausgegebenen Band vor, der "Fakten, Erfahrungen, Visionen" vermitteln soll.
Wie lautet die zentrale Aussage dieses Buches, in dem neben Mangold und Herzog unter anderen auch der Harvard-Professor und einstige Clinton-Minister Robert B. Reich, Rupert Scholz, Martin Bangemann, Thomas Middelhoff, der Multimedia-/AOL-Chef der Bertelsmann AG, John Diebold, Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, zu Wort kommen? In Deutschland trägt die Industrie zur gesamten Wertschöpfung nur noch 35 Prozent bei, obwohl - wie Mangold berichtet - die Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Ländern wie Japan, den Vereinigten Staaten oder Frankreich eher noch einen Nachholbedarf bei den Dienstleistungen habe.
Die Verflechtung der verschiedenen Bereiche ist das Kennzeichen gegenwärtiger Wirtschaft: Der Dienstleistungsbereich kauft Industrieprodukte, um seine Aufgaben erfüllen zu können, und die Industrie kann nur mit Hilfe elaborierter unternehmensnaher Dienstleistungen ihre Produkte verkaufen. Die Informationswirtschaft verkauft unter dem Stichwort "produzierende Dienstleistungen" im weiteren Medien- und im Mehrwertdienstbereich immer mehr Produkte auf dem Markt, und zwar mit globaler Tendenz. Und die Endnutzer - das allgemeine Publikum - konsumieren zunehmend alles: Industriegüter, Informationsprodukte, und sie beanspruchen beratende, heilende, pflegende, abfallbeseitigende, administrierende, freizeitgestaltende, bildende Dienstleistungen.
Schafft das nun alles neue Arbeitsplätze, und ist die Hoffnung berechtigt, "der Dienstleistungssektor wird zum Beschäftigungsmotor" (Mangold), so wie man es mit Blick auf die Vereinigten Staaten vermutet? Auf die Frage des Moderators Jürgen Jeske an Peter Eichhorst, den objektorientierten Geschäftsmodellierungs-Fachmann, "Würden Sie denn sagen, unter dem Strich braucht man mehr oder weniger Arbeitskräfte?", kommt die lapidare Antwort, um die dann auch im Buch herumlaviert wird: "Ich glaube, es sind leider weniger."
Dennoch - es gibt keine Alternative. Die Industrie, die Technik und die Naturwissenschaften werden es immer weniger richten. Wo hat die Bundesrepublik Defizite? Vor allem fehlt es wohl an einer Dienstleistungsmentalität, die für sich schon Berge versetzen könnte. Und es fehlt an Initiative und Risikobereitschaft. In Deutschland, berichtet Hagen Krämer, habe sich von 1980 bis 1995 die Zahl der Arbeitsplätze um 1,5 Millionen erhöht, in der gleichen Zeit in den Vereinigten Staaten um rund 26 Millionen (plus 29 Prozent). Das ist fast ausschließlich auf den privaten Dienstleistungsbereich zurückzuführen. Einig sind sich alle Autoren auch darin, daß die Dienstleistungsgesellschaft eine Gesellschaft der Höherqualifizierten ist. Das trifft nicht nur für die Informationsberufe zu, für die eine akademische Qualifizierung ohnehin erforderlich ist, sondern für alle Dienstleistungsbereiche.
Das Buch vermittelt - neben den politischen und ökonomischen Aussagen - viele Fakten, Erfahrungen, gute Arbeitsmarktanalysen und - man staune - zaghafte Ansätze zu Visionen. RAINER KUHLEN
(Professor für Informationswissenschaften an der Universität Konstanz)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Das Buch vemittelt - neben den politischen und ökonomischen Aussagen - viele Fakten, Erfahrungen, gute Arbeitsmarktanalysen ..." (Frankfurter Allgemeine Zeitung) "... Der Beitrag von Böhlke, der von Paul Achleitner, Bernhard Jagoda und Hagen Krämer sind besonders lesenswerte Ausführungen (dieses Bandes) ..." (Horizont) "(Das Buch) betont die grosse Bedeutung der Dienstleistungen für den Standort Deutschland und zeigt den damit verbundnen Handlungsbedarf zielführend auf..." (DIE BANK)