Wie würde sich uns die Welt mit ihren Problemen und Möglichkeiten präsentieren, wenn wir aus dem Weltall auf sie blickten? Marc Augé zeigt in seinem visionären Manifest, dass die Erdlinge angesichts der ökologischen, demografischen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen nur eine Zukunft haben, wenn sie sich als wirklich globale Gemeinschaft sehen und auch endlich dementsprechend handeln. Während wir mit den unablässigen technologischen Umwälzungen und der vollständigen globalen Vernetzung kaum mehr Schritt halten können, hat sich die Weltbevölkerung in drei Klassen aufgeteilt: wenige Mächtige, eine Masse von satten Konsumenten und das große Heer derer, die von Arbeit und Gütern ausgeschlossen sind. Nur wenn wir uns sowohl auf der kleinsten persönlichen Ebene wie im weltgesellschaftlichen Maßstab gegenseitig als Erdlinge erkennen, kann eine neue übergreifende Solidarität erwachsen - im Zentrum steht dabei eine Ressource, die unendlich oft teilbar ist, ohne weniger zu werden: das weltweite Wissen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Das "Zeitalter der großen Erzählungen" ist vorbei, muss Rezensentin Tabea Grzesyk nach der Lektüre des nun in Buchform erschienenen Turiner Vortrags des französischen Anthropologen und Ethnologe Marc Augé erkennen. Denn dank Digitalisierung, Globalisierung und "entfesselter Mobilität" sind wir längst in der Zukunft angekommen und die sieht nicht gerade rosig aus, erfährt die Kritikerin: Die Gesellschaft sei heute unterteilt in die Gruppen der "Mächtigen, der Konsumenten und der Ausgeschlossenen", der Konsument habe den Gattungsbegriff des Menschen abgelöst. Aber laut Augé besteht Hoffnung: Von einer "Weltgesellschaft" jenseits von Nationen und kulturellen Unterschieden, der es vor allem auf Wissensvermehrung ankomme, kann der Autor der Rezensentin zwar durchaus flüssig und eingehend erzählen - überzeugen kann er sie indes nicht: "Wissen ist stets auch Herrschaftswissen" gibt Grzeszyk zu bedenken: Und wer sagt, dass die gesamte Menschheit von der gleichen Zukunft träumt?
© Perlentaucher Medien GmbH
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