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Es gibt Werte, die stehen über dem Shareholder-Value Das Buch untersucht die Erscheinungsform des gegenwärtigen Kapitalismus: die Folgen der Globalisierung auf die Finanzmärkte sowie auf Unternehmensstrukturen, aber auch auf das alltägliche Leben, auf Familie, Geschlechterverhältnisse und auf die Sozialstruktur der Gesellschaft. Mit Beiträgen von Ulrich Beck, Manuel Castells, Jeff Faux und Larry Mishel, Anthony Giddens, Arlie R. Hochschild, Will Hutton, Robert Kuttner, Richard Sennett, Vandana Shiva, George Soros, Polly Toynbee und Paul A. Volcker.

Produktbeschreibung
Es gibt Werte, die stehen über dem Shareholder-Value
Das Buch untersucht die Erscheinungsform des gegenwärtigen Kapitalismus: die Folgen der Globalisierung auf die Finanzmärkte sowie auf Unternehmensstrukturen, aber auch auf das alltägliche Leben, auf Familie, Geschlechterverhältnisse und auf die Sozialstruktur der Gesellschaft. Mit Beiträgen von Ulrich Beck, Manuel Castells, Jeff Faux und Larry Mishel, Anthony Giddens, Arlie R. Hochschild, Will Hutton, Robert Kuttner, Richard Sennett, Vandana Shiva, George Soros, Polly Toynbee und Paul A. Volcker.
Autorenporträt
Will Hutton ist Autor der Bände The State we're in und The State to come und Hauptvorstand der In-dustrial Society.Anthony Giddens ist Direktor der London School of Economics.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2002

Topmanager ohne Wurzeln
Der globale Kapitalismus zwischen Produktivität und Auflösung

Will Hutton/Anthony Giddens (Herausgeber): Die Zukunft des globalen Kapitalismus. Campus Verlag, Frankfurt 2001, 273 Seiten. 29,90 Euro.

Inmitten einer Globalisierungsdiskussion traf der amerikanische Präsident George Bush den Nagel auf den Kopf: Die Welt, sagte er, wird mit jedem Tag globaler. An diejenigen, die gerne ausführlicher Bescheid wissen möchten, wendet sich eine britische Aufsatzsammlung unter dem Titel "On the Edge" (zu deutsch: Am Rande), die nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Dem Journalisten Will Hutton verdankt man mehrere Bestseller zu Fragen der Industriegesellschaft. Anthony Giddens, Direktor der London School of Economics, hat die Neuauflage des Begriffs vom Dritten Weg geprägt, der zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts den Programmen Tony Blairs und Gerhard Schröders geistig Pate stand. Der englische Buchtitel suggeriert die Tendenz der Aufsätze, denn wohin richtet sich der Blick, wenn man am Rande steht, wenn nicht in einen Abgrund?

Die Globalisierung, wie sie die dreizehn Autoren dieses Bandes wahrnehmen, breitet sich über Ländergrenzen, Rechtssysteme und Kulturkreise aus, vorangetrieben durch multinationale Konzerne, die überall dort Arbeitskräfte einsetzen und Kunden suchen, wo sie sich die größten Gewinnspannen versprechen. Die Triebfeder multinationaler Konzerne ist die Gewinnmaximierung, und diese Flutwelle überspült, was nicht ihren Zwecken dient. Der Reichweite traditioneller sozialer Rahmen wie Staat, Gesellschaft und Familie sind geographische Grenzen gesetzt, und sie werden von der Globalisierung überflutet wie Sandburgen vom Meer. So produziert die Globalisierung ein immenses Angebot an Gütern, während die Kommerzialisierung überkommene Einrichtungen sozialer Zusammengehörigkeit auflöst. Die Konturen persönlicher und sozialer Identität verschwimmen. Johann Wolfgang Goethe, der den Begriff der Weltkultur ersann, hatte sich darunter etwas anders vorgestellt als die Allgegenwart von Adidas und Armani.

Wenn der Börsenwert des Internetbuchhändlers Amazon im Dezember 1998 doppelt so hoch war wie die Gesamtkapitalisierung der russischen Börse, dann ist dies für Manuel Castells dementsprechend Zeichen einer aus den Fugen geratenen Wirtschaftsordnung. Nach Paul Volcker, George Soros, Jeff Faux und Larry Mishel sind multilaterale Institutionen dieser Herausforderung nicht gewachsen. Durch die Globalisierung wandern nach Einschätzung von Randana Shiva "die Ressourcen von den Armen zu den Reichen, während umgekehrt die Umweltverschmutzung von den Reichen auf die Armen verlagert wird". Robert Kuttner fordert angesichts der Ungleichgewichte der Finanzmärkte eine neue weltwirtschaftliche Rahmenvereinbarung nach Vorbild von Bretton Woods.

Der zweite Themenkreis des Bandes bezieht sich auf Auswirkungen der Globalisierung auf das Leben von Familien und Einzelpersonen. Arlie Hochschild schildert die Auswirkungen der Migration von Frauen aus Entwicklungsländern, die ihre eigenen Familien zurücklassen und sich in reichen Ländern als Haushälterinnen verdingen. Ulrich Beck vermerkt, daß die Unübersichtlichkeit der Globalisierung die individuelle Lebensplanung gesteigerten Risiken aussetzt. Richard Sennett beschreibt in einem sensiblen Aufsatz, wie die Globalisierung die persönliche Identifizierung mit der Umwelt auflöst: Einst waren die Patrizier aus Hamburg oder Boston stolz auf ihre Stadt und schmückten sie mit philantropischen Einrichtungen; die heutigen Topmanager indes leben aus dem Koffer und schlagen nirgendwo Wurzeln.

Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches hat sich der Globus oft gedreht. Daher erscheinen gerade jene Aufsätze bemerkenswert, welche ihrer Zeit voraus waren. Dazu gehört Paul Volckers Klarstellung, daß die Korruption nicht nur in Entwicklungsländern vorkommt: In den achtziger Jahren verspielte das texanische Bankwesen durch dubiose Machenschaften sein gesamtes Kapital. Schade, daß die Vorstände der texanischen Enron diesen Aufsatz nicht beherzigt haben.

BENEDIKT KOEHLER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Band bietet Perspektiven der Globalisierung aus Sicht von 13 Autoren. Die grundsätzliche Diagnose scheinen sie zu teilen: "Gewinnmaximierung" ohne Rücksichten auf nationale Grenzen oder auf bestehende "soziale Rahmen" ist der Kern der Entwicklung, am Ende steht die "Allgegenwart von Adidas und Armani". Manuel Castells zweifelt an der Wirtschaftsordnung im Vergleich des Börsenwertes von Amazon (1998) und des - niedrigeren - Gesamtwerts der russischen Börse. Richard Sennett beschreibt - in einem Aufsatz, den der Rezensent Benedikt Koehler "sensibel" nennt -, wie die Manager von heute ihre Verwurzelung in der Region verloren haben. Nicht alles in dem Band, so Koehler, ist ganz aktuell, anderes aber erscheint heute - nach Enron - umso prophetischer, etwa Paul Volckers Beschreibung korrupter Praktiken im "texanischen Bankwesen".

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