Al Gore, der ehemalige Vizepräsident der USA, Friedensnobelpreisträger und Bestsellerautor, wagt in seinem neuen Buch einen Blick in die Zukunft. Er identifiziert diejenigen Kräfte, die unser Leben in den kommenden Jahrzehnten am stärksten verändern werden, und zeichnet so ein beeindruckend detailliertes Bild der Welt von morgen. Denn, so Gore, nur wem es gelingt, die Chancen und Risiken der Zukunft zu erkennen, kann sie auch gestalten.
Wir leben in einer Zeit umwälzender Veränderungen. Aus der Vielzahl der Kräfte, die unsere Welt formen, greift Al Gore diejenigen heraus, die unsere Zukunft am radikalsten prägen werden: Neben der weiter zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft sind das die Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse, eine fehlgeleitete, allein auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftspolitik, der nicht nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen sowie die Revolutionen in der digitalen Kommunikation, in der Biotechnik, den Neurowissenschaftenund der Gentechnik. Inwiefern wir diese Entwicklungen gewinnbringend nutzen können und ab wann sie für uns zum Risiko werden, das debattiert Gore in seinem neuen, umfassenden Bestseller über unsere Zukunft.
Wir leben in einer Zeit umwälzender Veränderungen. Aus der Vielzahl der Kräfte, die unsere Welt formen, greift Al Gore diejenigen heraus, die unsere Zukunft am radikalsten prägen werden: Neben der weiter zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft sind das die Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse, eine fehlgeleitete, allein auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftspolitik, der nicht nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen sowie die Revolutionen in der digitalen Kommunikation, in der Biotechnik, den Neurowissenschaftenund der Gentechnik. Inwiefern wir diese Entwicklungen gewinnbringend nutzen können und ab wann sie für uns zum Risiko werden, das debattiert Gore in seinem neuen, umfassenden Bestseller über unsere Zukunft.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die Frage ob die Welt, aber vor allem Amerika, zu kompliziert und zu sehr den Interessen des großen Geldes ausgeliefert sei, um noch gerettet zu werden, bildet, so ein durchaus angetaner Rainer Stephan, den roten Faden in Al Gores "Die Zukunft". Um diese Frage zu diskutieren, schreibt der Rezensent zusammenfassend, widmet sich Gore in sechs Kapiteln verschiedenen Aspekten aus Wirtschaft, Politik, Ökologie und Gesellschaft und setzt diese miteinander in Verbindung. Das Ergebnis ist laut Stephan eine gut recherchierte, gelungen interpretierte und systematisierte Bestandsaufnahme der aktuellen Situation in den Vereinigten Staaten. Sieht man von dem Amerika-Optimismus und Amerikazentrismus ab, der der gesamten Debatte innewohne, sei der vorliegende Band sehr interessant und - mit geringen Vorbehalten - zu empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.06.2014Wie wir Wachstum wirklich definieren sollten
Die unsichtbare Hand wird die Probleme nicht lösen: Ex-Vizepräsident Al Gore sondiert den globalen Wandel
Al Gore, Ex-Vizepräsident der Vereinigten Staaten und mittlerweile erfolgreicher Sachbuchautor, geht in seinem Buch einer Frage nach, die ihn, wie er zu Beginn anekdotisch erläutert, bereits seit Jahren beschäftigt: Was treibt den globalen Wandel voran? Das Resultat seiner Überlegungen und Diskussionen ist die Identifizierung von sechs Kräften, die nach seiner Ansicht die Welt radikal verändern werden.
Im ersten Kapitel, "Die Welt AG", beschreibt Gore die Kräfte des globalen Finanz- und Technologiekapitalismus. Das Themenspektrum reicht von der Bedeutung globaler Wertschöpfungsketten über die Innovationskraft der Digitalisierung (Big Data und 3D-Drucker) bis zum digitalisierten und automatisierten Hochfrequenz-Finanzkapitalismus, von der Robotik bis den Herausforderungen der Ressourcenverknappung. Insbesondere im Zusammenfallen des Outsourcing von Arbeitskraft in globalen Wertschöpfungsketten und dem sogenannten Robosourcing, dem Ersetzen menschlicher Arbeitskraft durch intelligente Maschinen, sieht Gore eine Gefahr für das auf Erwerbsarbeit gründende Gesellschaftsmodell.
Im zweiten Kapitel, "Das Weltgehirn", steht die global-zivilisatorische Bedeutung des Internets im Zentrum. Fluch und Segen des Internets liegen für Gore eng beieinander: emanzipatorischen und partizipativen Möglichkeiten stehen Risiken mangelnden Datenschutzes und bei der Cybersicherheit gegenüber. Im Kapitel "Machtfragen" werden dann zwei große Themen adressiert: zum einen die geopolitischen Verschiebungen von West-Nord nach Ost-Süd sowie die Akkumulation von Kapital und Macht bei multinationalen Konzernen. Noch stärker als in den anderen Kapiteln wird dabei die Bedeutung Chinas für die Zukunftsentwicklung thematisiert und ein kritischer Blick auf Schwächen des amerikanischen Politik- und Gesellschaftssystems gerichtet.
Das Kapitel "Auswüchse" widmet sich der Problematik von Wachstum auf einem begrenzten Planeten. Detailreich werden die Herausforderungen von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum diskutiert. Hart kritisiert Al Gore die Messung von (Wirtschafts-)Wachstum anhand des Bruttoinlandsprodukts, weil es soziale und ökologische Neben- und Folgekosten ausblendet und damit nicht das Wachstum von zukunftsfähigem Wohlstand abbildet. Auch die Auswüchse der Ausbeutung natürlicher Lebensgrundlagen durch industrialisierte Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft werden angeführt.
Im Kapitel "Die Neuerfindung von Leben und Tod" beschäftigt Gore sich mit Entwicklungen auf dem Feld der Biowissenschaften und Medizin. Ein buntes Potpourri aktuell diskutierter Fragen wird erörtert: Synthetische Biologie, menschliches Klonen, Stammzellforschung, PID, Neo-Eugenik, Self-Tracking-Technologie, personalisierte Medizin, Gentechnik und Lebensmittel. Die sechste im Buch behandelte Triebkraft schließlich ist der globale ökologische Wandel, insbesondere der Klimawandel. In diesem Kapitel gewinnt man den Eindruck, das Al Gore, der den Friedensnobelpreis für seinen Beitrag zur internationalen Klimapolitik bekommen hat, den Klimawandel und seine Folgen für Artenvielfalt, Wasserkreislauf und menschliche Gesundheit für die gefährlichste der sechs Kräfte hält. Er zerpflückt die vermeintlichen Gegenargumente von Klimaskeptikern und zeigt, mit welchen Strategien insbesondere die Öl-, Gas- und Kohleindustrie die politische und öffentliche Debatte beeinflusst, gerade bei Themen wie Fracking und Geoengineering.
Nach fast fünfhundert Seiten Diagnostik hofft man im Schlusskapitel auf Antworten. Man bekommt sie nur ansatzweise. So sieht Gore etwa emanzipatorische Potentiale im Internet als Weltgehirn und auch Möglichkeiten, Anreize für die Gemeinwohlorientierung zu stärken. An der globalen Führungsrolle der Vereinigten Staaten lässt er dabei keinen Zweifel.
Die zentrale Vorbedingung liegt für Gore jedoch in der Neuausrichtung der deformierten kapitalistischen Demokratie: "Was wir (. . .) zu tun haben, ist so trügerisch einfach: steuern! Das bedeutet, dass wir die überhandnehmenden Mängel und Fehlentwicklungen des Kapitalismus und der Selbstverwaltung abstellen müssen. Es bedeutet, dass wir den zerstörerischen Einfluss des Geldes in der Politik kontrollieren, die erdrückende Herrschaft der Sonderinteressen brechen und das gesunde Funktionieren des kollektiven Entscheidungsprozesses in der repräsentativen Demokratie zur Förderung der öffentlichen Interesse wiederherstellen müssen."
Auch wenn vieles im Buch nicht neu ist und überdies oft auf die Situation in den Vereinigten Staaten bezogen: Es ist auch für Leser in Deutschland interessant, um sich einen Überblick über eine Welt im Wandel zu verschaffen.
HARALD HEINRICHS.
Al Gore: "Die Zukunft". Sechs Kräfte, die unsere Welt verändern. Aus dem Englischen von Anne Emmert, Thomas Pfeiffer, Werner Roller. Siedler Verlag, München 2014. 624 S., geb., 26,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die unsichtbare Hand wird die Probleme nicht lösen: Ex-Vizepräsident Al Gore sondiert den globalen Wandel
Al Gore, Ex-Vizepräsident der Vereinigten Staaten und mittlerweile erfolgreicher Sachbuchautor, geht in seinem Buch einer Frage nach, die ihn, wie er zu Beginn anekdotisch erläutert, bereits seit Jahren beschäftigt: Was treibt den globalen Wandel voran? Das Resultat seiner Überlegungen und Diskussionen ist die Identifizierung von sechs Kräften, die nach seiner Ansicht die Welt radikal verändern werden.
Im ersten Kapitel, "Die Welt AG", beschreibt Gore die Kräfte des globalen Finanz- und Technologiekapitalismus. Das Themenspektrum reicht von der Bedeutung globaler Wertschöpfungsketten über die Innovationskraft der Digitalisierung (Big Data und 3D-Drucker) bis zum digitalisierten und automatisierten Hochfrequenz-Finanzkapitalismus, von der Robotik bis den Herausforderungen der Ressourcenverknappung. Insbesondere im Zusammenfallen des Outsourcing von Arbeitskraft in globalen Wertschöpfungsketten und dem sogenannten Robosourcing, dem Ersetzen menschlicher Arbeitskraft durch intelligente Maschinen, sieht Gore eine Gefahr für das auf Erwerbsarbeit gründende Gesellschaftsmodell.
Im zweiten Kapitel, "Das Weltgehirn", steht die global-zivilisatorische Bedeutung des Internets im Zentrum. Fluch und Segen des Internets liegen für Gore eng beieinander: emanzipatorischen und partizipativen Möglichkeiten stehen Risiken mangelnden Datenschutzes und bei der Cybersicherheit gegenüber. Im Kapitel "Machtfragen" werden dann zwei große Themen adressiert: zum einen die geopolitischen Verschiebungen von West-Nord nach Ost-Süd sowie die Akkumulation von Kapital und Macht bei multinationalen Konzernen. Noch stärker als in den anderen Kapiteln wird dabei die Bedeutung Chinas für die Zukunftsentwicklung thematisiert und ein kritischer Blick auf Schwächen des amerikanischen Politik- und Gesellschaftssystems gerichtet.
Das Kapitel "Auswüchse" widmet sich der Problematik von Wachstum auf einem begrenzten Planeten. Detailreich werden die Herausforderungen von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum diskutiert. Hart kritisiert Al Gore die Messung von (Wirtschafts-)Wachstum anhand des Bruttoinlandsprodukts, weil es soziale und ökologische Neben- und Folgekosten ausblendet und damit nicht das Wachstum von zukunftsfähigem Wohlstand abbildet. Auch die Auswüchse der Ausbeutung natürlicher Lebensgrundlagen durch industrialisierte Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft werden angeführt.
Im Kapitel "Die Neuerfindung von Leben und Tod" beschäftigt Gore sich mit Entwicklungen auf dem Feld der Biowissenschaften und Medizin. Ein buntes Potpourri aktuell diskutierter Fragen wird erörtert: Synthetische Biologie, menschliches Klonen, Stammzellforschung, PID, Neo-Eugenik, Self-Tracking-Technologie, personalisierte Medizin, Gentechnik und Lebensmittel. Die sechste im Buch behandelte Triebkraft schließlich ist der globale ökologische Wandel, insbesondere der Klimawandel. In diesem Kapitel gewinnt man den Eindruck, das Al Gore, der den Friedensnobelpreis für seinen Beitrag zur internationalen Klimapolitik bekommen hat, den Klimawandel und seine Folgen für Artenvielfalt, Wasserkreislauf und menschliche Gesundheit für die gefährlichste der sechs Kräfte hält. Er zerpflückt die vermeintlichen Gegenargumente von Klimaskeptikern und zeigt, mit welchen Strategien insbesondere die Öl-, Gas- und Kohleindustrie die politische und öffentliche Debatte beeinflusst, gerade bei Themen wie Fracking und Geoengineering.
Nach fast fünfhundert Seiten Diagnostik hofft man im Schlusskapitel auf Antworten. Man bekommt sie nur ansatzweise. So sieht Gore etwa emanzipatorische Potentiale im Internet als Weltgehirn und auch Möglichkeiten, Anreize für die Gemeinwohlorientierung zu stärken. An der globalen Führungsrolle der Vereinigten Staaten lässt er dabei keinen Zweifel.
Die zentrale Vorbedingung liegt für Gore jedoch in der Neuausrichtung der deformierten kapitalistischen Demokratie: "Was wir (. . .) zu tun haben, ist so trügerisch einfach: steuern! Das bedeutet, dass wir die überhandnehmenden Mängel und Fehlentwicklungen des Kapitalismus und der Selbstverwaltung abstellen müssen. Es bedeutet, dass wir den zerstörerischen Einfluss des Geldes in der Politik kontrollieren, die erdrückende Herrschaft der Sonderinteressen brechen und das gesunde Funktionieren des kollektiven Entscheidungsprozesses in der repräsentativen Demokratie zur Förderung der öffentlichen Interesse wiederherstellen müssen."
Auch wenn vieles im Buch nicht neu ist und überdies oft auf die Situation in den Vereinigten Staaten bezogen: Es ist auch für Leser in Deutschland interessant, um sich einen Überblick über eine Welt im Wandel zu verschaffen.
HARALD HEINRICHS.
Al Gore: "Die Zukunft". Sechs Kräfte, die unsere Welt verändern. Aus dem Englischen von Anne Emmert, Thomas Pfeiffer, Werner Roller. Siedler Verlag, München 2014. 624 S., geb., 26,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"[Das Buch ist] das Ergebnis einer unglaublichen Recherche, Interpretations- und Systematisierungsarbeit. Poetischer ausgedrückt liest es sich wie Dantes Gang durchs Inferno [...] fürs digitale Jahrtausend." Süddeutsche Zeitung