Produktdetails
  • Verlag: Oekom
  • ISBN-13: 9783865810861
  • Artikelnr.: 23131278
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.09.2008

Gutes tun und damit Geld verdienen
Wer macht die Zukunft? Zwei junge Manager wollten das genauer wissen und nahmen sich ein Sabbatjahr, um Menschen zu treffen, die unsere Welt verbessern. Aus 230 Gesprächen mit Persönlichkeiten aus verschiedenen Ecken der Erde destillierten die Autoren Johanna Stefanska und Wolfgang Hafenmayer 23 Portraits. Sie handeln von Menschen, die erfolgreich sind und Geld verdienen, und die sich gleichzeitig „für eine gute Sache einsetzen, Spaß dabei haben und glücklich werden” möchten.
Ein hehrer Anspruch, doch selbst zynische Leser dürften sich am Ende von den Portraits einnehmen lassen. Nicht, weil sie toll geschrieben wären, sondern weil die Protagonisten überzeugen. Da ist etwa die Peruanerin Albina Ruis Rios, die eine Müllabfuhr in Limas Armenviertel aufbaute – und Hunderte Jobs schaffte. Oder der Amerikaner Chris Eyre, der in Harvard trainiert hat, als Wagniskapitalgeber viel Geld einzusammeln. Eyre nutzt sein Wissen, um in Firmen zu investieren, die Lösungen für soziale und ökologische Probleme anbieten.
Wohltuend ist auch der Ansatz der Autoren, dass sich mit kapitalistischen Methoden und mit Hilfe von Konzernen unter Umständen mehr Gutes erreichen lässt als mit einer wirtschaftsfeindlichen Bürgerinitiative. Das Buch liefert Beispiele, wie das von Maria Emilia Correa. Ursprünglich Umweltaktivistin, ist sie nun im Vorstand der chilenischen Groupo Nueva. Das ist ein Holzkonzern, der sich erfolgreich um nachhaltige Forstwirtschaft und intelligente, sparsame Bewässerungsanlagen bemüht.
Ein weiteres Plus des Buches ist der Verzicht auf die Panikmache zum Zustand des Planeten. Die Autoren konzentrieren sich auf das Positive. So entsteht eine Gebrauchsanleitung für latent Unzufriedene, die ihr Leben so umbauen möchten, damit sie bald auch zu den „Zukunftsmachern” gehören. Die bekannten Einwände, mit denen Arbeitnehmer oft begründen, warum Veränderung unmöglich ist – zu jung, zu alt, falsch ausgebildet, finanziell nicht abgesichert, zu erfolgreich im Gewohnten, zu ängstlich – werden mit Geschichten von Sozial-Unternehmern jeden Alters und vielerlei Herkunft kontrastiert. Da ist der indische Augenarzt, der erst in der Rente anfängt, eine Klinik aufzuziehen, die jährlich 200 000 Leute vor dem Erblinden rettet. Oder die kolumbianische Lehrerin, die schon als Zwanzigjährige das marode Bildungssystem ihres Heimatlandes umkrempeln will. Inzwischen arbeiten 20 000 Schulen nach ihrer Methode.
Vordergründig geht es um Sozial-Unternehmer, aber dies ist auch ein Buch für Arbeitgeber, die wissen wollen, wie junge Führungskräfte ticken. Mit Anfang 30 stecken beide Autoren voll im Job, sie im Marketing von Microsoft, er nach Lehrjahren bei Bain in der Führung der von ihm gegründeten Unternehmensberatung: Materiell bestens versorgt, hatten die beiden „schon mehr Verantwortung, als es in früheren Generationen für die meisten Führungskräfte mit 50 Jahren der Fall gewesen ist”.
Dennoch blieb das Unbehagen, dass „irgendetwas Wichtiges fehlte”. Diese auch bei Kollegen beobachtete Unzufriedenheit mit der Arbeit wurde temporär mit Konsum, Jobwechsel oder Gehaltsanstieg behandelt. Es blieb jedoch immer die Frage unbeantwortet, worauf man im Alter zurückblicken will. Auf die vielen Stunden im Büro vielleicht? Die persönliche Erkenntnis der beiden Autoren lautet: „Es muss um Impact gehen, nicht um Profit.” Unternehmen, die sich auf solche Gedanken einlassen und verstehen, dass sie der Welt vielleicht mehr geben können als nur glanzvolle Bilanzen, werden künftig beim Rekrutieren die Nase vorn haben. Barbara Bierach
Johanna Stefanska/Wolfgang Hafenmayer: Die Zukunftsmacher. Eine Reise zu Menschen, die die Welt verändern – und was Sie von ihnen lernen können.
Oekom Verlag, München 2007,
253 Seiten, 19,90 Euro.
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