Erstmals ist Ernst Peter Fischers Buch unter dem Titel "Sowohl als auch" 1987 erschienen. Er widmet es seiner Frau, "weil sie so komplementär zu mir ist."
Seit drei Jahrhunderten gehen Wissenschaften davon aus, dass es eine äußere Welt gibt, eine objektive Realität, die unabhängig von jedem
Beobachter existiert. Diese Auffassung, die in dem Begriff des kartesischen Schnitts zusammengefasst…mehrErstmals ist Ernst Peter Fischers Buch unter dem Titel "Sowohl als auch" 1987 erschienen. Er widmet es seiner Frau, "weil sie so komplementär zu mir ist."
Seit drei Jahrhunderten gehen Wissenschaften davon aus, dass es eine äußere Welt gibt, eine objektive Realität, die unabhängig von jedem Beobachter existiert. Diese Auffassung, die in dem Begriff des kartesischen Schnitts zusammengefasst wird, hat sich jedoch zunehmend als untauglich erwiesen. Die Entwicklung der modernen Physik hat gezeigt, dass die (sub-)atomare Wirklichkeit es verlangt, die jeweilige Versuchsanordnung im Experiment darin einzuschließen und diese ebenfalls zum Gegenstand des Beobachtens zu machen. Licht ist sowohl Welle als auch Teilchen -- was es ist, hängt davon ab, wie wir den Versuch organisieren. Aber wenn wir das eine erkennen, bleibt uns das andere verborgen; viele Versuchsanordnungen schließen einander aus. Der Beobachter wählt den konzeptionellen Schnitt zwischen Instrument und materiellem Objekt, es ist seine subjektive Entscheidung.
Der dänische Physiker Niels Bohr (1885-1962) hat diese Lektion der Atome für das menschliche Erkennen mit Hilfe seines Prinzips der Komplementarität formuliert: Beobachtungen müssen durch experimentelle Anordnungen definiert werden, von denen einige sich gegenseitig ausschließen. Der Beobachtungsgegenstand muss also durch zwei jeweils unvergleichliche, komplementäre - nicht antagonistische! - Bilder beschrieben werden. Bilder, die sich gegenseitig ausschließen und ergänzen.
Ernst Peter Fischers Buch geht weit über die Physik hinaus. Es begründet, warum die Idee der Komplementarität, die Erfahrung des Sowohl-als-auch, eine Grundeigenschaft des Denkens ist, die sich in allen Formen des menschlichen Erkennens widerspiegelt. Es demonstriert die Notwendigkeit, das letzte Verstehen in einer Sowohl-als-auch-Formulierung zu fassen, an Beispielen aus der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Psychologie und Linguistik. Es beschreibt, weshalb der Bohr'sche Gedanke für die Wissenschaft vom Menschen und für den Menschen selbst wichtig ist. Und nicht zuletzt zeigt es anschaulich, wie wir denken müssen, um die ganze Wirklichkeit überhaupt sehen bzw. erkennen zu können.