Deutsche und Österreicher, die im 19. und 20. Jahrhundert in die USA auswandern, stehen im Mittelpunkt von »Die zwei Henriettas« - einer Geschichte, in der nichts erfunden, aber alles Fiktion ist. Die Erzählerin verwächst zusehends mit den historischen Henriettas und knöpft sich, verbal ungebremst, das World Wide Web vor, das ihr nur eingeschränkt Zugang zur Vergangenheit gewährt.Ausgangspunkt der Recherche ist ein Konvolut von Fotografien aus dem Nachlass eines Verwandten. Und bei diesen bleibt die Erzählerin gleich einmal hängen: Die Sehnsucht nach Wahrheit, Hintergründen und Räumlichkeit prallt an dem flachen Gebilde ihres Bildschirms ab, den sie auf der Suche nach Informationen vor Augen hat. Ab hier versucht die Recherchierende vergeblich, an die Porträtierten ranzukommen.Lisa Spalt nähert sich ihren Protagonisten von mehreren Seiten und stellt die große Frage in den Raum, was die Geschichte eines Menschen im Netzzeitalter eigentlich noch bedeutet. Welche Daten bleiben von uns, wie wird man sie deuten und zu welchen Geschichten wird man sie verflechten?