Kurzinhalt:
Anne, übergewichtig und seit über 20 Jahren unglücklich in den selben Mann verliebt, fliegt nach London, um eben diesen wiederzusehen. Im Flugzeug erinnert sie sich zurück an ihre Kindheit und Jugend in den 70er/80er Jahren. Erinnert sich an Persönliches genauso wie damals aktuell
Politisches (interessant und ein Aha-Erlebnis für jene, die in eben dieser Zeit ausgewachsen sind).…mehrKurzinhalt:
Anne, übergewichtig und seit über 20 Jahren unglücklich in den selben Mann verliebt, fliegt nach London, um eben diesen wiederzusehen. Im Flugzeug erinnert sie sich zurück an ihre Kindheit und Jugend in den 70er/80er Jahren. Erinnert sich an Persönliches genauso wie damals aktuell Politisches (interessant und ein Aha-Erlebnis für jene, die in eben dieser Zeit ausgewachsen sind).
Und denkt vor allem immer an einen: Peter Hemstedt, in den sie sich als Schülerin verliebte und der sie nie wirklich zurückgeliebt hat, während sie mit ihrem Gewicht kämpfte, welches mittlerweile 120 kg beträgt.
Meine Meinung:
Das titelgebende "Dies ist kein Liebeslied" spielte Peter Anne vor vielen Jahren auf eine Musikcassette (damals, als Jungs Mädchen noch Cassetten aufnahmen). Es sollte nicht die einzige Cassette sein, die Anne sich von Peter holte. Immer, wenn er mit einem Mädchen Schluss machte, fragt sie ihn nach einer weiteren.
Worauf hofft sie? Warum quält sie sich so?
Es ist eine unglückliche, verzweifelte Liebe, die hier beschrieben wird und die auch kein Ende findet. So sehr ich es auch nachvollziehen kann, dass jemand so sehr an einem anderen hängt (und ihm offenbar zumindest über die Musik, die er eigenhändig aufgenommen hat, nah sein will), erschien mir der Umstand, dass solch eine Liebe das Teenager-Alter überdauert und jemand noch im Erwachsenenalter seinem damaligen Schwarm verfolgt, doch sehr unwahrscheinlich.
Doch es ist, als wäre dies, neben Annes Übergewicht, die einzige Konstante in ihrem Leben. Sie sagt es selbst von sich: Während alle anderen studieren, ihren Weg gehen, bekommt sie nichts auf die Reihe und fährt stattdessen (autobiografische Anleihen von Karen Duve sind offenbar) Taxi: Roman.
Es wird nicht ganz klar, ob ihr Übergewicht Ursache für ihr verkorkstes Leben wird oder eher eine Auswirkung dessen ist. Ihr Selbstwertgefühl liegt jedenfalls bei Null, unbedachte Sprüche ihrer Mitschüler forcieren dies nur zusätzlich. Schon früh beginnt sie mit Diäten, Appetitzüglern - und verliert dennoch den Kampf gegen sich selbst.
Fazit:
Was beim Leser bleibt ist vor allem der Eindruch von Resignation, von Aufgeben, der sich selbst-erfüllenden Prophezeiung. Und das macht traurig. Und man möchte selbst eigentlich sofort raus zum Sport gehen und den Rest seines Lebens Salat essen, nur um das Gefühl zu haben, sich selbst besser im Griff zu haben.
Nur die Liebe, die kann niemand beeinflussen. Nein, dies ist kein Liebeslied, sondern ein zutiefst trauriger Roman mit einer Protagonistin, von der man nicht weiß, ob man sie lieber schütteln oder umarmen möchte.
Dieses Auf-der-Stelle-treten, diese fehlende Entwicklung war mir unheimlich und unauthentisch zugleich. Insofern bin ich sehr zwiegespalten, was die Bewertung angeht.