Jack Griffin wollte niemals werden wie seine Eltern. Seit dreißig Jahren ist er verheiratet, hat eine wohlgeratene Tochter und wurde nach seiner Karriere als Hollywood-Drehbuchautor Professor an einem kleinen College im Nordosten. Doch nun ist er Mitte fünfzig und erkennt, dass ihn die Lebensmuster seiner wunderbar scheußlichen Eltern längst eingeholt haben. Der Pulitzer-Preisträger Richard Russo, der in den USA schon seit Langem zu den bedeutenden Schriftstellern zählt, zeigt in seinem facettenreichen Roman, dass wir den Rollenbildern, denen wir zu entfliehen suchen, niemals ganz entkommen: Wir wiederholen sie - oder verkehren sie in ihr Gegenteil. 'Diese alte Sehnsucht' führt ebenso unterhaltsam wie kunstvoll vor, dass Familie dort ist, wo uns das Schlimmste, aber auch das Beste geschieht. »Eine romantische Komödie aus der Lebensmitte, voller Humor und Zuversicht.« The Guardian
"Brillant, charmant und voller Wärme (...) Ein kluges Buch über unkluge Rollenbilder." -- MADAME
"Russo gelingt fast immer eine wunderbar schwebende Balance zwischen der melancholischen Grundstimmung der Hauptfigur und den skurrilen Szenen, in denen sie sich wiederfindet und die sie mit diskreter Komik durchsteht. [...] Auch Dirk van Gunsterens subtile Übersetzungskunst wird hier besonders schön gefordert." -- FAZ
"Ein mal slapstickhaft komischer, mal nachdenklicher und nicht selten nostalgischer Roman." -- KULTURSPIEGEL
"Diese alte Sehnsucht ist ein mal slapstickhaft komischer, mal nachdenklicher Roman darüber, wie schwer es fallen kann, sich von seiner familiären Prägung zu lösen." -- FRANKFURTER RUNDSCHAU
"Ein Familienroman mit Tempo, Witz und Tiefgang." -- DER KURIER
"Russos Prosa ist so selbstgewiss wie die Wellen am Strand." -- WELT KOMPAKT
"Seine lässig ironischen Kommentare, pointensicher und lebensklug, machen die Lektüre zum Vergnügen.(...) dramatische und komische Aspekte halten sich in der Schilderung Russos auf wundersame Weise die Waage." -- DEUTSCHLANDRADIO KULTUR
"Mühelos kann sich dieses wunderbare Buch mit den großen Romanen von Richard Yates oder John Updike messen." -- FRÄNKISCHE LANDESZEITUNG
"Russo gelingt fast immer eine wunderbar schwebende Balance zwischen der melancholischen Grundstimmung der Hauptfigur und den skurrilen Szenen, in denen sie sich wiederfindet und die sie mit diskreter Komik durchsteht. [...] Auch Dirk van Gunsterens subtile Übersetzungskunst wird hier besonders schön gefordert." -- FAZ
"Ein mal slapstickhaft komischer, mal nachdenklicher und nicht selten nostalgischer Roman." -- KULTURSPIEGEL
"Diese alte Sehnsucht ist ein mal slapstickhaft komischer, mal nachdenklicher Roman darüber, wie schwer es fallen kann, sich von seiner familiären Prägung zu lösen." -- FRANKFURTER RUNDSCHAU
"Ein Familienroman mit Tempo, Witz und Tiefgang." -- DER KURIER
"Russos Prosa ist so selbstgewiss wie die Wellen am Strand." -- WELT KOMPAKT
"Seine lässig ironischen Kommentare, pointensicher und lebensklug, machen die Lektüre zum Vergnügen.(...) dramatische und komische Aspekte halten sich in der Schilderung Russos auf wundersame Weise die Waage." -- DEUTSCHLANDRADIO KULTUR
"Mühelos kann sich dieses wunderbare Buch mit den großen Romanen von Richard Yates oder John Updike messen." -- FRÄNKISCHE LANDESZEITUNG
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2010Eine Familiensaga, zum Puzzle zerlegt
Von der Absicht, nie so zu werden wie die eigenen Eltern - und der Erkenntnis, dass das meist nicht klappt: Richard Russos Roman "Diese alte Sehnsucht" liest sich wie das Buch zu einem Film, den man schon oft gesehen hat.
Zwei Hochzeiten, zwei Todesfälle: zwei Anlässe, die Griffin, die Hauptfigur dieser Geschichte, im Abstand eines Jahres zweimal nach Cape Cod und damit an besondere Erinnerungsorte an der Küste von Neuengland führen. Beim ersten Mal, als er zum Hochzeitsfest der besten Freundin seiner Tochter fährt, führt er im Kofferraum die Asche seines Vaters im Gepäck, beim zweiten Mal, als dann die Tochter selbst heiratet, die Asche seiner Mutter. Beide Male sucht er nach der passenden Gelegenheit, die letzten Überreste seiner Eltern an einem würdevollen Ort in Wind und Wellen zu zerstreuen - um so zugleich die Lasten der Erinnerung an sie, die ihn seit langem niederdrücken, endlich loszuwerden. Doch beide Male kommt andauernd irgendwas dazwischen, so dass der Weg in die Befreiung von der Bürde des Vergangenen, den er verzweifelt sucht, nur immer mehr in stärkere Verstrickung mit dessen Hinterlassenschaften führt. Nicht nur eine vage, alte Sehnsucht, sondern auch die ganz konkrete Macht des Alten halten Griffin fest im Bann.
Streng symmetrisch ist Richard Russos neuer Roman komponiert und insgesamt viel schlanker angelegt als seine herrlich ausufernden Vorgänger wie "Im Schatten des Vaters" oder "Empire Falls", wofür er vor acht Jahren mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Verglichen mit solchen früheren Titeln, episch breiten Familien-Panoramen von zugleich psychologischer Feinarbeit in der Figurenzeichnung, wirkt "Diese alte Sehnsucht" wie ein schlichtes Kammerspiel, das sich an vielen Stellen gleichwohl nach der großen Form sehnt, die ihm mehr Raum für alle Weiterungen der Geschichte bieten würde, denen es eigentlich nachgehen will. Im Grunde auf die Gegenwart der beiden Hochzeitsfeste fokussiert, schweifen Erzählung und Erinnerung beständig weit umher und ziehen, ausgelöst jeweils von unscheinbaren Anstößen, große Schleifen durch lebenslange Vorgeschichten und Beziehungsdramen, die nunmehr kulminieren. Auf diese Weise entwirft auch dieser Roman eine ausgewachsene Familiensaga, von der wir aber immer nur in kleinen Ausschnitten erfahren, was später sich als Puzzleteil in ein Gesamtbild fügt.
Griffin geht hart auf die sechzig zu, lehrt mit leidlichem Erfolg an einem angesehenen Neuengland-College, führt eine Ehe, die trotz mancher Anfechtung bislang stabil geblieben ist, und wird doch immer deutlicher von dem Gefühl geplagt, dass sich sein Leben unbedingt bald gründlich ändern muss. Jahrzehntelang hat Griffin hart daran gearbeitet, dem Lebensentwurf seiner zank- und dünkelhaften Eltern zu entkommen, nur um beim Tod des Vaters mit Schrecken und Ernüchterung feststellen zu müssen, wie sehr seine eigene Existenz schon längst der ihren gleicht. Nun träumt er davon, alles anders zu machen, an seine jungen, wilden Jahre als Drehbuchautor in L.A. aufs Neue anzuknüpfen, noch einmal so richtig was zu reißen und vielleicht endlich auch den großen, ernsthaften, erschütternden Roman zu schreiben, an dem er seit langem laboriert. Stattdessen jedoch fährt er mit der Urne seines Vaters durch die Küstenlandschaft seiner Kindheit und muss andauernd Anrufe der Mutter abwehren, die Instruktionen zu deren passender Entsorgung geben will.
Im ersten Teil des Romans gelingt Russo fast immer eine wunderbar schwebende Balance zwischen der melancholischen Grundstimmung der Hauptfigur und den skurrilen Szenen, in denen sie sich wiederfindet und die sie mit diskreter Komik durchsteht. Besonders eindringlich sind die Passagen, wenn Griffin mit der Mutter um seine Erinnerungen an einen Ferienfreund aus späten Kindertagen ringen muss, dem er in seinen literarischen Versuchen ein Denkmal setzen will und der sich, wie es mittlerweile scheint, als Sehnsuchtsfiktion und Produkt frühpubertärer Phantasie herausstellt. Auch Dirk van Gunsterens subtile Übersetzungskunst wird hier besonders schön gefordert und läuft zu großer Leistung auf, wenn Russos Mittelklasse-Realismus in das Changieren zwischen Wehmut, Phantasie und Witz unmerklich übergeht.
Im zweiten Teil aber wechselt Russo die Register. Die Handlung spitzt sich zu, kippt im Finale ganz in die Klamotte und bietet nur noch Slapstick und Klamauk. Gerade wer den strengen Aufbau des Romans, in dem sich alles strikt die Waage halten soll, ansonsten schätzt, wird umso mehr bedauern, dass einem derart versierten Erzähler zum Ende leider jeder Sinn für Proportion abgeht.
TOBIAS DÖRING
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von der Absicht, nie so zu werden wie die eigenen Eltern - und der Erkenntnis, dass das meist nicht klappt: Richard Russos Roman "Diese alte Sehnsucht" liest sich wie das Buch zu einem Film, den man schon oft gesehen hat.
Zwei Hochzeiten, zwei Todesfälle: zwei Anlässe, die Griffin, die Hauptfigur dieser Geschichte, im Abstand eines Jahres zweimal nach Cape Cod und damit an besondere Erinnerungsorte an der Küste von Neuengland führen. Beim ersten Mal, als er zum Hochzeitsfest der besten Freundin seiner Tochter fährt, führt er im Kofferraum die Asche seines Vaters im Gepäck, beim zweiten Mal, als dann die Tochter selbst heiratet, die Asche seiner Mutter. Beide Male sucht er nach der passenden Gelegenheit, die letzten Überreste seiner Eltern an einem würdevollen Ort in Wind und Wellen zu zerstreuen - um so zugleich die Lasten der Erinnerung an sie, die ihn seit langem niederdrücken, endlich loszuwerden. Doch beide Male kommt andauernd irgendwas dazwischen, so dass der Weg in die Befreiung von der Bürde des Vergangenen, den er verzweifelt sucht, nur immer mehr in stärkere Verstrickung mit dessen Hinterlassenschaften führt. Nicht nur eine vage, alte Sehnsucht, sondern auch die ganz konkrete Macht des Alten halten Griffin fest im Bann.
Streng symmetrisch ist Richard Russos neuer Roman komponiert und insgesamt viel schlanker angelegt als seine herrlich ausufernden Vorgänger wie "Im Schatten des Vaters" oder "Empire Falls", wofür er vor acht Jahren mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Verglichen mit solchen früheren Titeln, episch breiten Familien-Panoramen von zugleich psychologischer Feinarbeit in der Figurenzeichnung, wirkt "Diese alte Sehnsucht" wie ein schlichtes Kammerspiel, das sich an vielen Stellen gleichwohl nach der großen Form sehnt, die ihm mehr Raum für alle Weiterungen der Geschichte bieten würde, denen es eigentlich nachgehen will. Im Grunde auf die Gegenwart der beiden Hochzeitsfeste fokussiert, schweifen Erzählung und Erinnerung beständig weit umher und ziehen, ausgelöst jeweils von unscheinbaren Anstößen, große Schleifen durch lebenslange Vorgeschichten und Beziehungsdramen, die nunmehr kulminieren. Auf diese Weise entwirft auch dieser Roman eine ausgewachsene Familiensaga, von der wir aber immer nur in kleinen Ausschnitten erfahren, was später sich als Puzzleteil in ein Gesamtbild fügt.
Griffin geht hart auf die sechzig zu, lehrt mit leidlichem Erfolg an einem angesehenen Neuengland-College, führt eine Ehe, die trotz mancher Anfechtung bislang stabil geblieben ist, und wird doch immer deutlicher von dem Gefühl geplagt, dass sich sein Leben unbedingt bald gründlich ändern muss. Jahrzehntelang hat Griffin hart daran gearbeitet, dem Lebensentwurf seiner zank- und dünkelhaften Eltern zu entkommen, nur um beim Tod des Vaters mit Schrecken und Ernüchterung feststellen zu müssen, wie sehr seine eigene Existenz schon längst der ihren gleicht. Nun träumt er davon, alles anders zu machen, an seine jungen, wilden Jahre als Drehbuchautor in L.A. aufs Neue anzuknüpfen, noch einmal so richtig was zu reißen und vielleicht endlich auch den großen, ernsthaften, erschütternden Roman zu schreiben, an dem er seit langem laboriert. Stattdessen jedoch fährt er mit der Urne seines Vaters durch die Küstenlandschaft seiner Kindheit und muss andauernd Anrufe der Mutter abwehren, die Instruktionen zu deren passender Entsorgung geben will.
Im ersten Teil des Romans gelingt Russo fast immer eine wunderbar schwebende Balance zwischen der melancholischen Grundstimmung der Hauptfigur und den skurrilen Szenen, in denen sie sich wiederfindet und die sie mit diskreter Komik durchsteht. Besonders eindringlich sind die Passagen, wenn Griffin mit der Mutter um seine Erinnerungen an einen Ferienfreund aus späten Kindertagen ringen muss, dem er in seinen literarischen Versuchen ein Denkmal setzen will und der sich, wie es mittlerweile scheint, als Sehnsuchtsfiktion und Produkt frühpubertärer Phantasie herausstellt. Auch Dirk van Gunsterens subtile Übersetzungskunst wird hier besonders schön gefordert und läuft zu großer Leistung auf, wenn Russos Mittelklasse-Realismus in das Changieren zwischen Wehmut, Phantasie und Witz unmerklich übergeht.
Im zweiten Teil aber wechselt Russo die Register. Die Handlung spitzt sich zu, kippt im Finale ganz in die Klamotte und bietet nur noch Slapstick und Klamauk. Gerade wer den strengen Aufbau des Romans, in dem sich alles strikt die Waage halten soll, ansonsten schätzt, wird umso mehr bedauern, dass einem derart versierten Erzähler zum Ende leider jeder Sinn für Proportion abgeht.
TOBIAS DÖRING
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Den ersten Teil von Richard Russos Familiengeschichte, in der ein fast 60-jähriger College-Dozent sich von der immer noch lähmenden Übermacht der Eltern zu befreien sucht, hat Tobias Döring sehr genossen. Hier bewundert er das Gespür für Symmetrie und die feine Komik, die den melancholischen Grundton des Buches immer wieder aufhellt. Dozent Griffin versucht nämlich - jeweils auf Reisen zu Hochzeitsfeiern - zunächst die Asche seines Vaters, dann die Asche seiner Mutter angemessen zu verstreuen, was zu skurrilen Situationen führt, so Döring. Der zweite Teil kippt dann aber in den Augen des sehr enttäuschten Rezensenten unversehens in "Slapstick und Klamauk" und hier kann er sich nach dem streng komponierten ersten Teil nur wundern, was mit dem Gefühl Russos für "Proportion" passiert ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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