Im Frühjahr 1940 tritt die 18-jährige Sintezza Theresia Winterstein im Würzburger Stadttheater in der Oper "Carmen" als Tänzerin und Sängerin auf. Ihr Bruder Kurt beginnt 1942 eine Schulung als Reserveoffiziersanwärter der Wehrmacht. Der nationalsozialistische Rassenwahn beendet solche Karrieren und zerstört das Leben unzähliger "Zigeuner". 1943 stirbt eine Tochter Theresia Wintersteins wahrscheinlich als Folge medizinischer Experimente in der Universitäts-Kinderklinik; sie selbst wird zwangssterilisiert, ebenso wie ihr Bruder, den die Wehrmacht ausstößt. Mehrere Mitglieder der Familie Winterstein, darunter sechs Säuglinge und Kleinkinder, werden in das "Zigeunerlager" in Auschwitz verschleppt, wo die meisten elend zugrunde gehen. Während die Täter ihre Laufbahnen nach 1945 oft fortsetzen können, dauert es Jahrzehnte, bis den Sinti Gerechtigkeit wiederfährt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hans-Jürgen Döscher begrüßt Roland Flades Buch über die Verfolgung der Würzburger Sinti-Familie Winterstein im "Dritten Reich". Er schätzt die Darstellung von Herkunft und Verbreitung der "Zigeuner", der Unterschiede zwischen Sinti und Roma sowie ihrer Ausgrenzung, die in Bayern schon vor 1933 zu beobachten war, als überaus profund. Im Zentrum des Buchs sieht er die Entrechtung und Stigmatisierung der weitverzweigten Familie Winterstein. Die Darstellung der Verschleppung von Mitgliedern der Familie nach Auschwitz wirkt auf ihn "beklemmend", ebenso die Kapitel über den "Kampf um Entschädigung" in der Nachkriegszeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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