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Erlebnisse der Jahre 1940 bis 1948: der Krieg in Berlin und der scheinbare Friede in einem kleinen fränkischen Dorf, gesehen mit den Augen eines Kindes.

Produktbeschreibung
Erlebnisse der Jahre 1940 bis 1948: der Krieg in Berlin und der scheinbare Friede in einem kleinen fränkischen Dorf, gesehen mit den Augen eines Kindes.
Autorenporträt
Ilka von Zeppelin, geboren 1936 in Berlin, kam im Sommer 1943 nach Mittelfranken und lebte von 1948 bis 1950 bei Quäkern in Irland. Sie studierte Psychologie in Freiburg und arbeitete nach der Promotion am Psychologischen Institut der Universität Zürich in der Klinischen Psychologie und als Lehrbeauftrage der Universität. Als Psychoanalytikerin führt sie eine eigene Praxis und ist Co-Autorin verschiedener Bücher, u. a. Cognitive-Affective Processes (1991) und Der geträumte Traum (1996). Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und vier Enkelkinder.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.01.2006

Wenn das Haus brennt
Ilka von Zeppelins deutsche Kindheit zwischen 1940 und 1948
Erinnerungen sind Mutproben. Ilka von Zeppelin hat knapp sechzig Jahre verstreichen lassen, bevor sie sich an ihre Kriegs- und Nachkriegskindheit zwischen 1940 und 1948 gewagt hat. In ihrem kurzen Buch „Dieses Gefühl, daß etwas nicht stimmte”, riskiert sie viel: Sie schreibt aus der Perspektive des Kindes, das 1940 vier Jahre und 1948 zwölf Jahre alt ist. Natürlich erzählt sie nicht mit dem eingeschränktem Wortschatz eines Kleinkinds. Aber ihre Sprache ist angenehm direkt und klammert vieles aus, was außerhalb des Horizontes eines Kindes liegt, ohne in Niedlichkeiten zu verfallen. Was ihr widerfuhr und wie sie es darstellt, ist drastisch und dramatisch. Das Buch ist in der Vergangenheitsform geschrieben, schildert aber das absolute Präsens, die Weltgeschichte im Kinderauge. Das Kriegsende ist eine bloße Behauptung, ein Stück Schokolade das Glück.
Die wichtigste mütterliche Überlebensregel für die vier kleinen im Berliner Bombenhagel klingt so: „wenn das Haus brennt, und ich vielleicht verschüttet bin, schaut Ihr nicht hin, Ihr kümmert Euch nicht um mich, Ihr nehmt Euren Bruder und rennt”. Die Abwesenheit des Vaters, der „immer im Dienst” war „und dann immer im Krieg”, begeisterter Soldat Hitlers, der alle bemitleidet, die nicht in den Krieg dürfen, wird durch wechselnde „Ersatzpapis” gemildert. Lebensgefährliche Krankheiten, die Beziehungen unter den Geschwistern, das Leiden des kleinen Mädchens, nicht so schön blond wie die ältere Schwester zu sein, der kindliche Kosmos von Erschrecken und Unerschrockenheit, alles kommt klar zur Sprache. Auf die Flucht aus dem brennenden Berlin in überfüllten Zügen auf die Burg Hartenstein zu den Großeltern in der Nähe Nürnbergs folgt eine Notzeit, die Ilka von Zeppelin ohne jede Sentimentalität wie eines der schlimmen Grimmschen Märchen erzählt.
Die Burg ist beherrscht vom mitleidlosen Großvater, einem Kunstsammler und Privatgelehrten, der, umgeben von erlesenen Bildern und Teppichen, das Elend seiner Tochter und ihrer Kinder ignoriert. In dieser kalten Burg gibt es nichts zu essen - und was es gibt, bekommt der alte grausame Herr. Vielleicht hat Ilka von Zeppelin auch an den selbstsüchtigen Riesen aus Oscar Wildes Märchen vom „Glücklichen Prinzen” gedacht, denn nur der Großvater darf das Obst aus dem Burggarten essen. In der übrigen Burg herrscht Chaos, Flüchtlingstrupps werden einquartiert, die Mutter schreit jede Nacht im Schlaf, die Kinder kratzen den Kalk von der Wand und lutschen daran, in der Schule regiert eine Nazilehrerin. Dass der Großvater Kontakt zu Hermann Göring und später zum Nürnberger Chefankläger Robert Kempner hat, dass der Vater aus dem Krieg zurückkommt und am nächsten Tag von einem amerikanischen Jeep abgeholt wird, dass die Kinder ihn manchmal hinter den Gitterstäben des Nürnberger Gefängnisses besuchen dürfen, wie soll ein Kind das alles verstehen? Eine Tüte Trockenmilch oder die Schulspeisung, den Deutschen von den Quäkern gespendet, ist existentieller.
Ilka von Zeppelin findet für ihr unprätentiöses Geschichts- und Familienbuch einen sehr guten Ton. Die nüchterne Intensität verstärkt den Eindruck der unkommentierten, erschütternden Tatsachen. Weil niemand die kindlichen Fragen beantwortet, wünschte sich die Autorin, „schnell erwachsen zu werden, damit sie endlich mit mir redeten und ich verstehen konnte”. Sechzig Jahre später, nach einem langen Forscherleben auf dem Gebiet der Klinischen Psychologie, entschloss sich Ilka von Zeppelin zu diesem Bericht. Er ist ihr beeindruckend gelungen. VERENA AUFFERMANN
ILKA VON ZEPPELIN: Dieses Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Eine Kindheit zwischen 1940 und 1948. Wagenbach Verlag, Berlin 2005. 152 Seiten, 17,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ilka von Zeppelins Bericht über ihre Kriegs- und Nachkriegskindheit ist Verena Auffermann sehr beeindruckt. Mehr als 60 Jahre hat Zeppelin, die 1940 vier Jahre alt war, mit der Niederschrift gewartet, die sie nun ausschließlich aus der Perspektive des Kindes und aus dessen Erfahrungshorizont heraus beschreibt, teilt die Rezensentin mit. Die Erzählperspektive ist durchaus ein Risiko, meint die Rezensentin, findet aber, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, "angenehm direkt" und ohne auf "Niedlichkeiten" zu verfallen, die dramatischen Erlebnisse dieser Kindheit zu beschreiben. Dabei vermeide Zeppelin auch jede "Sentimentalität", wobei die "nüchterne Intensität" der Sprache das Erschütternde der Ereignisse noch "verstärken" würde, so die Rezensentin eingenommen. Sie nennt diesen Bericht "beeindruckend gelungen".

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