Der bekannte Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer weiß: »Digitale Medien haben ein hohes Suchtpotenzial und schaden langfristig… Ein Teufelskreis aus Kontrollverlust, fortschreitendem geistigem und körperlichem Verfall, sozialem Abstieg, Vereinsamung, Stress und Depressionen setzt ein; er schränkt die
Lebensqualität ein und führt zu einem um einige Jahre früheren Tod« (S. 296). Der Autor kennt…mehrDer bekannte Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer weiß: »Digitale Medien haben ein hohes Suchtpotenzial und schaden langfristig… Ein Teufelskreis aus Kontrollverlust, fortschreitendem geistigem und körperlichem Verfall, sozialem Abstieg, Vereinsamung, Stress und Depressionen setzt ein; er schränkt die Lebensqualität ein und führt zu einem um einige Jahre früheren Tod« (S. 296). Der Autor kennt Hunderte internationaler Studien zum Thema. Ihm geht es vor allem darum, dass Demenz mehr oder weniger Orientierungslosigkeit und Einbußen von Erinnerungs- und logischem Denkvermögen bedeutet – ein bislang nur organisch-neurologischen Prozessen zugeschriebener Vorgang! Dessen digitale Verursachung ist ein den ersten Blick überraschendes, aber doch Evidenz heischendes Phänomen; denn smarte Technologien entlasteten Menschen oft von den Mühen der Orientierung, so dass entsprechende Fähigkeiten kaum mehr trainiert bzw. in Gebrauch gehalten werden. Navigationssysteme und Apps sagen dem digital aufgerüsteten Zeitgenossen allenthalben und schnellstens alles Nötige zur Bewältigung seiner naheliegenden Aufgaben: Wie, wo, wann und wohin? Mehr noch: Digitale Geräte erledigen immer mehr Aufgaben selbst oder vermitteln ihre Erfüllung. Das bedeutet für die Nutzer zunehmend »betreutes Leben« , was Gehirn und Psyche in der Folge ein Stück weit ihre Intelligenz verkümmern lässt. Die Auslagerung der Hirnarbeit führe zum Nachlassen des Gedächtnisses: Nervenzellen sterben ab, und nachwachsende Zellen überleben nicht, weil sie nicht gebraucht werden. Bei Kindern und Jugendlichen - so Spitzer - werde durch digitale Medien wie Smartphones und Computer die Lernfähigkeit drastisch vermindert. Welch ein wichtiges Buch - gerade in Pandemie-Zeiten, in denen die Digitalisierung noch forciert wird! Offenbar hat man vielfach überlesen: : „Digitale Medien machen süchtig und rauben uns den Schlaf“ (S. 274).