Trauma, triggern, toxisch: Laura Wiesböck über die inflationäre Verwendung psychologischer Begriffe in Sozialen Netzwerken und über den Social-Media-Trend »Mental Health«Lebenskrisen, emotionale Verletzungen und Phasen der Ineffizienz sind seit jeher Teil des Menschseins. Doch im digitalen Zeitalter zeigt sich eine immer größere Entschlossenheit, derartige Zustände krankhaft zu deuten. Social-Media-Plattformen sind voll mit psychiatrischen Diagnosen. Begriffe wie »Trauma«, »triggern« und »toxisch« werden inflationär verwendet. Eigen- und Fremddiagnosen gehen leicht von den Lippen. Wo aber liegt die Grenze zwischen Enttabuisierung und Verherrlichung? Präzise analysiert die Soziologin Laura Wiesböck die Ursachen und Folgen des Trends um »Mental Health«. Ein zeitgemäßes Buch und ein Plädoyer für das Aushalten emotionaler Ambivalenzen.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Ob "Cortisol-Sucht" oder die Heilung des inneren "Schattenkindes" - die sozialen Medien warten mit einem unendlichen Angebot von "Mental-Health"-Tipps auf, was Rezensentin Gesine Borchardt ziemlich auf die Nerven geht. Genaueres zum Thema kann sie nun im Buch von Laura Wiesböck nachlesen, die die problematische Seite dieses Trends aufzeigt. Vermeintlich oder selbsternannte Experten kreieren in kürzester Zeit eine große Followerschaft, die sie zu ihrer mentalen Gesundheit beraten, ohne eine entsprechende Ausbildung genossen zu haben. Auch werde die Frage mentalen Gesundheit, mit all ihren Nebenerscheinungen, wie zum Beispiel Meditation, Yoga, Traumabewältigung, hier in eine kapitalistische Logik integriert und fungiere im Zeichen der "Selbstoptimierung": mit Diagnosen To-Go könne man vermeintlich zu seiner besten Version gelangen, ganz ohne sich aus dem gesellschaftlichen Leistungssystem zurückziehen zu müssen. Die Algorithmen tragen ihren Teil zur Vereinheitlichung und Verhärtung bestimmter Positionen bei und verstärkten die Tendenz dazu, sich in "vermeintlicher Selbsterkenntnis" anderen moralisch überlegen zu fühlen, schließt die Kritikerin, die Wiesböcks Thesen durchweg nachvollziehbar zu finden scheint.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Gemütlich ist das nicht, was Wiesböck in ihrem Buch schreibt. Aber klug und etwas entlarvend auch." Nora Zukker, Tagesanzeiger, 20.03.25 "Inspirierend!" Meike Feßmann, Tagesspiegel, 04.03.25 "Ein erhellender Blick auf einen Trend, der symptomatisch für unsere Zeit steht." Benjamin Knödler, DLF Kultur, 06.02.25 "Ich habe es mit Gewinn gelesen." Christian Rabhansl, Deutschlandfunk Kultur, 01.02.25 "Digitale Diagnosen ist ein Plädoyer dafür, unangenehme Gefühle auszuhalten und sie nicht als etwas anzusehen, das sofort behoben gehört." Katja Gasser, ORF, 31.01.25 "Stringenz und Informationsdichte im Text sind fast schon atemberaubend." Simon Hadler, ORF, 28.01.25 "Eine extrem gehaltvolle und gut zu lesende Analyse des Social Media-Hypes um mentale Gesundheit." Jenny Blochberger, FM4, 28.01.25