Medienkrise ade: In den USA herrscht wieder Aufbruchstimmung. Während die klassischen Agenten der Öffentlichkeit, allen voran die traditionsreichen Zeitungshäuser, ums Überleben kämpfen, nimmt eine neue Generation von kreativen Journalisten, Bloggern und sozialen Netzwerkern ihr Schicksal selbst in die Hand: In unabhängigen Redaktionsbüros, Medienhochschulen und Startups sprudelt es vor kreativer Energie. Der Kollaps der alten Medien hat eine Riege publizistischer Vordenker auf den Plan gerufen, die sich mit dem Rückbau der Branche durch Verlagsinsolvenzen, Redaktionszusammenlegungen oder Massenentlassungen nicht abfinden wollen. Ihr erklärtes Ziel: ein interaktiver Versammlungsort im Internet, der das Fundament für einen Journalismus der Zukunft bilden soll.Journalisten und Medienforscher aus den USA sprechen in 15 Interviews mit den Medienwissenschaftlern Stephan Weichert und Leif Kramp über den digitalen Wandel und über die Zukunft der Netzöffentlichkeit. Weichert und Kramp haben vor Ort nachgefragt, was die "neuen Wilden" der Mediapolis bewegt. Sie treffen auf Propheten und Pioniere des Internets, die ihre Visionen mit konkreten Vorstellungen verbinden und in innovativen Projekten umsetzen. Ihnen ist vor allem eines gemeinsam: ihr Glaube daran, dass unabhängige, professionelle Berichterstattung auch weiterhin Bestandteil der Informationskultur sein muss - auch wenn sie ohne Hilfe am Markt derzeit nicht bestehen kann. Besucht werden Denklabore und einstige Bastionen des Qualitätsjournalismus in Los Angeles, San Francisco und New York auf der Suche nach Antworten auf Fragen wie: Wie werden wir uns in Zukunft informieren? Welche Rolle spielen dabei die neuen Technologien? Und wie verändern sie unsere Gesellschaft?Die Starthelfer der Online-Bewegung diskutieren publizistische Trends, hinterfragen veränderte Mediennutzungsformen und entdecken unbekannte soziale Milieus, die dem konstruktiven Neubeginn der Medienöffentlichkeit nutzen können. Zu den außergewöhnlichen Projekten gehören die Entwicklungsredaktion Studio 20 der New York University, das Online-Portal Spot.us aus San Francisco, die Organisation Center for Investigative Reporting in Berkeley und das New Yorker Recherchebüro Pro Publica. Solche und andere Projekte dienen als Beispiel dafür, dass sich die gewohnte wirtschaftliche Grundlage des Mediensystems aufzulösen scheint, damit jedoch zugleich ein Neubeginn verbunden ist, der professionelle Berichterstattung und aktive Bürgerbeteiligung in Einklang bringt.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "srm." ist zwar nicht davon überzeugt, dass Journalisten sich, wie die Herausgeber dieses Bandes fordern, mit dem "Medienvolk" verbünden sollen - schließlich zahlt das Medienvolk online nicht. Aber dass die Zukunft des Journalismus online liegt, akzeptiert er dann doch irgendwie. In dem Sammelband finden sich Interview mit 14 amerikanischen "Vordenkern" des Internetjournalismus. Dazu gehören Jeff Jarvis, Chris Anderson, Geneva Overholser, Jay Rosen, Tom Rosenstiel und Paul Steiger, der Gründer von des stiftungsfinanzierten Projekts Pro Publica. Selbst der Rezensent fühlt sich da angeregt, über die Zukunft nachzudenken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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