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Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceau?escu, Mengistu und Duvalier: Wie gelangen Diktatoren an die Macht? Wie erhalten sie diese Macht? Eindringlich schildert Frank Dikötter den grausameffizienten Kult der schrecklichsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts. Ein warnendes Buch für unsere Zeit, in der Politiker sich wieder ähnlicher Instrumente des Machterhalts bedienen.
Anhand der Biographien der rücksichtslosesten Gewaltherrscher zeigt Frank Dikötter, dass kein Diktator einzig durch Terror und den allgegenwärtigen Schrecken seine Herrschaft festigen kann. Gerade der Vergleich der
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Produktbeschreibung
Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceau?escu, Mengistu und Duvalier: Wie gelangen Diktatoren an die Macht? Wie erhalten sie diese Macht? Eindringlich schildert Frank Dikötter den grausameffizienten Kult der schrecklichsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts. Ein warnendes Buch für unsere Zeit, in der Politiker sich wieder ähnlicher Instrumente des Machterhalts bedienen.

Anhand der Biographien der rücksichtslosesten Gewaltherrscher zeigt Frank Dikötter, dass kein Diktator einzig durch Terror und den allgegenwärtigen Schrecken seine Herrschaft festigen kann. Gerade der Vergleich der ausgefeilten Techniken der Macht zeigt, wie es den brutalen Despoten stets gelang, ihre Völker zu verführen und so zu tun, als wäre der Zwang in Wirklichkeit Zustimmung. Unermüdlich arbeiteten sie an ihrer Selbstdarstellung und suchten die Verherrlichung und Glorifizierung durch die Bevölkerung. Das gesamte 20. Jahrhundert hindurch jubelten Hunderte Millionen Menschen Hitler, Stalin, Mussolini u. v. a. m. zu, selbst wenn diese sie unterjochten und versklavten. Eindringlich beschreibt und entlarvt Frank Dikötter die ebenso abstoßenden wie wirkungsvollen Verführungskünste, die die Macht der Diktatoren langfristig festigen und erhalten - mitunter sogar über deren Tod hinaus. Doch dieser Personenkult ist kein überholtes Phänomen der Vergangenheit, vielmehr bildet er das Herz der Tyrannei - bis in die Gegenwart.

Autorenporträt
Frank Dikötter, geboren 1961 in Kerensheide in den Niederlanden, lehrte chinesische Geschichte an der School of Oriental and African Studies in London (SOAS). Seit 2006 ist er Professor of Humanities an der Universität von Hongkong. Für sein Buch 'Maos Großer Hunger' erhielt er den angesehenen BBC Samuel Johnson Prize.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2020

Ein Mann, ein Buch, ein Volk

Wie man Personenkult inszeniert: Frank Dikötter schreibt Porträts von Diktatoren des vorigen Jahrhunderts.

Nach 1989/90 konnte man den Eindruck haben, Aufstieg und Fall von Diktatoren seien nur noch von historischem Interesse. Das galt nicht nur für den zusammenbrechenden Ostblock, sondern auch im Hinblick auf die "Dritte Welt", wo Westen wie Osten vormals eine ansehnliche Zahl von Diktatoren als Garanten für geopolitischen Einfluss unterstützt hatten. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts verschwanden die meisten von ihnen sang- und klanglos von der politischen Bühne: Auf sich allein gestellt, hatten sie sich nicht an der Macht halten können.

Dass die Geschichte der Diktatoren und ihrer Herrschaftspraktiken wieder zum Thema geworden ist, hat nicht zuletzt mit dem Aufstieg autokratischer Politiker in aller Welt zu tun und der naheliegenden Frage, ob wir für den Umgang mit ihnen aus der Geschichte lernen können. Auch wenn Frank Dikötter sich ausnahmslos mit Diktatoren beschäftigt, die längst tot sind - sei es von ihren Gegnern exekutiert, durch Selbstmord geendet oder eines natürlichen Todes gestorben -, so ist sein Interesse an ihnen, wie das Nachwort zeigt, doch durch die Gegenwart bestimmt, wo von Kim Jong-un und Baschar al Assad, von Erdogan und Xi Jinping die Rede ist, und die Assoziation zu weiteren ist naheliegend. Der Titel der deutschen Ausgabe sucht diese Assoziationen zu befeuern, indem er den im Original fehlenden Begriff des Populismus hinzufügt: Was vergangen schien, ist wieder gegenwärtig. Die Einmannherrschaft ist zurückgekehrt, und in den liberalen Demokratien muss man sich darüber Gedanken machen, wie man mit diesen Männern - es handelt sich nur um Männer - umgehen will.

Nun sind Diktatoren einander nicht gleich, und ein allgemeines Strukturmuster ihres Aufstiegs und Falls lässt sich kaum entwickeln. Es gab im zwanzigsten Jahrhundert faschistische Diktatoren, die daran scheiterten, dass sie die von ihnen begonnenen Kriege verloren; es gab kommunistische Diktatoren, die sich gänzlich anderen Risiken bei der Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft ausgesetzt sahen; und es gab Diktatoren, deren Aufstieg mit dem Ende der europäischen Kolonialherrschaft begann und die ihre Macht auf ethnische Loyalitäten und familiale Bindungen stützten. Was ist ihnen gemeinsam? Was lässt sich aus der Beschäftigung mit ihren "Karrieren" für die Gegenwart lernen? Viel hängt hier an der Auswahl der zu beschreibenden Diktatoren, und zwar umso mehr, wenn man sich ihnen über die Biographie und nicht über den strukturierten Vergleich ihres Aufstiegs und ihrer Behauptung an der Macht nähert.

Dikötter hat acht Diktatoren ausgewählt: Mussolini und Hitler als Vertreter des faschistischen Typs, Stalin, Mao Tsetung, Kim Il-sung und Ceausescu für den kommunistischen Typ sowie François Duvalier (Papa Doc) aus Haiti und Mengistu aus Äthiopien als Vertreter des Diktatorenmodells der Dritten Welt. Über die für diese Wahl maßgeblichen Kriterien äußert er sich nicht; sie dürften von der Vorstellung angeleitet sein, nach Möglichkeit alle Regionen in den Blick zu bekommen. Dennoch dominiert Europa, während Lateinamerika, Afrika und Südostasien unterrepräsentiert sind. Faschistische Diktatoren, die "im Bett" gestorben sind, wie Franco und Salazar, kommen nicht vor, und die jeweiligen Rahmenbedingungen, die der Entstehung einer Diktatur entgegenkamen, werden nur am Rande gestreift. Insgesamt interessiert sich Dikötter mehr für die Zeit des Aufstiegs als die des Niedergangs in den Karrieren. Im Prinzip handelt es sich um acht nebeneinander gestellte Biographien, bei denen der Personenkult im Zentrum steht. Wie haben sich Diktatoren bei den Massen populär gemacht, und auf welche Medien haben sie dabei gesetzt?

Es fällt auf, dass die meisten dem Medium Buch eine große Bedeutung beimaßen, wenngleich auch der Rundfunk als Massenmedium eine große Rolle spielte. Dennoch hat man bei der Lektüre von Dikötters Buch den Eindruck, dass der Rundfunk (das Fernsehen spielt noch keine Rolle) nur der Platzhalter des persönlichen Auftritts ist, weil der Betreffende nicht überall sein kann. Beide, das Buch, in dem die Grundzüge einer mit dem Diktator verbundenen Ideologie präsentiert werden, und der sorgfältig inszenierte Auftritt vor jubelnden Massen, legen freilich nahe, dass wir es hier mit den Diktatoren einer medialen Vergangenheit zu tun haben. Außerdem hat die Stilisierung Stalins zum "größten Wissenschaftler" des zwanzigsten Jahrhunderts sowie Maos kleines "Rotes Buch" für die Perpetuierung ihrer Herrschaft eine wesentlich andere Bedeutung gehabt als etwa Hitlers "Mein Kampf"; und die "Werke" des großen Conducators Ceausescu haben eher skurrilen Charakter, für seinen langen Verbleib an der Macht sind sie eher marginal.

Auch sonst fallen eine Reihe von Unterschieden auf: Mussolini und Hitler schlugen die Massen mit ihren Reden in Bann. Das mag auch noch für Lenin gelten, nicht jedoch für Stalin, der die großen Paraden schweigend abnahm, und auch Mao Tsetung beherrschte China mehr durch Direktiven als durch persönliche Auftritte. Charismatische Herrschaft, die häufig mit diktatorischer Macht verbunden wird, kann sehr unterschiedliche Grundlagen haben: Gründete sie sich bei Mussolini und Hitler auf rhetorische Präsenz, so war sie bei Duvalier mit der Vorstellung verbunden, er verfüge über magische Fähigkeiten und könne seine Gegner verhexen. Bei Stalin und Mao lässt sich so etwas wie die Magie öffentlicher Absenz beobachten, während Kim Il-sung Nordkorea bereits zu Lebzeiten mit Statuen zupflastern ließ, um den Eindruck von Omnipräsenz zu erzeugen. Das alles kann man bei Dikötter nachlesen; über die Bedeutung dessen für den Typ diktatorischer Herrschaft hat er sich jedoch ebenso wenig Gedanken gemacht wie darüber, ob diese Unterschiede nun in der Person des jeweiligen Diktators oder in der Kultur seines Landes begründet sind.

Eines zumindest ist allen behandelten Figuren gemeinsam: das grenzenlose Misstrauen, mit dem sie ihrer Umgebung begegnen, und die Neigung, niemandem über längere Zeit einen festen Platz in ihrer engeren Umgebung zuzugestehen. Tyrannen, so bereits der Tenor von Xenophons Dialog "Hieron", einem Text des vierten vorchristlichen Jahrhunderts, haben keine Freunde und führen deswegen letztlich ein erbärmliches Leben. Diese antike Einsicht lässt sich an den von Dikötter dargestellten Diktatoren bestätigen. Prunk und Pomp, mit dem sie sich umgeben, sind ebenso wie die von einigen zur Schau gestellte Bescheidenheit Bestandteil des Personenkults, aber kaum eine Befriedigung persönlicher Präferenzen. Es ist nicht sonderlich attraktiv, Diktator oder Tyrann zu werden, lautet denn auch Dikötters Resümee.

HERFRIED MÜNKLER

Frank Dikötter: "Diktator werden". Populismus,

Personenkult und die Wege zur Macht.

Aus dem Englischen von Henning Dedekind und Heike Schlatterer. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 366 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2020

Acht Tyrannen
Der Historiker Frank Dikötter sucht nach Gemeinsamkeiten diktatorischen Regierens – und scheitert schon an der Auswahl der Personen
Der französische Historiker Éric Vuillard hatte aus der Machtergreifung der Nazis eine Slapstick-Revue gemacht. Sein Buch „Die Tagesordnung“ aus dem Jahr 2018 war ein Gegenentwurf zu all den minutiösen Recherchen zum Dritten Reich. Denn Vuillard konzentrierte sich auf den Effekt von Zerrbildern. Nun hat sich der niederländische Historiker Frank Dikötter, ein Experte chinesischer Geschichte, Hitler vorgenommen und ihn in eine Reihe mit sieben weiteren Diktatoren des 20. Jahrhunderts gestellt. Neue Perspektiven auf das Grauen findet er dabei leider nicht.
Dikötters Auswahl, das merkt der Autor im Vorwort von „Diktator werden“ selbst an, müsse Lesern unvollständig vorkommen: Warum hat er dem Mediziner Jean-Claude Duvalier („Baby Doc“) ein Kapitel gewidmet, der Haiti als eine Art Voodoo-Priester regierte? Warum fehlen wiederum Franco, Gaddafi, Mugabe, Saddam Hussein? Schon hier bleibt der Autor eine überzeugende Antwort schuldig, vielleicht, weil er es ohnehin unterlässt, systematisch darzustellen, was die Diktatoren miteinander verbindet. Doch das ist nicht die größte Schwäche des Buchs.
Dikötter sieht im Personenkult eine zentrale Strategie der Machtergreifung und des Machterhalts. Er hat pro Diktator allerdings nur 25 bis zu 40 Seiten zur Verfügung, um einen kompakten und quellensatten Überblick zu liefern. Für derartig problematische Figuren der Zeitgeschichte ist das äußerst knapp bemessen, zumal sich Dikötter entschieden hat, chronistenpflichtig zwischen Biografie, Wirkungsgeschichte und Psychogramm zu oszillieren.
Er richtet den Scheinwerfer vor allem auf die Selbstbildnisse der Diktatoren, auf ihre öffentlichen und massenmedialen Inszenierungen. Sie machen oftmals unscheinbare Männer zu strahlenden Illusionskünstlern. Doch bevor man Staatsschauspielern wie Mussolini, Hitler oder Stalin näherkommt, muss Dikötter bereits auf wenigen Seiten abmoderieren, wie es mit ihren Regimen zu Ende ging. Dabei ist für die psychosoziale Rückkopplung zwischen Verführern und Verführten wenig Platz. Auch die Verschränkung von Propaganda- und Gewaltapparaten wird nicht eingehender analysiert.
Dikötter begnügt sich etwa mit der Erkenntnis, dass ein übersteigerter Personenkult zwangsläufig in Wahn und Paranoia kippen müsse. Sonst fehlen aufgrund des anthologischen Charakters des Buchs erhellende Erkenntnisse, die Schlussfolgerungen sind eher bündig. Er schreibt: „Diktatoren belogen ihr Volk, aber auch sich selbst. Manche wurden zu Gefangenen ihrer eigenen Welt, überzeugt von ihrem eigenen Genie. Andere entwickelten ein krankhaftes Misstrauen gegenüber ihrem persönlichen Gefolge. Alle waren von Kriechern umgeben.“
Das Buch hat zudem eine editorische Schwäche. So verspricht der deutsche Untertitel einen Zugang zur Wirkungsmacht von Populismus. Der Begriff wäre aufgrund seiner heutigen Omnipräsenz zumindest einführungswürdig. Er wird von Dikötter aber im gesamten Buch schlichtweg nicht verwendet. Dabei hätte er womöglich eine Brücke zu den nationalistisch bis totalitär regierenden Machthabern der Gegenwart schlagen können. Doch Recep Tayyip Erdoğan, Baschar al-Assad und Chinas Präsident Xi Jinping werden im Nachwort nurmehr als Diktatoren modernen Gewands erwähnt.
Inwiefern sich Autokraten außer der Mechanismen des Personenkults auch des elitenfeindlichen oder rassistischen Denkens der großen Diktatoren des 20. Jahrhunderts bedienen, bleibt leider unausgeführt. Somit ist „Diktator werden“ nur als eine vertane Chance zu werten.
CHRISTOPH DORNER
Frank Dikötter: Diktator werden. Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht. Aus dem Englischen von Heike Schlatterer und Henning Dedekind. Klett Cotta, Stuttgart 2020. 368 Seiten, 26 Euro. E-Book: 12,99 Euro.
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»Frank Dikötter hat im Verlauf seiner Studien einen tiefen Einblick in die Herrschaftstechniken von Diktaturen getan. Und festgestellt: Egal, von welcher ideologischen Basis aus die Protagonisten gestartet waren, ab einem gewissen Punkt waren Kern und Inhalt ihrer Herrschaft sie selbst.« Paul Stänner, Deutschlandfunk, 04.04.2020 Paul Stänner Deutschlandfunk 20200404