Lenin, Mussolini, Hitler, Goebbels, Stalin: Die Hauptakteure des Faschismus und Stalinismus waren selbst große Cineasten und nutzten das Kino für ihre Zwecke. „Viva Villa“ zählte zu Hitlers Lieblingsfilmen; in dessen Hauptfigur erkannte er sich selbst. Joseph Goebbels hielt den Film dennoch für zu gefährlich, um ihn für die Kinos freizugeben. Er diktierte nicht nur die Programmauswahl in Nazideutschland, als Autor und Dramaturg war er zunehmend selbst beteiligt.
Der Erste aber, der die Macht des Kinos für die Propaganda erkannte, war Mussolini. Er verstaatlichte die gesamte Filmindustrie und versuchte, mit Cinecittà ein faschistisches Hollywood zu schaffen. Peter Demetz über Diktatoren, Macht und Manipulation.
Der Erste aber, der die Macht des Kinos für die Propaganda erkannte, war Mussolini. Er verstaatlichte die gesamte Filmindustrie und versuchte, mit Cinecittà ein faschistisches Hollywood zu schaffen. Peter Demetz über Diktatoren, Macht und Manipulation.
Mit großem Interesse liest Rezensentin Katrin Doerksen dieses Buch des 1922 geborenen Germanisten Peter Demetz, dessen bestechenden Anekdotenreichtum sie hervorhebt. Demetz lege eine Menge Spuren, die heutige Forscher mit Gewinn nachverfolgen können, etwa die Geschichte des jüdischen Regisseurs Reinhold Schünzel, der bis 1937 im Dritten Reich weiter Filme drehen durfte, weil es wegen des Exodus von Regisseuren schlicht Bedarf gab. Gehen musste er dann, weil er satirische Elemente in seine Filme einbaute. Auch das Verhältnis der Diktatoren Lenin, Mussolini, Hitler und Stalin zum Kino, das Demetz mit vielen Episoden schildert, findet Doerksen aufschlussreich: Während die Filme Hitler und Stalin zu narzisstischer Selbstbestätigung dienten, war Lenin begeistert von einem Werk über hydraulische Torfstecherei. Ein genaueres Lektorat und mehr Belege hätten dem Buch gut getan, schließt die insgesamt dennoch zufriedene Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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