Medien werden zu einem Ärgernis, wenn man einer Fußnote des Soziologen Niklas Luhmann folgt. Ihm zu danken ist es, einen Schlüsseltext der gegenwärtigen Debatte um den Medienbegriff, Fritz Heiders "Ding und Medium" (1927), wieder entdeckt zu haben. Ungeachtet seiner fortwährenden Aktualität ist der Text jedoch nie wirklich als selbständige Publikation erschienen. Dieser Mißstand wird durch die von Dirk Baecker initiierte Neuedition behoben.Ein Ding, so definiert Heider, ist wahrnehmbar in einem diese Wahrnehmung vermittelnden Medium. Weil sich das Ding der Wahrnehmung verdankt, die ihrerseits nur durch das Medium möglich ist, kann kein Ding außerhalb eines Mediums sein. Medien sind so immer ein Mittleres, etwas, das sich zwischen anderen Dingen bewegt. Eben als solche Störenfriede betrachtet Heider zunächst Medien, denn sie können die Wahrnehmung von Objekten trüben, so z.B. das Fensterglas: "in ihm werden die Zuordnungen der Lichtwellen zu den Dingen gestört.". Heider stellt zwar den Begriff des Medialen inklusive seiner Effekte heraus, unterwirft ihn aber zugleich einer Ökonomie, die das Bedrohungspotential des Medialen für die Form des Menschen (Heider) oder des Systems (Luhmann) bannt.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ohne Fritz Heiders Aufsatz von 1923 würde es heute die Unterscheidung von "Medium" und "Form" in der Medientheorie so nicht geben, erläutert Rezensent Bernhard Dotzler. Heute sei Nikolas Luhmanns Re-Lektüre von Heiders Grundthese nach wie vor "State of the Art": "Man hört die Uhr ticken nur deshalb, weil die Luft selbst nicht tickt." Das Medium selbst in der Medientheorie ist dank dieser These eine zu vernachlässigende Größe. Und dank der Neuauflage von Fritz Heiders Aufsatz könnten "alle, die nüchternen Geistes sind", so der Rezensent, " ihren Blick auf die Gegenwart justieren".
© Perlentaucher Medien GmbH
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