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Diplomaten und Agenten - Doerries, Reinhard R. (Hrsg.)
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Erst seit wenigen Jahren befassen sich deutsche Historiker ernsthaft mit der Geschichte der Nachrichtendienste. Die in diesem Band zusammengetragenen Forschungsresultate erlauben ganz neue Interpretationen der vom Ersten Weltkrieg bis zum Kalten Krieg im Zentrum der deutschen Außenpolitik stehenden Beziehungen zu den USA. In Krieg und Frieden haben die Aktivitäten der Nachrichtendienste einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der internationalen Beziehungen ausgeübt. Die Öffnung zahlreicher, bisher für die Forschung nicht zugänglicher Aktenbestände in deutschen und ausländischen…mehr

Produktbeschreibung
Erst seit wenigen Jahren befassen sich deutsche Historiker ernsthaft mit der Geschichte der Nachrichtendienste. Die in diesem Band zusammengetragenen Forschungsresultate erlauben ganz neue Interpretationen der vom Ersten Weltkrieg bis zum Kalten Krieg im Zentrum der deutschen Außenpolitik stehenden Beziehungen zu den USA. In Krieg und Frieden haben die Aktivitäten der Nachrichtendienste einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der internationalen Beziehungen ausgeübt. Die Öffnung zahlreicher, bisher für die Forschung nicht zugänglicher Aktenbestände in deutschen und ausländischen Archiven hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die häufig sensationellen populärwissenschaftlichen Publikationen auf diesem Gebiet zunehmend durch zuverlässige und wissenschaftlich nachvollziehbare Untersuchungen ersetzt werden können. Somit bietet der Band für Historiker, Politikwissenschaftler und Journalisten neue Sichtweisen der Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2001

Begrenzter Auftrag und Einfluß
Nachrichtendienste im deutsch-amerikanischen Verhältnis: Subversive Propaganda oder Agenteneinsätze waren nicht kriegsentscheidend

Reinhard R. Doerries: Diplomaten und Agenten. Nachrichtendienste in der Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 2001. 229 Seiten, 72,- Mark.

Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten und zu Großbritannien, wo Sinn, Aufgaben, Methoden nachrichtendienstlicher Arbeit an einigen Universitäten zum Forschungs- und Lehrprogramm gehören, erfreut sich dieses Thema bei deutschen Wissenschaftlern keiner besonderen Beliebtheit. Deshalb verdient der Sammelband besondere Beachtung. In sieben Beiträgen werden Themen aus unterschiedlichen Bereichen behandelt, von mehr grundsätzlichen Untersuchungen wie "Das Dritte Reich und die Politik der amerikanischen Geheimdienste" bis zu Einzelkomplexen wie "Die Beziehungen der Reichswehr zur U. S. Army in den Jahren 1922-1933".

Ziel der erhellenden Aufsätze ist es, die nachrichtendienstlichen Aktivitäten als Teil des größeren Bereiches der Diplomatie- und Militärgeschichte darzustellen. Aufgabe von Nachrichtendiensten ist es, Ziele und Interessen eines Staates zu fördern, indem umfassende und zuverlässige Informationen beschafft werden, der Regierungspolitik durch präzise Analysen eine breitere Grundlage für Entscheidungen geboten wird. Einige der Beiträge zeigen allerdings, daß Nachrichtendienste gelegentlich über diesen begrenzten Auftrag hinausgreifen und versuchen, politische Zielrichtungen zu beeinflussen. Ob und in welchem Maße das möglich ist, hängt in erster Linie von der Integration des Nachrichtendienstes in die politische Struktur eines Staates und der faktischen Kontrolle des Nachrichtendienstes durch parlamentarische oder juristische Gremien ab.

Zeitlich setzen die Beiträge mit der Tätigkeit deutscher Agenten in den Vereinigten Staaten während des Ersten Weltkrieges ein, deren konkrete Ergebnisse gering waren, die aber dennoch die amerikanische Entscheidung zum Eintritt in den Krieg beeinflußten. Der im März 2000 verstorbene Historiker Jürgen Heideking untersucht die Haltung des amerikanischen Nachrichtendienstes "Office of Strategic Services" (OSS) gegenüber dem Nationalsozialismus und dem deutschen Widerstand. Er unterscheidet zwischen drei Denk- und Handlungsweisen: der instrumentellen (der deutsche Widerstand ist nur ein Mittel im Kampf gegen Hitler), der kritischen (der Widerstand stützt sich vornehmlich auf traditionelle Kreise) und der sympathisierenden (Widerstandskämpfer sollen Führungselite des neuen Deutschland sein). Alle drei Richtungen konnten für sich beanspruchen, bestimmte Aspekte des nationalsozialistischen Regimes und des Widerstands richtig zu erfassen, aber eine klare Gesamteinschätzung gelang nicht, was zu gelegentlichen Fehleinschätzungen führte.

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit den wichtigsten Operationsfeldern des OSS im Kampf gegen Deutschland: Medienkrieg (unter anderem "schwarze" Propaganda) und Infiltration von Agenten nach Deutschland. Der OSS leistete einen wichtigen Beitrag zum Kriegseinsatz der Vereinigten Staaten; der Krieg wurde jedoch - so der Beitrag von Christoph Mauch - durch Waffen gewonnen, nicht durch subversive Propaganda oder den Einsatz von Agenten.

Abschließend erläutert Wolfgang Krieger die Quellenlage und die Zugangsmöglichkeiten zu Unterlagen von Nachrichtendiensten; während die Vereinigten Staaten, vor allem durch den "Freedom of Information Act", Forschern weitgehend Zugang ermöglichen, sind deutsche Behörden noch sehr zurückhaltend, was die Forschung erschwert.

HANS KLUTH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Den von Reinhard R. Doerries herausgegebenen Sammelband mit sieben Beiträgen über die Arbeitsweisen von Geheimdiensten und deren Auswirkungen auf die Politik in Deutschland und den USA findet Hans Kluth allein schon deswegen beachtlich, weil das Thema in Deutschland zu den Stiefkindern der Forschung gehört, so der Rezensent. Abgesehen davon, dass Kluth erwähnt, die einzelnen Beiträge seien erhellend, hält er sich mit einer präziseren Kritik zurück und stellt stattdessen den Inhalt des Bandes vor. Immerhin - es ist schon erstaunlich, dass die Amerikaner sich von der Tätigkeit deutscher Agenten in den USA derart beeindrucken ließen, dass dies die Entscheidung, in den 1. Weltkrieg einzutreten, durchaus beeinflusst hat, berichtet Kluth.

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