Schwule wurden in Hamburg wie überall in Deutschland bis Ende des 20. Jahrhunderts diskriminiert, oft kriminalisiert und zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt und während der NS-Zeit nicht selten eliminiert, d.h. sie verschwanden in Konzentrationslagern, wo viele von ihnen ums Leben kamen. Die Freie und Hansestadt Hamburg war keineswegs eine liberale Hochburg, wenn es um Homosexuelle ging. Der vorliegende Band enthält Aufsätze zur homophoben Politik der Hamburger Jugendbehörde nach 1945, zur Verfolgung des Kriminaloberinspektors Rudolf Förster, der während der NS-Zeit Verständnis für Homosexuelle gezeigt hatte, zur Lebensgeschichte eines schwulen Juristen und Schwulenaktivisten vor und nach dem Krieg und zu einem Hamburger Schriftsteller und dessen Neuengamme-Roman. Darüber hinaus ist exemplarisch ein Kriminalfall aus der NS-Zeit mit homosexuellem Hintergrund aufgearbeitet worden. Der Band ergänzt damit zuvor erschienene Bücher und Aufsätze zur Hamburger Homosexuellengeschichte der beiden Herausgeber (und des inzwischen verstorbenen Bernhard Rosenkranz) sowie die beiden großen Ausstellungen zur Verfolgungsgeschichte in Hamburg, die von 2007 bis 2015 in der Hamburger Staatsbibliothek Carl-von-Ossietzky, auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme, im Hamburger und Harburger Rathaus, im Hamburger Justizforum, mehreren Stadtteil-Institutionen, in der Zentralen Bücherhalle, aber auch in Waren, Berlin, Bochum und Essen gezeigt worden sind. Ulf Bollmann und Bernhard Rosenkranz waren 2006 die Gründer der Hamburger Initiative „Gemeinsam gegen das Vergessen – Stolpersteine für homosexuelle NS-Opfer“. Nach Rosenkranz’ Tod im Jahre 2010 arbeitet Gottfried Lorenz mit Ulf Bollmann zusammen.