Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Autoren mit Migrationshintergrund in der Schweiz? Und inwiefern spielt die biografische Migrationserfahrung in das literarische Schaffen hinein? Diese Fragen stellten wir 16 Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die in der Schweiz leben und ihre Texte auf Deutsch oder Französisch verfassen. Befragt wurden sie im Rahmen des Forschungsprojekts 'Generationen im Wandel', welches das zeitgenössische Schaffen von Autoren mit Migrationshintergrund in der Schweiz aus sozial- und literaturwissenschaftlicher Sicht untersuchte. Die Autoren sehen durchaus, dass ihre…mehr
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Autoren mit Migrationshintergrund in der Schweiz? Und inwiefern spielt die biografische Migrationserfahrung in das literarische Schaffen hinein? Diese Fragen stellten wir 16 Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die in der Schweiz leben und ihre Texte auf Deutsch oder Französisch verfassen. Befragt wurden sie im Rahmen des Forschungsprojekts 'Generationen im Wandel', welches das zeitgenössische Schaffen von Autoren mit Migrationshintergrund in der Schweiz aus sozial- und literaturwissenschaftlicher Sicht untersuchte. Die Autoren sehen durchaus, dass ihre Migrationsgeschichte Spuren im Text hinterlässt. Innocent Naki, der sein Schreiben am stärksten in der Migration verankert, betont, er brauche das Fremdsein nicht schreibend zu kultivieren, 'parce que de toute façon il s'impose'. Die Autorin Christina Viragh wehrt sich aber dagegen, 'dass man überall Etiketten aufzukleben versucht', und ihr Kollege Catalin Dorian Florescu beklagt, dass sein Roman 'Blinder Masseur' nur im Hinblick auf die Themen der Migration rezipiert werde. Stattdessen möchten die Befragten an der literarischen Qualität ihrer Texte gemessen werden. Kategorien wie 'Migrationsliteratur' oder 'Migrationsautor', so ein wichtiges Fazit, haben weitgehend ausgedient. Wenn es um die wissenschaftliche Beschreibung und Analyse der literarischen Texte dieser Autoren geht, greift die kausale Rückführung auf die Migration zu kurz. Vielmehr spielt die Migrationserfahrung für das literarische Schaffen insofern eine Rolle, als sie die Universalität einer Literatur mit begründet, die heute fester Bestandteil der Schweizer Kultur geworden ist und kosmopolitische Züge trägt.
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Autorenporträt
Martina Kamm, lic. phil I, war von 2001 bis 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schweizerischen Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien der Universität Neuenburg (SFM). Die Soziologin und Germanistin hat verschiedene sozialwissenschaftliche Forschungen sowie Kulturprojekte realisiert. Bettina Spoerri, Dr. phil. I, ist Literaturwissenschafterin, Autorin und Kulturjournalistin. Sie arbeitete als wissenschaftliche Assistentin am Deutschen Seminar der Universität Zürich, später als Kulturredaktorin. Zudem war sie Mitglied zahlreicher Literaturjurys, sowie der Programmkommission der Solothurner Literaturtage 2001-2004. Daniel Rothenbühler, Dr. phil. hist., hat über mehrere Schweizer Autorinnen und Autoren publiziert. Er ist Mitglied der Herausgeberkommission der 'ch Reihe'. Gianni D'Amato, Dr. rer. pol., ist Professor und Leiter des Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien der Universität Neuenburg (SFM).
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