Der vorliegende Doppelband der „Sitzungsberichte“ vereinigt mit dem Thema „Disziplinäres und Interdisziplinäres – Historisches und Systematisches“ Beiträge, die mit folgenden vier Veranstaltungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften in Beziehung stehen, d.h. auf gehaltene Vorträge zurückgehen oder durch sie angeregt wurden: – am 11. Oktober 2018: Unbestimmtheit, Unsicherheit, Fehlerhaftigkeit und Fehlertoleranz in Natur, Technik und Gesellschaft – Ehrenkolloquium für Lutz-Günther Fleischer zum 80. Geburtstag, – am 09. November 2018: Kolloquium „In memoriam Siegfried Wollgast (1933–2017)“, – am 09. November 2018: Zeitmaß und Kosmologie – Kolloquium anlässlich des 90. Geburtstages von Hans-Jürgen Treder (1928–2006), und – am 29. November 2018: Philosophie und Naturwissenschaften – Ehrenkolloquium für Herbert Hörz anlässlich seines 85. Geburtstages. Lutz-Günther Fleischer kann auf vier erfüllte Jahrzehnte akademischer Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg, der Humboldt- Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin mit einer bemerkenswerten Weite seiner Lehr- und Forschungsgebiete zurückblicken, die – theoria cum praxi! – von der Thermodynamik irreversibler Prozesse bis zur industrienahen Verfahrenstechnik, Biotechnologie und Technikfolgenabschätzung reicht. Bis zu seiner Emeritierung 2006 leitete er den Fachbereich Lebensmittelverfahrenstechnik sowie das traditionsreiche Berliner Zuckerinstitut und war Dekan der Fakultät für Prozesswissenschaften der TU Berlin. Der Ehrenpräsident der Leibniz-Sozietät, Herbert Hörz, würdigt Siegfried Wollgast in seiner Eröffnung als langjährigen Freund und Kollegen, als Kooperationspartner, als ausgewiesenen Philosophiehistoriker sowie als unermüdlichen Akteur in der Leibniz-Sozietät, vor allem im Arbeitskreis Toleranz. Wollgast war im Jahr 1995 zum Mitglied der Leibniz-Sozietät gewählt worden und am 26. Juni 2017 verstorben. Mit den nachfolgenden Beiträgen werden je unterschiedliche Facetten des umfangreichen Wirkens von Wollgast nochmals deutlich gemacht, denn die Breite seines Wirkens ist beeindruckend. Siegfried Wollgast war – das machen alle Beiträge deutlich – ein Wissenschaftler, der akribisch aus einem enzyklopädischen Wissensfundus schöpfte und dabei stets Anreger und Ratgeber, aber auch (hilfreicher) Kritiker war. Mit dem Kolloquium wurde deutlich, dass er in seiner so vielseitigen Persönlichkeit nicht wenigen ein hilfreicher und treuer Freund geworden war. Der 90. Geburtstag unseres vor zwölf Jahren verstorbenen Mitgliedes Hans-Jürgen Treder (1928–2006) war Anlass, sein Wirken in Erinnerung zu rufen. Der nachmittägliche Teil der Plenarsitzung am 8. November 2018 stand deshalb unter dem Thema „Zeitmaß und Kosmologie“. Zur Eröffnung des Kolloquiums „Philosophie und Naturwissenschaften“ würdigte Gerhard Banse in seiner Laudatio das wissenschaftliche Wirken von Herbert Hörz, zunächst an der Humboldt-Universität zu Berlin, dann an der Akademie der Wissenschaften der DDR und schließlich in der Leibniz- Sozietät der Wissenschaften, deren Gründung auf eine Initiative von Hörz zurückgehe. Betont wird, dass der Jubilar stets mit interessanten neuen Fragestellungen die wissenschaftliche Debatte innerhalb wie außerhalb seiner unmittelbaren Wirkungsstätten anregte und beeinflusste. Stets hat er dabei seine eigene Art und Weise der Problembestimmung und -lösung genutzt, basierend auf dem von ihm entwickelten konzeptionellen Verständnis der Funktionen der Philosophie für die Einzelwissenschaften und umgekehrt sowie dessen Präzisierung, Konkretisierung und Weiterentwicklung. Davon gehen die nachfolgenden fünf Beiträge dann auch in je spezifischer Weise aus oder knüpfen daran an. Im gemeinsam von Horst Klinkmann und Herbert Wöltge verfassten Beitrag Die radikale Lösung. Von der Gelehrtensozietät zur Leibniz-Sozietät stehen die Wandlungen der Akademie der Wissenschaften der DDR im Zeitraum von etwa 1989 bis 1993 im Mittelpunkt, die letztendlich zur Gründung der Leibniz-Sozietät führten. Als Motivation dieser Beschäftigung gilt: „Nicht nur für die Leibniz-Sozietät besitzt die Kenntnis der damaligen Abläufe und Ereignissen […] einen Erinnerungswert, sie verdienen nicht, ins historische Vergessen zu geraten, nicht zuletzt, um späteren objektiven analytischen und historisch-kritischen Untersuchungen bei Bedarf genügen Material anzubieten.“