Im Namen des Beat, des Break und der Bassline Schon zu Zeiten des Gottes Dionysos gab es ravende Nymphen, in Madagaskar ergreift ein Hip-Hop-DJ die Macht, und der schreibende DJ Hans Nieswandt ist überall dabei!Seit über zwanzig Jahren produziert er elektronische Beats und gehört zu Deutschlands renommiertesten House-DJs. Nun hat Hans Nieswandt einen ehrgeizigen Plan: Nach zwei erfolgreichen Büchern über das DJ-Dasein sieht er die Zeit reif für den großen Wurf - den »Moby Dick« der Diskowelt. Schnell hat das Ding einen Helden, einen fantastischen Überbau und einen Namen: »DJ Dionysos« - denn ohne den Gott der rauschhaften Ekstase geht in den modernen elektronischen Disko-Tempeln sowieso gar nichts. Doch kaum ist das Romanpersonal versammelt und der Bleistift gespitzt, kommt die Realität dazwischen und alles ganz anders als geplant ...Statt brav an seinem Schreibtisch zu kleben, führt Hans Nieswandt das Plattenauflegen um die halbe Welt: von Hanoi und Kuala Lumpur bis auf transsibirische Tracks und nach Nowosibirsk. Und auch an Orte, an denen DJs eher selten zu sehen sind: als Filmkomparse ans Set von Wim Wenders, als Shakespeare-Remixer ans Theater oder als Prinz zum Ballett!Verstärkt merkt Hans Nieswandt bei seinen Auftritten, wie viel sich in den Clubs verändert - und das nicht zum Vorteil. Vor allem jüngere Kollegen frönen den federleichten Files auf Laptops und vernachlässigen den Zauber des heiligen Vinyls ... Bei all diesen Zwischenfällen, bizarren Begegnungen, kulturellen Kuriositäten und skurrilen Abenteuern, die er sich so nie hätte ausdenken können, bleibt kaum Zeit zum Schreiben seines Romans - doch Hans Nieswandt gibt nicht auf, und für ein paar Kapitel reicht es glücklicherweise ...Voller Esprit, gewohnt kenntnisreich und herrlich selbstironisch erzählt Hans Nieswandt von grandiosen Gigs und ungewöhnlichen Musik-Erlebnissen rund um den Globus - und schreibt wie nebenbei eine kleine Geschichte über die neue DJ-Generation und den Clash der Techniken.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2010Tanzwirtschaft
In den Neunzigern erhielt der alte Dienstleistungsberuf Plattenaufleger plötzlich Kultstatus: Als Alchimisten der Akustik gelten DJs seither. Allmählich entwickelte sich ein neues DJ-Dienstleistungsfeld: Subkulturvertreter in der Hochkultur. So jedenfalls lesen sich die in bester "Spex"-Manier amüsant selbstbezüglichen Disko-Berichte des Elektro-DJs und Popjournalisten Hans Nieswandt. Zunächst macht er sich angesichts des Aufstiegs eines DJs zum Präsidenten von Madagaskar und der durchaus passablen Auftritte Jürgen Trittins als DJ Dosenpfand Gedanken über die innere Verwandtschaft seines Berufsstands mit dem des Politikers: Beide tendierten zur "Verschwendung, von sich und seinen Ressourcen, zum Wohl aller, zum Ruin aller". Doch dann muss Nieswandt bemerken, dass man ihn vor allem als Füllmasse in der industriellen Kulturproduktion schätzt: Nebenfiguren-Auftritt in Wim Wenders' "Palermo Shooting", ein Theater-Auftrag, Shakespeare zu "verrappen", Einladung als Stimme der jungen Generation (mit Mitte vierzig!) bei allerlei Diskussionen und immer wieder Kulturmissionar des Goethe-Instituts. Die soziale Tanzwirtschaft, für die Nieswandt steht, steckt aber gleich doppelt in der Klemme, denn in vielen Teilen der Welt wurde sie längst verdrängt durch kalten, harten Global Tech. Ein Menetekel? Es spricht zumindest einiges dafür, dass heute nicht Selbstverschwendung, sondern Arroganz das Charakteristikum erfolgreicher Politiker ist. (Hans Nieswandt: "DJ Dionysos". Geschichten aus der Diskowelt. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010. 184 S., br., 8,95 [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In den Neunzigern erhielt der alte Dienstleistungsberuf Plattenaufleger plötzlich Kultstatus: Als Alchimisten der Akustik gelten DJs seither. Allmählich entwickelte sich ein neues DJ-Dienstleistungsfeld: Subkulturvertreter in der Hochkultur. So jedenfalls lesen sich die in bester "Spex"-Manier amüsant selbstbezüglichen Disko-Berichte des Elektro-DJs und Popjournalisten Hans Nieswandt. Zunächst macht er sich angesichts des Aufstiegs eines DJs zum Präsidenten von Madagaskar und der durchaus passablen Auftritte Jürgen Trittins als DJ Dosenpfand Gedanken über die innere Verwandtschaft seines Berufsstands mit dem des Politikers: Beide tendierten zur "Verschwendung, von sich und seinen Ressourcen, zum Wohl aller, zum Ruin aller". Doch dann muss Nieswandt bemerken, dass man ihn vor allem als Füllmasse in der industriellen Kulturproduktion schätzt: Nebenfiguren-Auftritt in Wim Wenders' "Palermo Shooting", ein Theater-Auftrag, Shakespeare zu "verrappen", Einladung als Stimme der jungen Generation (mit Mitte vierzig!) bei allerlei Diskussionen und immer wieder Kulturmissionar des Goethe-Instituts. Die soziale Tanzwirtschaft, für die Nieswandt steht, steckt aber gleich doppelt in der Klemme, denn in vielen Teilen der Welt wurde sie längst verdrängt durch kalten, harten Global Tech. Ein Menetekel? Es spricht zumindest einiges dafür, dass heute nicht Selbstverschwendung, sondern Arroganz das Charakteristikum erfolgreicher Politiker ist. (Hans Nieswandt: "DJ Dionysos". Geschichten aus der Diskowelt. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010. 184 S., br., 8,95 [Euro].) oju
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»[...] ein humorvoller, episodischer Erzählband, halb fiktiv und halb real.« FAZ 201101