Kann man Russland verstehen? Oder an Russland glauben? Mit großer Offenheit und frei von ideologischen Vorurteilen analysiert Tatiana Yudina die Entwicklung Russlands seit 1990. Ihre Perspektive ist die einer Moskauer Akademikerin, die Ost und West aus eigenem Erleben kennt. Sie entzaubert das Russlandbild, das nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vor allem im Westen gezeichnet wurde. Zugleich offenbart sie die inneren Konflikte jener Russen, die an die Möglichkeit eines neuen und anderen Russlands geglaubt haben. Klug und umsichtig stellt Yudina den über Jahrhunderte gewachsenen kulturellen Einfluss Europas auf Russland dar. Die gegenwärtige Politik und Kultur eines Landes im Kriegszustand, geprägt von der Negation dieser Verwobenheit und von der Abschottung nach Westen, analysiert sie pointiert. Mit dem geschulten Blick der Wissenschaftlerin benennt sie die Folgen dieser Widersprüchlichkeit.