In dem zwischen 1934 und 1936 entstandenen Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg unternimmt Ödön von Horváth eine Analyse der Inflationszeit anhand der Figur eines Kriegsheimkehrers und entwirft über dessen Suche nach seiner verlorenen Braut zugleich eine Metaphysik der Liebe. Horváths Don Juan ist kein dämonischer und skrupelloser Verführer wie jener Tirso de Molinas oder Mozart/Da Pontes, sondern ein passiver Held und mehr Opfer weiblichen Begehrens als Sinnbild eines exaltierten männlichen Begehrens. Dennoch wird auch er schuldig. Der Band stellt erstmals die lange und komplexe Entstehungsgeschichte des Schauspiels dar: von ersten Entwürfen noch unter dem Titel Ein Don Juan unserer Zeit, in denen der Autor das Stück noch stärker in der Zeitgeschichte verankern wollte, über Pläne zur Verfilmung des Stoffes bis hin zu den späten Konzeptionen unter dem Titel Don Juan kommt aus dem Krieg, in denen der zeitgeschichtliche Hintergrund immer weiter zurückgedrängt wird und Horváth selbst der Anziehungskraft seines Helden zu erliegen scheint. Hier entwickelt der Autor auch das für den Don Juan und später auch für seinen letzten Roman Ein Kind unserer Zeit (1938) charakteristische Kälte-Motiv. Neben einer großen Zahl an handschriftlichen Entwürfen auf Einzelblättern oder in Notizbüchern, die als Faksimile und Transkription abgedruckt sind, bietet der Band auch einen Einblick in den Überarbeitungsprozess der Endfassung des Textes, die in Form eines annotierten Typoskripts des Autors überliefert ist.
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