De Sade ist bis heute in Deutschland vor allem durch seine philosophisch und pornographisch radikalen Skandalbücher wie die Justine ou les malheurs de la vertu oder die Philosophie dans le boudoir berühmt. Seine klandestinen Werke bilden indessen nur einen Teil seines Oeuvres; denn zugleich versuchte sich Sade mit unverfänglicheren Publikationen einen Namen als anerkannter 'homme de lettres' zu machen. Kein Zufall ist es daher, daß die erste deutsche Sade-Übersetzung aus den Jahren 1802/1803, die dann auch für rund hundert Jahre der einzige auf deutsch zugängliche Sade-Text bleiben sollte, einen Teil der vierbändigen Erzählsammlung Les Crimes de l'amour umfaßt, die im Sommer 1800 in Paris erschienen war. Sade hatte die zwölf Jahre zuvor in der Bastille entstandenen Erzählungen für den Druck sorgfältig von pornographischen Elementen gereinigt und mit einer Orientierung am Schauerroman den Geschmack eines breiten Publikums getroffen. In Deutschland sah der Leipziger Verleger Georg Wilhelm Rein mit der Tilgung des Autornamens und dem irreführenden Zusatz 'aus dem Englischen' die Möglichkeit, zwei Bändchen mit erfolgversprechenden modischen Erzählungen zu publizieren, die ohne Zweifel von einem zeitgenössischen deutschen Publikum wahrgenommen wurden. In der vorliegenden Ausgabe werden drei Erzählungen der bisher verloren geglaubten ersten deutschen Sade-Übersetzung nach dem einzigen unlängst wiederentdeckten Exemplar zugänglich gemacht.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die "Verbrechen der Liebe", eine Sammlung von elf Erzählungen, hat der berühmt-berüchtigte Marquis de Sade im Jahr 1800 zusammengestellt, als gemilderte und pornografisch geglättete Version bereits zuvor verfasster Stücke, berichtet der Rezensent mit dem Kürzel "upj". Im Deutschen liegt nun zur Freude von "upj" die erste komplette deutsche Übersetzung wieder vor, was der Rezensent verdienstvoll und löblich findet, gleichermaßen das "kundige" Nachwort von Julia Bohnengel. Nur eines hätte sich "upj" noch gewünscht: Wenn schon eine Ausgabe originalgetreu wiederaufgelegt wird, dann kann man das auch als Faksimile tun, denn so klein, behauptet "upj", ist die Gemeinde der Bibliophilen nun auch wieder nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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