Kinder brauchen gute Gute-Nacht-Geschichten. Hier sind sie!« - so jubelte 2017 die Jury des Leipziger Lesekompasses.Und genau deshalb sind Fuchs und Hase wieder da! Dieser Sammelband vereint alle 24½ Gute Nacht- und Vorlesegeschichten. Zum Wieder- und Neuentdecken. Einfach herrlich!Die Geschichten erzählen von Kirschblütenschnee im Frühling, Abenteuernächten im Zelt, Fischen in Kängurubeuteln und Schlafen auf Fledermausart. Sie handeln von zornigen Wolken, Winterschlaf im Sommer, Unwettern im Bauch (dagegen hilft Käsekuchen!) und davon, wie Fuchs und Hase beim Bäckerlotto einmal eine Uhr gewannen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Heimelig" und doch keine Spur "kitschig" sind die Gute-Nacht-Geschichten von Kristina Andres, und diese Gratwanderung muss man erst einmal hinbekommen, lobt Rezensentin Kathleen Hildebrand. Überhaupt scheint diese Autorin mehr als nur ein Gespür zu haben für die richtige Dosierung. Auf beeindruckende Weise balanciert Andres erzählerische Originalität und Simplizität miteinander aus, denn sie weiß wohl: Dass zu viel des Guten eine Geschichte verdirbt. Bei Andres jedoch ist jede Geschichte ein kleines Juwel, so die hingerissene Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.09.2022Die Himbeeren
murmeln „Gute Nacht!“
Ein Einschlafbuch, so herrlich originell,
dass man die Augen gar nicht zumachen möchte
VON KATHLEEN HILDEBRAND
Wenn man in „Der Mond ist aufgegangen“ weiter singt als bis zum „weißen Nebel wunderbar“, dann gibt es da eine Zeile, die heutigen Schlafliedsängern fremd erscheint. Sie lautet: „Lass uns einfältig werden“ und meint weniger den Wunsch, ein bisschen dümmer zu sein, als man ist, als vielmehr Winckelmanns „edle Einfalt, stille Größe“ der Antike: eine kindliche Form von Weisheit, geistiger Reinheit. Die Konzentration auf das Wesentliche, könnte man vielleicht sagen.
Die Gutenachtgeschichten von Kristina Andres, Malerin, Grafikerin und versierte Kinderbuchautorin, haben genau das. Sie vereinen in perfekter Balance große Originalität und berührende Schlichtheit. Es fängt damit an, dass ihre Protagonisten ein Fuchs und ein Hase sind. Dass die sich in der bekannten Provinzbeleidigung dort „Gute Nacht“ sagen, wo sonst wirklich gar nichts los ist, erwähnt Andres nicht. Auch dass die beiden eigentlich Fressfeinde sind, kommt nur sehr subtil zur Sprache. Zum Beispiel, als der Fuchs dem Hasen Träume von verschiedenen Fleischgerichten wünscht. Dem Hasen wird da ganz anders. Vor dem Einschlafen flüstert er sich deshalb selbst noch ein paar eigene Traumwünsche vor, von Möhrenkuchen und „drei Reihen Kopfsalat im Morgenlicht“. Sie sind verschieden, diese zwei. Aber sie leben in schöner Eintracht in einem hellen Häuschen am Rand des Dorfs, draußen murmeln die Himbeeren.
Nicht alle, aber die meisten der kurzen Geschichten (gut dosierbar!) haben mit dem Schlafen zu tun. Als der Wind einmal besonders laut ums Haus pfeift, lässt der Fuchs ihn herein und wünscht auch ihm
„Gute Nacht!“ – da gibt er Ruhe. Als die zwei beim Bäckerlotto eine Uhr gewinnen, können sie abends nicht einschlafen, weil die Uhr so laut tickt. Zum Glück klaut Oma Wolf sie ihnen mitten in der Nacht. Da kriegen sie zwar einen Schreck, schlafen danach aber tief und fest: „Sie hatten schließlich alle Zeit der Welt.“
Es ist eine heimelige, aber gar nicht kitschige Welt, die Kristina Andres in Worten und fein gestrichelten Illustrationen entwirft. Es gibt auch einen Bösewicht, den Wolf in der Lederjacke. Vor dem fürchten sich Fuchs und Hase ein bisschen. Er klaut zwar Birnen, motzt und droht – geht dann aber nach Hause, um für seine Oma Birnenkompott zu kochen. Die Angst vor dem Wolf aus den Märchen wird hier modernisiert, ihrer Grausamkeit entledigt.
Kristina Andres schreibt das so geradeheraus, dass es eine Freude ist. Man hält den Atem an: Irgendwann muss doch eine danebengehen von diesen vierundzwanzigeinhalb Geschichten. Aber nein. Keine geht daneben. Denn auch Fuchs und Hase wissen, dass Originalität wohldosiert sein muss, damit sie funktioniert. Dass sie an der falschen Stelle gar nichts bringt außer einem Mangel an Gefühl. Eines Abends wollen Fuchs und Hase einander mal anders als sonst eine gute Nacht wünschen. Sie sagen: „Ich wünsche dir eine gemütliche Schwärze“, eine „wohltuende Verfinsterung“, „erfrischende Dunkelheit“. Aber sie merken schnell: „,Es ist nicht das Gleiche. Gute Nacht, Hase!‘ ,Gute Nacht, Fuchs!‘, seufzte Hase froh.“
Kristina Andres:
Donnerwetter, nun schlaft mal schön!
Vierundzwanzigeinhalb Gutenachtgeschichten von Fuchs und Hase. Moritz Verlag 2022.
128 Seiten, 18 Euro.
Ab sechs Jahren.
Wenn Fuchs und Hase sich im Buch von Kristina Andres „Gute Nacht!“sagen, geht es gar nicht langweilig, aber oft ziemlich lustig und gemütlich zu.
Foto: K. Andres/Moritz Verlag
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
murmeln „Gute Nacht!“
Ein Einschlafbuch, so herrlich originell,
dass man die Augen gar nicht zumachen möchte
VON KATHLEEN HILDEBRAND
Wenn man in „Der Mond ist aufgegangen“ weiter singt als bis zum „weißen Nebel wunderbar“, dann gibt es da eine Zeile, die heutigen Schlafliedsängern fremd erscheint. Sie lautet: „Lass uns einfältig werden“ und meint weniger den Wunsch, ein bisschen dümmer zu sein, als man ist, als vielmehr Winckelmanns „edle Einfalt, stille Größe“ der Antike: eine kindliche Form von Weisheit, geistiger Reinheit. Die Konzentration auf das Wesentliche, könnte man vielleicht sagen.
Die Gutenachtgeschichten von Kristina Andres, Malerin, Grafikerin und versierte Kinderbuchautorin, haben genau das. Sie vereinen in perfekter Balance große Originalität und berührende Schlichtheit. Es fängt damit an, dass ihre Protagonisten ein Fuchs und ein Hase sind. Dass die sich in der bekannten Provinzbeleidigung dort „Gute Nacht“ sagen, wo sonst wirklich gar nichts los ist, erwähnt Andres nicht. Auch dass die beiden eigentlich Fressfeinde sind, kommt nur sehr subtil zur Sprache. Zum Beispiel, als der Fuchs dem Hasen Träume von verschiedenen Fleischgerichten wünscht. Dem Hasen wird da ganz anders. Vor dem Einschlafen flüstert er sich deshalb selbst noch ein paar eigene Traumwünsche vor, von Möhrenkuchen und „drei Reihen Kopfsalat im Morgenlicht“. Sie sind verschieden, diese zwei. Aber sie leben in schöner Eintracht in einem hellen Häuschen am Rand des Dorfs, draußen murmeln die Himbeeren.
Nicht alle, aber die meisten der kurzen Geschichten (gut dosierbar!) haben mit dem Schlafen zu tun. Als der Wind einmal besonders laut ums Haus pfeift, lässt der Fuchs ihn herein und wünscht auch ihm
„Gute Nacht!“ – da gibt er Ruhe. Als die zwei beim Bäckerlotto eine Uhr gewinnen, können sie abends nicht einschlafen, weil die Uhr so laut tickt. Zum Glück klaut Oma Wolf sie ihnen mitten in der Nacht. Da kriegen sie zwar einen Schreck, schlafen danach aber tief und fest: „Sie hatten schließlich alle Zeit der Welt.“
Es ist eine heimelige, aber gar nicht kitschige Welt, die Kristina Andres in Worten und fein gestrichelten Illustrationen entwirft. Es gibt auch einen Bösewicht, den Wolf in der Lederjacke. Vor dem fürchten sich Fuchs und Hase ein bisschen. Er klaut zwar Birnen, motzt und droht – geht dann aber nach Hause, um für seine Oma Birnenkompott zu kochen. Die Angst vor dem Wolf aus den Märchen wird hier modernisiert, ihrer Grausamkeit entledigt.
Kristina Andres schreibt das so geradeheraus, dass es eine Freude ist. Man hält den Atem an: Irgendwann muss doch eine danebengehen von diesen vierundzwanzigeinhalb Geschichten. Aber nein. Keine geht daneben. Denn auch Fuchs und Hase wissen, dass Originalität wohldosiert sein muss, damit sie funktioniert. Dass sie an der falschen Stelle gar nichts bringt außer einem Mangel an Gefühl. Eines Abends wollen Fuchs und Hase einander mal anders als sonst eine gute Nacht wünschen. Sie sagen: „Ich wünsche dir eine gemütliche Schwärze“, eine „wohltuende Verfinsterung“, „erfrischende Dunkelheit“. Aber sie merken schnell: „,Es ist nicht das Gleiche. Gute Nacht, Hase!‘ ,Gute Nacht, Fuchs!‘, seufzte Hase froh.“
Kristina Andres:
Donnerwetter, nun schlaft mal schön!
Vierundzwanzigeinhalb Gutenachtgeschichten von Fuchs und Hase. Moritz Verlag 2022.
128 Seiten, 18 Euro.
Ab sechs Jahren.
Wenn Fuchs und Hase sich im Buch von Kristina Andres „Gute Nacht!“sagen, geht es gar nicht langweilig, aber oft ziemlich lustig und gemütlich zu.
Foto: K. Andres/Moritz Verlag
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