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Produktdetails
  • Verlag: Engeler
  • Seitenzahl: 115
  • Erscheinungstermin: August 2006
  • Deutsch, Englisch
  • Abmessung: 195mm
  • Gewicht: 322g
  • ISBN-13: 9783938767115
  • ISBN-10: 3938767111
  • Artikelnr.: 20836840

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Autorenporträt
Hilda Doolittle, geboren 1886 in Pennsylvania, gestorben 1961 in Zürich, lebte in London und am Genfersee. Sie war mit William Carlos Williams, D. H. Lawrence, Marianne Moore und Robert Creeley befreundet; mit Ezra Pound, dem sie 1911 nach London folgt, war sie verlobt. Bei Siegmund Freud in Wien machte sie eine Psychoanalyse. Ihre Liebes- und Arbeitsbeziehungen zu Frauen wie Männern machen sie zu einer Ikone der Gender-Bewegung. H.D. hat eine große Zahl von Gedichten und mehrere autobiographische Romane verfaßt.

Ulrike Draesner, geboren 1962 in München, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in München und Oxford, Promotion 1992 mit einer Arbeit über Wolframs Parzival. 1993 stieg sie aus der Wissenschaft aus, um schreiben zu können. Neben ihren wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichte sie Gedichte, Erzählungen, Hörspiele sowie einen ersten Roman. Sie lebt als freie Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturkritikerin in Berlin. 1997 erhielt sie den "foglio-Preis für junge Literatur" sowie den "Bayrischen Staatsförderpreis" für Literatur, 2010 den hochdotierter "Solothurner Literaturpreis". 2013 wurde sie mit dem "Roswitha-Preis" ausgezeichnet und 2014 mit dem "Cuxhavener Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Kugelblitze vom Sternen-Stuhl
„Heimliche Deutung” – Hilda Doolittles letzter Gedichtband, übersetzt von Ulrike Draesner
„Das Ende der Qual” nannte Hilda Doolittle ihre Abrechnung mit Ezra Pound, ihrem einstigen Meister und Verlobten. Der nannte den Titel dieser Schrift „übertrieben optimistisch”, und hatte damit wohl recht. So ganz kam Doolitte, oder H.D., wie Pound die junge Dichterin getauft hatte und wie sie seither ihr Dichterinnen-Ich nannte, so ganz kam H.D. nicht von ihm los. Genauso wenig wie von anderen Männern und Frauen in ihrem emotional sehr anstrengend wirkenden Leben.
Geboren 1886 in Pennsylvania, war sie Pound 1911 nach Europa gefolgt. Dort sollte sie bis zu ihrem Tod 1961 in Zürich bleiben; in wechselnden Beziehungen, in Therapie bei Sigmund Freud und in engem Kontakt zur antiken Dichtung. H.D. übersetzte Euripides, und in ihre eigene Dichtung ist die griechisch-römische Antike eingeflossen wie in kein anderes Werk einer modernen Dichterin (Anne Carson einmal ausgenommen). Ihr letzter Gedichtband, „Hermetic Definition”, den Ulrike Draesner nun unter dem treffenden Titel „Heimliche Deutung” ins Deutsche übersetzt hat, lässt aber auch ihre Herkunft aus der angelsächsischen Tradition erkennen: Ihre knappen, klangvollen, kugelblitzartigen Strophen erinnern vor allem an die komprimierten Ausrufe Emily Dickinsons. Die Antike ist in diesen Versen nach wie vor präsent, ebenso wie Verweise auf Astrologie und Ägyptologie. H.D.s Anspielungsreichtum ist zuweilen im wörtlichen Sinn überbordend. Doch geht es der Dichterin nicht um intellektuelle oder formale Exerzitien, sondern darum, ein Ereignis zu fassen, das an überwältigender Macht der ersten Begegnung mit Pound oder der mit Freud gleichgekommen sein muss.
74-jährig hatte Hilda Doolittle, die gerade als erste Frau in die „American Academy of Arts and Letters” aufgenommen worden war, einen dreißig Jahre jüngeren Mann kennengelernt. Wie ein kleines Mädchen entbrannte sie in heftigster Liebe zu ihm. Dieses 74-jährige Mädchen aber verfügte über die dichterische Erfahrung eines langen Lebens, über ein seltenes musikalisches Talent wie auch über den Mut zur Lächerlichkeit, der allen wahrhaft Liebenden zu eigen ist. Und so braust es in diesen Versen, dass einem die Ohren rauschen: „So ist’s, hier sitz ich/ auf meinem Felsen-Thron, unbeweglich,// oder mit allem bewegt,/ wie Kassiopeia auf ihrem Sternen-Stuhl/ sich bewegt um den Pol,// bewegt, vom Ganzen angeregt,/ Teil deines Riesen-Konzepts/ von Wüsten, die Erde unversehrt,// mit Fluss-Ufern, See-Senken,/ Sturm, Wind und Donner-Krach”.
Die wunderbar gesetzte, zweisprachige Ausgabe dieser Mischung aus Liebesbeschwörung und Liebesbann lässt die zuweilen hochfliegenden, zuweilen wie zerschmettert daliegenden Verse auch im Original nachverfolgen. Der Übersetzerin gelingt es, im Deutschen mehr als eine Ahnung der so urtümlichen wie brüchigen Kraft H.D.s zu vermitteln. Es war ihre letzte Kraft. Kurz nach der Niederschrift starb sie.TOBIAS LEHMKUHL
H.D.: Hermetic Definition. Heimliche Deutung. Übersetzt von Ulrike Draesner. Urs Engeler Editor, Basel 2006. 118 Seiten, 18 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Entgegen die herkömmliche Häppchentaktik bei der Konsumierung von Gedichten, empfiehlt Jürgen Brocan, den Band in einem Zug durchzulesen. Der musikalischen Struktur wiederkehrender Motive bei Hilda Doolittle sowie ihrer "geschmeidigen" Übertragung findet Brocan diese Lektüremethode angemessen. Dass dem Leser bei dieser Hast die schöne Ausstattung ("schlichte Eleganz") entgehen könnte, die "kühne Zusammenschau" von antiken Mythen, Alchemie und christlicher Bildlichkeit oder die Zitierfreude, die sprachliche Klarheit und die Komplexität der Texte, die Brocan so preist - diese Befürchtung scheint der Rezensent nicht zu hegen.

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