Doping im Sport ist seit rund 100 Jahren Gegenstand eines breiten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurses. Dieser Diskurs zeugt immer wieder von geradezu alchemistischen Vorstellungen einer gefahrlos möglichen pharmakologischen Selbsttransformation zum Zweck der Leistungssteigerung. Der aktuelle Diskurs um Neuroenhancement (¿Gehirndoping¿) weist dazu verblüffende Parallelen auf. In diesem Buch soll deshalb der Versuch unternommen werden, aus der Geschichte des Dopings für das aktuelle Enhancement-Problem zu lernen. Doping wird dabei als Risikoentwicklung beschrieben, die mit einer hohen Zwangsläufigkeit unerwünschte medizinische und soziale Nebenfolgen zeitigt. Diese wiederum sind geeignet, die angestrebten Ziele langfristig zu gefährden. Untersucht wird, wie moderne Leistungsorientierung ideengeschichtlich erzeugt und ethisch aufgeladen wurde und wie dies offenbar den Blick für pathologische Seiten dieser sportlichen wie gesellschaftlichen Leistungsorientierung verstellt. Doping und Enhancement sind damit nicht nur als betrügerische Handlungen Einzelner zu begreifen, sondern mehr noch als verzweifelte Antwort von Menschen auf eine Hypertrophie gesellschaftlicher Leistungsorientierung. Daraus werden Schlussfolgerungen für eine breitere Strategie gegen sportlichen und gesellschaftlichen Medikamentenmissbrauch gezogen. Erfolgreich kann Prävention jedoch nur dann sein, wenn die Bedingungen, unter denen moderne Gesellschaften Leistung generieren, grundlegend hinterfragt werden.
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