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Seine sozialdemokratische Überzeugung hat den Lebenslauf des 1906 in Dresden geborenen Arno Wend wesentlich bestimmt: Von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet, überlebte er das »Dritte Reich«, kam zurück nach Dresden und wurde dort 1945 einer der führenden Köpfe der Sachsen-SPD. 1948 dann die zweite Verfolgung: Ein sowjetisches Tribunal verurteilte ihn zu 25 Jahren Haft, davon saß er sieben Jahre in Gefängnissen und Lagern, wurde begnadigt und siedelte in den Westen über. Arno Wend starb 1980 in Wiesbaden. Ein doppelt Verfolgter zu sein: Was bedeutet diese Erfahrung für die Opfer?…mehr

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Produktbeschreibung
Seine sozialdemokratische Überzeugung hat den Lebenslauf des 1906 in Dresden geborenen Arno Wend wesentlich bestimmt: Von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet, überlebte er das »Dritte Reich«, kam zurück nach Dresden und wurde dort 1945 einer der führenden Köpfe der Sachsen-SPD. 1948 dann die zweite Verfolgung: Ein sowjetisches Tribunal verurteilte ihn zu 25 Jahren Haft, davon saß er sieben Jahre in Gefängnissen und Lagern, wurde begnadigt und siedelte in den Westen über. Arno Wend starb 1980 in Wiesbaden. Ein doppelt Verfolgter zu sein: Was bedeutet diese Erfahrung für die Opfer? Wie erlebte Wend die beiden unterschiedlichen totalitären Systeme? Der Historiker Mike Schmeitzner analysiert die wenig bekannte Biografie Arno Wends anhand unveröffentlichter und bislang unzugänglicher Dokumente unter anderem aus Moskauer Archiven. Arno Wends politische Haltung konnte weder durch KZ-Haft und NS-Sondergerichte noch durch Sowjetische Militärtribunale und GULag-Haft gebrochen werden.
Autorenporträt
Mike Schmeitzner ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2009

Aufrecht
Arno Wend und Sachsen

Unbeugsam, bildungshungrig, stur, gerecht, das ist das Leitmotiv dieser Biographie. 1906 in ärmlichen Verhältnissen geboren, früh in der sächsischen SPD engagiert, 1932 jüngster Stadtverordneter in Dresden, nach 1933 politisch verfolgt und aus dem öffentlichen Dienst entlassen, den Zweiten Weltkrieg als Feldwebel in Schreibstuben überdauert, 1945 SPD-Vorsitzender in Dresden, nach fünf Monaten als Landessekretär der sächsischen SED im September 1946 entlassen, 1948 von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt, 1955 vorzeitig freigelassen, in die Bundesrepublik geflüchtet, 1971 als Amtsrat im hessischen Innenministerium pensioniert, 1980 gestorben - das sind Eckdaten im Leben des kämpferischen Arno Wend, das Mike Schmeitzner in seiner mitunter etwas spröde zu lesenden Arbeit nachzeichnet. Am Einzelschicksal wird gezeigt, wie zunächst das NS-System und nach 1945 die unheilige Allianz von SED und sowjetischer Besatzungsmacht politische Gegner aus öffentlichen Ämtern jagten, mundtot machten und folterten. Die Untergrundarbeit der 1933 ins tschechische Exil emigrierten SPD, an der Wend in Sachsen mitwirkte, wird ebenso deutlich wie die Aufgabe der Ostbüros der SPD in Hannover, Berlin und Bonn, mit denen Wend nach 1945 in Kontakt stand. Ohne Rücksicht auf persönliche Gefährdung trat er zeitlebens für die politischen Freiheitsrechte ein und eckte mit seiner eher konservativen Auffassung des Sozialismus auch in der SPD Südhessens an. Besonders verbunden fühlte er sich dem Ostbüro der SPD. Am 12. August 1961 war er neben Willy Brandt einer der Hauptredner beim Deutschland-Treffen der SPD in Nürnberg. Mit dem Bau der Mauer versiegte der Strom der Informationen aus der und in die DDR. Das Ostbüro verlor seine Bedeutung, zugleich schwand Wends parteiinterner Einfluss als Berater in Sachsen. Eine Karriere im Westen blieb dem begabten Redner und bescheidenen Parteifunktionär versagt.

HANS JOCHEN PRETSCH

Mike Schmeitzner: Doppelt verfolgt. Das widerständige Leben des Arno Wend. Vorwärts Buch, Berlin 2009. 341 S., 19,95 [Euro].

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