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Ein Reifenplatzer. Als erstes fliegen die Boccia-Kugeln durch den Fahrgastraum, dann Mutti und Vati. Der unversehrt gebliebene Junge wird zu den Großeltern verbannt, sein Exil heißt: Frankenhayn. Ein Schelm, wer dabei an Frankenstein denkt - auch wenn das Dorf, in einer weinseligen Gegend Österreichs zu verorten, und sein Personal durchaus schaurige Züge aufweisen. Der Alkohol (serviert in monströsen Zweiliterflaschen, »Doppler« genannt), der Glaube (an die Kirche und Familie) und archaisch anmutende Traditionen spielen die Hauptrolle in diesem Sommer 1970, nach dem nichts mehr so ist w...
Ein Reifenplatzer. Als erstes fliegen die Boccia-Kugeln durch den Fahrgastraum, dann Mutti und Vati. Der unversehrt gebliebene Junge wird zu den Großeltern verbannt, sein Exil heißt: Frankenhayn. Ein Schelm, wer dabei an Frankenstein denkt - auch wenn das Dorf, in einer weinseligen Gegend Österreichs zu verorten, und sein Personal durchaus schaurige Züge aufweisen. Der Alkohol (serviert in monströsen Zweiliterflaschen, »Doppler« genannt), der Glaube (an die Kirche und Familie) und archaisch anmutende Traditionen spielen die Hauptrolle in diesem Sommer 1970, nach dem nichts mehr so ist wie vorher. Thomas Oláhs erster Roman ist ungeheuer komisch und nichts für schwache Nerven.
Thomas Oláh, geboren 1966 in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Berlin als Kostümdesigner für Kino und TV sowie als Kulturhistoriker mit dem Schwerpunkt Modetheorie / Geschichte des Körpers. Arbeiten u. a. mit Leander Haußmann in 'Kabale und Liebe', mit Oskar Roehler in 'Jud Süß', mit Detlev Buck in 'Die Vermessung der Welt', mit Shirin Neshat in 'Women without Men' (Silberner Löwe in Venedig), mit Brad Anderson in 'Stonehearst Asylum'; 2013 wurde er mit dem Österreichischen Filmpreis für 'Die Vermessung der Welt' ausgezeichnet, ferner erhielt er mehrere Nominierungen zum Deutschen Filmpreis. Zuletzt erschien 'Wozu mich das Glück noch brauchen wird? Leben und Sterben des Herrn Winckelmann in sechs Monologen' (2017). 'Doppler' ist sein Romandebüt.
Produktdetails
- Verlag: Heyne
- Seitenzahl: 221
- Erscheinungstermin: 16. Oktober 2024
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 120mm x 30mm
- Gewicht: 211g
- ISBN-13: 9783453429949
- ISBN-10: 345342994X
- Artikelnr.: 70269269
Herstellerkennzeichnung
Heyne Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Völlig aus der Bahn geworfen wird Rezensentin Katharina Teutsch vom Debüt des Kostümbildners und Kulturwissenschaftlers Thomas Oláh. So witzig und abgründig ist dieses Buch, dass die Rezensentin sich gleich besorgt fragen muss, ob der Autor so ein hohes Niveau bei seinen nächsten Büchern halten können wird. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive eines Jungen, dem das Leben nicht gerade freundlich gesinnt ist, lesen wir: Nachdem er seine Eltern bei einem Autounfall verloren hat, kommt er zu den Großeltern in die österreichische Provinz. Die Alten sind echte "Archetypen", die Anfang der siebziger Jahre in ihrem Dorf wie in einer "katholisch, ruralen Zeitkapsel" leben, so die Rezensentin. Auf originelle und sehr österreichische Weise, so die Kritikerin, lässt der Autor in die Abgründe der emotional verhärteten Großeltern blicken, die sowohl ihre schönen wie auch ihre schlimmen Erinnerungen verdrängt haben. Auch die jungen Dorfbewohner machen dem Ich-Erzähler Probleme, erfahren wir, die Verrohung ist bis zu seinen Cousins vorgedrungen, vor deren Attacken er sich in Acht nehmen muss. Ein hervorragender, in seiner Bösartigkeit enorm unterhaltsamer Debütroman, freut sich Teutsch.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Bösartig unterhaltsam
Einer der Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2023 ist der Österreicher Thomas Oláh mit seinem Debütroman «Doppler», der vom deutschen Feuilleton, ganz im Gegensatz zu anderen Büchern aus den großen und bekannten …
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Bösartig unterhaltsam
Einer der Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2023 ist der Österreicher Thomas Oláh mit seinem Debütroman «Doppler», der vom deutschen Feuilleton, ganz im Gegensatz zu anderen Büchern aus den großen und bekannten Verlagen, völlig ignoriert wurde. Bei Perlentaucher, verlässliche Informations-Quelle über das Echo in den Medien, findet sich einzig eine Buchkritik des Deutschlandfunks. Ganz anders bei den privaten Kritikern im Versand-Buchhandel, aber auch bei Literaturkritik.de, wo der Roman, wie die anderen Nominierten auch, eine durchaus ‹normale› Beachtung und wohlwollende Aufnahme findet. So weit, so (nicht) gut, denn dem Kostümdesigner und Kulturhistoriker ist mit seinem Erstling ein durchaus lesenwerter Roman gelungen, der mehr Beachtung verdient hätte.
In einem turbulenten Plot erzählt ein namenlos bleibender Junge gleich zu Beginn völlig emotionslos, mit einem verstörenden Fokus selbst auf die kleinsten Details, was bei dem Autounfall 1970 passiert ist, den er als Einziger überlebt hat. Seine Eltern und sein jüngerer Bruder kamen dabei ums Leben, er selbst landete mit Gehirn-Erschütterung im Krankenhaus. Fortan lebt er bei seinen Großeltern auf dem Lande, die in langer Familien-Tradition Weinanbau betreiben. Als nicht-österreichischer Leser lernt man in diesem Roman so einige sprachliche Besonderheiten und viele spezifische Begriffe, zu denen auch der titelgebende «Doppler» gehört. Gemeint ist damit eine Zweiliterflasche, in der landesüblich der Wein abgefüllt wird. Der Autor lässt es sich aber auch nicht entgehen, in einem der Kapitel den von seinem österreichischen Entdecker erstmals theoretisch beschriebenen Doppler-Effekt zu thematisieren und spöttisch, so ganz nebenbei, amüsante Verbindungen zwischen Physik und Wein herzustellen.
Überhaupt spielt der Wein in diesem Roman eine tragende Rolle, es wird hier unglaublich viel getrunken, natürlich auch in der Weinbauern-Familie, wobei dem edlen Getränk ehrfürchtig ‹zugesprochen› wird, es wird goutiert, nicht gesoffen! Die dabei üblichen Rituale permanenter Verkostung werden weitervererbt, sogar der kleine Enkelsohn und Ich-Erzähler bekommt Wein zu kosten und entwickelt nach anfänglichen Schwierigkeiten tatsächlich eine beachtliche Kennerschaft. Er beobachtet, wie auch der Pfarrer das Weintrinken zum andächtigen Ritual erhebt, nicht weniger innig, wie es scheint, als bei der Andacht in seiner Kirche. Religion und Wein, Katholizismus und Alkoholismus gehen hier wie selbstverständlich eine symbiotische Beziehung ein, spottet der Autor. Die Roman-Figuren sind allesamt archetypisch und leben in einer Zeitblase, die keinen Fortschritt kennt. Allein durch ihre Namen schon werden sie vom Autor stimmig charakterisiert, da gibt es den «grausamen Onkel», der die Prügelstrafe wie eine Messe zelebriert, und dessen Söhne sind die «enthusiastischen Cousins», zwei bösartige Volltrottel. Es gibt den «Onkel mit dem wilden Auge», der schielt, oder die «kindische Tante», eine Epileptikerin, schließlich die «lachende Cousine», die, ein paar Jahre älter schon, sich mit dem jungen Ich-Erzähler zum Petting trifft.
«Doppler» ist, ohne erkennbaren biografischen Bezug, offensichtlich eine Abrechnung des Autors mit seiner Heimat zu jener Zeit. Sein Text ist bissig, durch die distanzierte, geradezu lakonische Erzählhaltung aus der Kinderperspektive aber auf bösartige Weise auch unterhaltsam. Der Plot besteht aus lauter erzählerischen Miniaturen, zu denen vor allem die mit beängstigender Phantasie ausgemalten, gewaltgeprägten und saudummen Jungenstreiche zählen. Eine zweite Erzählebene bildet die geradezu mystisch erhöhte Weinwelt mit dem archaischen Leben dort. Dazu gehören auch Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, dessen Ende hier im Ort in einer Rückblende erzählt wird. Die birgt auch Geheimnisse, welche unerreichbar tief im Gedächtnis der Menschen verankert sind. Dieser oft übertrieben bösartige Roman ist vor allem durch seinen schwarzen Humor gekennzeichnet, sein kreativer Wortwitz trägt einiges dazu bei.
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Gebundenes Buch
Thomas Oláh gelingt es in seinem Debutroman auf außerordentliche Weise den Zeitgeist der 70er Jahre einzufangen und diesen einfühlsam aus der Sicht eines jungen zu schildern. Durch einen Autounfall aus dem Familienverband herausgerissen und alleine zu den Großeltern aufs …
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Thomas Oláh gelingt es in seinem Debutroman auf außerordentliche Weise den Zeitgeist der 70er Jahre einzufangen und diesen einfühlsam aus der Sicht eines jungen zu schildern. Durch einen Autounfall aus dem Familienverband herausgerissen und alleine zu den Großeltern aufs Land in eine Weinbaugemeinde katapultiert, wird er Teil eines Trios mit seinen brutalen Cousins vom Nachbarhof, bleibt fremd und wird doch auch Teil dieser dörflichen Gemeinschaft. Tiere waren Sachen und Alkohol der selbstverständliche Begleiter in allen Lebenslagen, zumal in einer Weinbaugemeinde. Wer selbst in dieser Zeit aufgewachsen ist, fühlt sich in die eigene Kindheit zurückversetzt. Der Autor erzählt uns eine Geschichte, wie früher die Großmutter am Herd und wir folgen ihr gerne. Denn Sprache ,Stil und Inhalt verbinden sich hier zu einer äußerst gelungenen Einheit.
Ich kann die Lektüre nur empfehlen und hoffe in Zukunft noch viel von diesem Autor zu hören und zu lesen.
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