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"Ich fürchte, uns stehen stürmische Zeiten bevor mit viel Blutvergiessen ... welche Blindheit, es ist wie ein grässlicher Alptraum". (Dorothy von Moltke, 5.3.1933)
In welchem Umfeld ist Helmuth James von Moltke, eine der führenden Persönlichkeiten des deutschen Widerstands gegen Hitler, aufgewachsen? Die Briefe seiner Mutter Dorothy von Moltke, die sie an ihre Eltern in Südafrika schrieb, reflektieren neben der Familiengeschichte drei dramatische Epochen deutscher Geschichte: die politischen Ereignisse und Entwicklungen im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und in der Frühzeit des…mehr

Produktbeschreibung
"Ich fürchte, uns stehen stürmische Zeiten bevor mit viel Blutvergiessen ... welche Blindheit, es ist wie ein grässlicher Alptraum". (Dorothy von Moltke, 5.3.1933)

In welchem Umfeld ist Helmuth James von Moltke, eine der führenden Persönlichkeiten des deutschen Widerstands gegen Hitler, aufgewachsen? Die Briefe seiner Mutter Dorothy von Moltke, die sie an ihre Eltern in Südafrika schrieb, reflektieren neben der Familiengeschichte drei dramatische Epochen deutscher Geschichte: die politischen Ereignisse und Entwicklungen im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und in der Frühzeit des Dritten Reiches.

Dorothy Rose Innes war 21 Jahre alt, als sie den 29jährigen Grafen Helmut von Moltke, Majoratsherren von Kreisau (jetzt Krzyzowa und polnisch) heiratete. Sie war erst 51 als sie starb. Die Jahre ihrer Ehe erstreckten sich über drei dramatische Epochen deutscher Geschichte. Die liberale Tochter liberaler Eltern beobachtete die Entwicklungen im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und in der Frühzeit des Dritten Reiches mit offenen Augen und klugem Kopf. Sie war entsetzt über die Politik der Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg, mehr noch über die zunehmende Gefährdung der Republik durch Nationalisten und Nationalsozialisten. Als diese schließlich 1933 an die Macht kamen, grenzt die Sorge an Verzweiflung. Den Tod ihres ältesten Sohnes als Gegner und Opfer des neuen Regimes hat sie nicht mehr erlebt.

Die Briefe sind intensiv erlebte Zeit- und Familiengeschichte, ein bedeutendes sozialgeschichtliches Dokument und - nicht zuletzt - eine wertvolle Ergänzung der "Briefe an Freya" von Helmuth James von Moltke.

Zum Autor/Herausgeber: Beate Ruhm von Oppen, geboren in Zürich, aufgewachsen in Frankfurt, Berlin und Holland, studierte in England. Während des Krieges und in den Nachkriegsjahren arbeitete sie in verschiedenen Abteilungen des Foreign Office, ab 1952 im Royal Institute of International Affairs, ab 1956 im Nuffield College in Oxford, seit 1960 lehrt sie am St. John's College in Annapolis, Maryland. Von ihr liegt bei C.H.Beck vor: "Helmuth James von Moltke. Briefe an Freya 1939-1945" (21991).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.1999

Wichtiger als das Wohl des Staates
Briefe Dorothy von Moltkes

Dorothy von Moltke: Ein Leben in Deutschland. Briefe aus Kreisau und Berlin 1907-1934. Eingeleitet, übersetzt und herausgegeben von Beate Ruhm von Oppen. Verlag C. H. Beck, München 1999. 302 Seiten, 11 Abbildungen, 1 Faksimile, 48,- Mark.

Als "Triumph des Bösen" empfand der Kriegsverwaltungsrat im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht, Helmuth James Graf von Moltke, den Fall Frankreichs im Juni 1940 - trotz der eigenen ruhmreichen Familiengeschichte. Denn sein Urgroßonkel Helmuth von Moltke hatte mit dem Sieg über Frankreich 1870 entscheidend zur Reichsgründung beigetragen. Von der Dotation des preußischen Königs für die Schlacht bei Königgrätz kaufte sich der "ältere" Moltke 1866 das Gut Kreisau. Wegen eigener Kinderlosigkeit fiel der Besitz 1891 an die Nachfahren eines seiner Brüder. 1905 trat Helmuth Adolf, 29 Jahre alt, das Erbe an und heiratete im gleichen Jahr die aus einer südafrikanischen Juristenfamilie schottischen Ursprungs stammende Dorothy Rose Innes.

Fünf Kinder gingen aus der Ehe hervor. Den ältesten Sohn wollten Dorothy und Helmuth übrigens Louis James nennen. Jedoch war die Familie von Moltke darüber so entsetzt, dass der am 11. März 1907 zur Welt gekommene Stammhalter den Doppelnamen Helmuth James erhielt. Durch ihn wurde aus dem niederschlesischen Wohnsitz des preußischen Feldmarschalls und Siegers von Sedan Ende der dreißiger Jahre ein Treffpunkt von Protestanten, Katholiken, Konservativen, Liberalen und Sozialdemokraten, die Pläne für ein Deutschland nach Hitler schmiedeten und diskutierten. Spiritus rector dieser als "Kreisauer Kreis" in die Geschichte des deutschen Widerstandes eingegangenen Gruppierung war Helmuth James von Moltke. Ihm schwebte selbst in der Kriegsphase der größten territorialen Ausdehnung des nationalsozialistischen Machtbereichs ein europäischer Bundesstaat vor. Daher sah er eine militärische Niederlage des verbrecherischen NS-Regimes als unvermeidlich an, um langfristig eine Umwandlung des europäischen Staatensystems in eine von Nationalismen befreite europäische Innenpolitik zu erreichen. Überhaupt hatte für Moltke der Staat vornehmlich "Hüter der Freiheit des Einzelmenschen" zu sein.

Woher kamen solche für einen "preußischen Junker" untypischen und faszinierenden Vorstellungen? Bei der Beantwortung dieser Frage ist auch auf den liberalen angelsächsischen Hintergrund und auf die weltoffenen Anschauungen der Mutter hingewiesen worden. Jetzt ermöglicht die Auswahl übersetzter und meist stark gekürzter Briefe, die Beate Ruhm von Oppen getroffen und allzu spärlich kommentiert hat (bis hin zu einem Doppelabdruck desselben Schriftstückes) hochinteressante Einblicke in das Umfeld, in dem Helmuth James aufwuchs.

Die 18 Jahre alte Dorothy Rose Innes, Tochter des späteren Chief Justice der Südafrikanischen Union, Sir James Rose Innes, unternahm 1902 mit ihrer Mutter eine Bildungsreise durch Europa und kam so als zahlender Gast nach Kreisau. Sie war Einzelkind und schrieb nach ihrer Hochzeit den Eltern regelmäßig aus der neuen schlesischen Heimat und aus der Reichshauptstadt. In Berlin hielt sich übrigens der Ehemann lieber auf als auf den Gütern, weil er in der Öffentlichkeitsarbeit für die "Christian Science" und in der Tätigkeit als Heilpraktiker - Überwindung von Krankheit durch Glauben - seinen Lebensinhalt fand.

Geld war bei dem Majoratsherrn auf Kreisau so knapp, dass er 1910 der jungen Gräfin anlässlich der Einführung bei Hofe "eine Tiara aus den Steinen in den Orden des Feldmarschalls" anfertigen ließ: "Nachher können sie entweder wieder eingesetzt oder durch Imitationen ersetzt werden." Vom Kaiser schwärmte sie: "gutaussehender Mann mit schwarzem Schnurrbart, stahlgrauem Haar und sehr lebhaften Augen". Trotzdem blieb sie "politisch absolut Südafrikanerin", hatte gegenüber der deutschen Politik "keinen Enthusiasmus oder auch nur Respekt" und schätzte die Konservativen als Kriegsbefürworter aus innenpolitischen Gründen ein. Dies bewahrte sie nicht davor, im September 1914 durch die selbsterfahrene innere Geschlossenheit in Euphorie zu verfallen: "Nie bin ich so begeistert für Deutschland wie jetzt. Es bedeutet die Wiedergeburt Deutschlands." In jenen ersten Kriegstagen ging der siebenjährige Helmuth James nationalistischem Geschwafel mit der Bemerkung aus dem Weg: "Meine Mami ist Afrikanerin!"

Nach dem Weltkrieg war Dorothy von Moltke davon überzeugt, dass die Alliierten 1917/18 keinem Verständigungsfrieden zugestimmt hätten, sondern entschlossen gewesen seien, "Deutschland zu vernichten, entweder aus gerechtem Zorn oder aus selbstsüchtigen Gründen". Daher lehnte sie den Versailler Vertrag vehement ab. Politisch bekannte sich Graf Moltke jetzt zur Deutschen Volkspartei Gustav Stresemanns, während die Gräfin mehr der SPD zuneigte.

Die finanziellen Schwierigkeiten wuchsen trotz Paketen und Geldüberweisungen aus Pretoria derart, dass die Moltkes Ende 1927 aus Schloss Kreisau in das kostengünstiger zu unterhaltende nahe gelegene Berghaus umzogen. Als 1929 der Gutsinspektor plötzlich verstarb und das Ausmaß der Verschuldung offenbar wurde, ernannte der eher weltfremde Graf Moltke den ältesten Sohn, der gerade das erste juristische Staatsexamen abgelegt hatte, zum Generalbevollmächtigten. Helmuth James rettete die Güter durch Bildung einer Betriebsgesellschaft. Die wirtschaftliche Situation besserte sich für die Familie dadurch noch nicht. Deshalb mussten alle Memorabilien des Feldmarschalls an das Moltke-Museum in Berlin, Moltke-Papiere an das Reichsarchiv, schließlich ein Bismarck-Bild von Lenbach und das Diadem, das Dorothy 21 Jahre zuvor bei Hofe getragen hatte, veräußert werden.

Im Februar 1931 erfuhren die Großeltern in Südafrika von einem Interview ihres Enkels mit "drei Nazibonzen" (darunter einer der Strasser-Brüder und Gottfried Feder), das im Auftrage von Dorothy Thompson geführt worden war: "Er fand sie weder närrisch noch wild; sie gehen einfach von Hypothesen aus, die er nicht begreifen konnte." Dorothy von Moltke setzte sich jetzt mit "Mein Kampf" auseinander: "Das Buch ist gestopft voll von dem lächerlichsten Unsinn über Juden und ,Marxismus' und so weiter. Doch hat man durchgängig das Gefühl, dass Hitler kein Schuft oder Nazi ist, sondern ein Mann von tiefer Leidenschaft, der seiner Vernunft und seinem Urteil keinen Raum lässt". Am 30. Januar 1933 bezeichnete sie das erste Kabinett des "Dritten Reiches" als "fürchterlichen Haufen": "Es mag sich am Ende natürlich als günstig erweisen, wenn diese inkompetenten Reaktionäre ein solches Durcheinander anrichten, dass ihre Heiligenscheine verschwinden. Aber was wird das kosten?"

Hoffnungen setzte Dorothy von Moltke darauf, dass Helmuth James und dessen Frau Freya vielleicht Arbeit in Südafrika finden könnten. Mit dem Sohn litt sie während der paramilitärischen "Referendarlager"-Zeit zur Vorbereitung des Assessor-Examens. Den Rose Innes wurde damals geschildert, wie das Kindergebet "Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm" wegen der vielen Konzentrationslager eine zynische Variante für Erwachsene bekommen habe: "Lieber Gott, mach' mich stumm, dass ich nicht ins Lager kumm." Im Juli 1934 bekannte sie: "Tatsache ist, dass ich seit März 1933 den Staat, jeden Staat unerträglich finde und das Wohl des Einzelnen für unendlich wichtiger halte als das Wohl des Staates."

Am 11. Juni 1935 starb sie mit 51 Jahren ganz unerwartet, wahrscheinlich an einem Gehirntumor. So erlebte sie, die ihren Sohn wegen seiner Ausgeglichenheit, Selbstlosigkeit und Gelassenheit bewunderte, den Opfergang Helmuth James von Moltkes für ein anderes und besseres Deutschland nicht mehr: die Verhaftung im Januar 1944, der Prozess vor dem Volksgerichtshof unter Roland Freisler vom 9. bis 11. Januar 1945 und die Hinrichtung in Plötzensee am 23. Januar 1945.

RAINER A. BLASIUS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2000

Die Zeit ist groß
Briefe von Dorothy von Moltke,
der Mutter des Kreisauer Kreises
Sie war die Mutter von Helmuth James von Moltke – dem Initiator der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis” – und in ihn, den 1907 geborenen ältesten ihrer vier Söhne, setzte sie selbst hochgespannte Erwartungen: Er sei klug, zuverlässig, manierlich, enorm an Politik interessiert und werde sehr wahrscheinlich „in der Zukunft Großes leisten”.
So schrieb Dorothy von Moltke aus Kreisau nach Südafrika, wo sie 1888 als Tochter einer Frauenrechtlerin und eines liberalen Juristen zur Welt gekommen war. Nach einem Besuch in Deutschland hatte sie 1905, 21-jährig, den Majoratsherrn Helmuth von Moltke geheiratet. Er gehörte zur Religionsgemeinschaft Christian Science, unter seinen junkerlichen Standesgenossen erregte er Verwunderung, weil er an die Arbeiter seines Gutes Land verschenkte und, wie seine Frau mokant hervorhob, „in diesem schießwütigen Land” den Jagdsport aufgegeben hatte. Gleich in einem ihrer ersten Briefe an ihre Eltern empörte sie sich über einen Schwager, einen „heftigen Antisemiten”, dessen reaktionäre Ansichten ihr „einfach den Atem” nahmen – bezeichnend für das fortschrittlich gesinnte, christlich geprägte Elternhaus, in dem Helmuth James aufwuchs.
Auffallend ist der ungezwungene Ton der Briefe. Er nimmt sich aus, als schreibe die Tochter an gleichaltrige gute Freunde. Allerdings scheint die Übersetzerin den Stil zuweilen heutiger Umgangssprache angepasst zu haben – so benutzt sie des öfteren den Anglizismus „Job”, der damals nicht üblich war. Gleichwohl liegt der Reiz vor allem der frühen Briefe in der unbefangenen, kritisch differenzierten Einstellung der jungen Südafrikanerin zu Deutschland, das sie ironisch „Vaterland” nennt. Inmitten der Berichte über Geburten und familiäre Unternehmungen bringt sie mit erfrischendem common sense politische Vorgänge im Kaiserreich zur Sprache. Sie hoffte, dass Deutschland eine konstitutionelle Regierungsform erlangen werde, und fand, dass das Wahlrecht – sie meinte das preußische Dreiklassenwahlrecht – „eine Schande für ein Kulturvolk” sei.
Als sie Anfang 1910 „bei Hofe” eingeführt wurde, teilte sie ihren Eltern nicht nur mit, dass die Kaiserin „ziemlich dumm aussieht”, es beeindruckten sie auch die Demonstrationen der Sozialdemokraten zu jener Zeit gegen dieses Wahlrecht. Während sie 1910 noch versicherte, sie sei „politisch absolut Südafrikanerin”, bekannte sie im August 1914, nach Kriegsbeginn, dass „die Zeit so groß” sei und „man stolz ist, daran teil zu haben”. „Nie war ich so begeistert für Deutschland wie jetzt. ”
Ein kluger Schritt
Nach dem Ende des Krieges, nach der „gewaltigen vulkanischen Eruption, die stattgefunden hat”, erklärte sie, sie sei „überzeugte Sozialdemokratin geworden”. Freilich meinte sie: soziale Demokratin, denn sie war eine aristokratische Liberale, die die Republik akzeptierte, liberal wählte und sich politisch in Vereinen und Bewegungen sowie in sozialen Einrichtungen engagierte. Bemerkenswert ist: Sie hielt es für einen „sehr klugen Schritt”, dass durch „eine kleine Operation” die „Geburt einer Anzahl Unheilbarer verhindert” werde, wenn beide Eltern, die natürlich, mit zwei Ärzten, „ihre Einwilligung geben” müssten, „schwindsüchtig oder epileptisch sind”.
Da – nach ihren zutreffenden Worten – „so wenige Aristokraten bereit” waren, „an der Zukunft des republikanischen Deutschland teilzunehmen”, sah sie gute Chancen für ihren Sohn Helmuth James, der Jura studiert hatte und „wegen seines Namens und seiner Fähigkeiten schon als einer der kommenden Männer des jungen Deutschland angesehen” wurde. Als aber Ende der zwanziger Jahre die schwere Krise über die Landwirtschaft hereinbrach und so manche Großgrundbesitzer bankrottierten, musste er seine berufliche Laufbahn unterbrechen und sich mit den Gläubigern des total verschuldeten Gutes Kreisau auseinandersetzen. Die Familie übersiedelte vom Schloss in ein kleineres Anwesen, es mussten Gemälde, Möbel, Silber verkauft werden. Doch alle waren, wie Dorothy den Eltern schrieb, fröhlich und guter Dinge. Ihr Haus beherbergte häufig Gäste, darunter illustre wie den sozialkritischen Schriftsteller Sinclair Lewis.
Die Briefe aus der Zeit unmittelbar nach Hitlers Machtantritt vermitteln ziemlich genau die zwiespältigen, um ein „gerechtes Urteil” bemühten Ansichten sozial eingestellter Privilegierter, zumal Liberaler, die sich als „Nicht-Nazis”, sogar, wie Dorothy von Moltke, als entschiedene Gegner des NS verstanden. Hitler sei „ganz aufrichtig, überhaupt nicht selbstsüchtig, rührend bescheiden”, schrieb sie; er trinke nicht, rauche nicht, esse kein Fleisch; „vieles an ihm sei bewundernswert”, und es sehe so aus, „als ob (lediglich) seine Leute außer Rand und Band” seien.
Allein ihr Mann und ihr Sohn lehnten das Regime konsequent ab. Helmuth James, der inzwischen die Bankierstochter Freya Deichmann geheiratet hatte, musste damit rechnen, weder Richter noch Beamter werden zu können. Im Widerstand entwarfen er und seine Mitstreiter im Kreisauer Kreis „Grundsätze für die Neuordnung Deutschlands” auf religiöser Basis nach der militärischen Niederlage. Er wurde verhaftet und im Januar 1945 hingerichtet. Seine Mutter hat dies nicht mehr erlebt. Sie ist im Juni 1935 gestorben.
FREYA EISNER
DOROTHY VON MOLTKE: Ein Leben in Deutschland. Briefe aus Kreisau und Berlin 1907 bis 1934. Hrsg. und übersetzt von Beate Ruhm von Oppen. C. H. Beck, München 1999. 296 S. , Abb. , 48 Mark.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für Volker Ullrich ist "dieses bewegende Buch" ein wichtiges Zeitzeugnis, das den Weg Helmuth James von Moltkes in den Widerstand dokumentiert und vor allem auch einen Eindruck von dem "Milieu" vermittelt, das Moltke geprägt hat. Seine Mutter, Dorothy von Moltke, erweist sich in Ullrichs Augen als eine liberale, politisch sehr interessierte und kritische Frau, die als gebürtige Südafrikanerin den nationalistischen und nationalsozialistischen Tendenzen in Deutschland frühzeitig (fast immer) sehr distanziert gegenüber stand. Ihre wöchentlichen Briefe nach Pretoria sind - wie der Rezensent findet - gerade durch ihre "unverstellten Beobachtungen" eine wichtige historische Quelle. Großes Lob sendet Ullrich an die Adresse der Herausgeberin und Übersetzerin Beate Ruhm von Oppen, die hier eine Auswahl der Briefe zusammen gestellt hat. Allerdings gibt der Rezensent zu bedenken, dass manche Ereignisse heute nicht mehr jedem Leser geläufig sind, und daher eine ausführlichere Kommentierung bisweilen von Nutzen gewesen wäre.

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