Dostojewskijs große Romane sind existentielle Lektüreerlebnisse, die kein Leser je wieder vergisst. Kaum weniger fesselnd ist sein von äußeren und inneren Dramen geprägtes Leben. Andreas Guski legt die erste Biographie in deutscher Sprache seit über 25 Jahren vor. Anschaulich erzählt er Dostojewskijs Leben und präsentiert sein gewaltiges OEuvre im Kontext der Zeit. Als Dostojewskij mit 27 Jahren aus politischen Gründen verhaftet wird, entgeht er seinem Todesurteil buchstäblich in letzter Minute. Nach zehn Jahren in Sibirien beginnt er sein literarisches Comeback. Vor seinen Gläubigern flieht er ins Ausland, vor der materiellen Not ins Glücksspiel. Andreas Guski verfolgt Dostojewskijs politische Wandlungen zwischen Revolte und Reaktion und seine Versuche, als professioneller Schriftsteller zu überleben. Mit "Schuld und Sühne" hat Dostojewskij, so Thomas Mann, "den größten Kriminalroman aller Zeiten" verfasst. Zugleich leuchtet er in seinen Werken selbst die geheimsten Winkel der menschlichen Seele gnadenlos und feinfühlig aus. Seine Auseinandersetzung mit der modernen Welt machte ihn zum "Propheten des 20. Jahrhunderts" (Albert Camus). Dostojewskijs Romane und Erzählungen, die mit unerhörter Spannung aufgeladen sind und gleichzeitig von bohrender Sinnsuche zeugen, gehören bis heute zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur und werden in dieser neuen Biographie meisterhaft erschlossen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2018Schuld und Shitstorm
Polarisiert hat Fjodor Michailowitsch Dostojewskij immer: Andreas Guski spricht in seiner aktuellen Biographie vom Autor der Krise und bezieht das gleichermaßen auf Werk und Rezeption.
Der "Idiotenführer durch die russische Literatur" ist nicht etwa das neueste Handbuch für Schmalhirne, sondern eine bereits 1925 erschienene Streitschrift. Dem "Rückgrat der Welt" gewidmet, zieht darin Bertha Eckstein-Diener unter dem Pseudonym Sir Galahad vom Leder. Vor allem Dostojewskij trifft es, dessen redselige Figuren "brünstig nach schlechtem Gewissen" seien. "Kaugummi wäre edler am Platz, muss durchaus etwas speichelseicht stundenlang von Mund zu Mund gehen." Jedes einzelne Ich in Dostojewskijs "Maniakhaufen", jeder einzelne Idiot, übe "Masochistenterror über die Welt" aus, auf dass diese dem Erniedrigten und Beleidigten huldige.
Polarisiert hat Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821 bis 1881) immer. Sein aktuellster Biograph, Andreas Guski, spricht vom "Autor der Krise" und bezieht das auf Werk und Rezeption: Je mieser die Zeiten, desto stärker das Interesse am Werk des Autors oder vielmehr an den zerrissenen Figuren. Guski zeichnet nach, wie sich die Sicht auf Dostojewskij verändert hat. Mit seinem ersten großen Prosatext, den "Armen Leuten", katapultierte sich Dostojewskij an die Spitze der sozialkritischen Literatur, die freilich gerade erst im Entstehen war. Mit dem "Doppelgänger" drohte dem Senkrechtstarter dann gleich wieder der Absturz. "Das Phantastische", hielt die damalige Kritikergröße Wissarion Belinski fest, "gehört heutzutage ins Irrenhaus und nicht in die Literatur, es ist etwas für Ärzte, nicht für Poeten." Den Roman fürs Abseitige gab es damals erst recht nicht. Dostojewskij hat hier mit seinen Formexperimenten Pionierarbeit geleistet; im zwanzigsten Jahrhundert wird dann auch die psychologische Seite seiner Texte gewürdigt.
Guski erliegt nie der Gefahr, ein hagiographisches Bild zu zeichnen. Antisemitische Vorurteile Dostojewskijs benennt er ebenso klar wie Ressentiments gegenüber dem Westen. Er räumt jedoch mit einigen hartnäckigen Vorurteilen auf, vor allem indem er betont, Autor und fiktives Personal dürften nicht gleichgesetzt werden, eigentlich eine Binsenweisheit, die in Dostojewskijs Fall leider häufig missachtet wird. Ohne sich in Erbsenzählerei zu verlieren, weist Guski durch sorgsames Quellenstudium die Haltlosigkeit dieser Identifikation nach.
Dostojewskij wird als in sich widersprüchliche Persönlichkeit beschrieben: ein Nonkonformist, der gegen Individualismus wettert, ein Schiller- und Hoffmann-Verehrer, der alles Deutsche hasst, ein Intellektueller, der sich in seiner Impulsivität nicht um Schlüssigkeit schert. Selbst als Angeklagter erzeugte er mit permanenten Strategiewechseln "eine flimmernde Textstruktur, wie sie später zum Markenzeichen seiner großen Romane werden sollte".
Eine Konstante ist seine Diskussionsfreude. Er las und verlegte begeistert Zeitungen und gehörte verschiedenen Zirkeln an. In Basel von Holbeins "Der Leichnam Christi im Grabe" erschüttert, leckt er nicht etwa seine Wunden, sondern nimmt das Motiv in den "Idioten" auf, um den religiösen Disput literarisch fortzuführen. Und als Schriftsteller konnte er durchaus mit Bedacht vorgehen. Guski räumt auch hier mit der Mär auf, Dostojewskij sei ein schludriger Autor, der stets gegen die Uhr und die nächste Wechseleinlösung angeschrieben habe: Dostojewskij hat zwar Druck gebraucht, um seine Kreativität entwickeln zu können, und die Endphase einer Arbeit häufig in hohem Tempo bewältigt, dieser gingen aber lange Planungen voraus. Mehr als einmal hat er weit fortgeschrittene Manuskripte verworfen, weil sich die Erzählperspektive nicht aufrechterhalten ließ. Literarische Verfahren wie Cliffhanger, Groteske und Melodram beherrschte er, auch durch die Erstveröffentlichung als Zeitungsroman, eh aus dem Effeff.
Das große Verdienst Guskis liegt jedoch in seiner Darstellung des historischen Kontextes. Den Blick auf das Heute gerichtet, zeichnet er historische Kontinuitäten vom Zarenreich bis zum Kommunismus nach: Mangelnder Rückzugsraum - und darunter litt der Einzelgänger Dostojewskij sehr - soll gezielt die Persönlichkeit aushöhlen, im Zarenreich in der Kadettenschule und im sibirischen Lager, in der Sowjetunion in den Zwangswohngemeinschaften der Komunalkas. Michail Petraschewski, den Namensgeber der systemkritischen Gruppe, der Dostojewskij sich anschließt, vermag Guski als Bohemien darzustellen, der sich als Frau verkleidet unter Kirchgängerinnen mischt. Wenn Dostojewskij verhaftet und zum Tode verurteilt wird, entlarvt Guski die Umwandlung der Strafe in Verbannung souverän als das, was sie eigentlich ist: die perfekte Inszenierung staatlicher Willkür, die ihre Wurzeln bereits im sechzehnten Jahrhundert hat. Damals wurde nach dem Tod des Zarewitschs Dmitri die Glocke von Uglitsch auf Geheiß Boris Godunows nach Sibirien verbannt.
Die zehnjährige Verbannung hätte ihm das Genick brechen können, doch Dostojewskij legt einen unbedingten Willen zum Wort an den Tag. Der Wunsch, nicht als One-Book-Autor zu enden, treibt ihn ebenso an, dem neuen Zaren zu schmeicheln, wie sein weltanschaulicher, über mehrere Phasen erfolgter Wandel in Sibirien. Durch diese Hartnäckigkeit gelingt Dostojewskij die Rückkehr nach Petersburg und Moskau. Endlich kann er als Schriftsteller arbeiten. Mit seinen knapp vierzig Jahren gilt er damals als alter Mann. Ein russischer Fontane. Seine "Aufzeichnungen aus dem Totenhaus" machen Furore und tragen ihm das nächste Etikett ein: das des Märtyrers. Die fünf großen Romane werden unterschiedlich aufgenommen, je nachdem wie weit sie die gesellschaftskritische Erwartungshaltung bedienen. Guski psychologisiert weder bei diesem Abriss noch bei der Beschreibung des Privatlebens.
Zu jammern ist folglich auf sehr hohem Niveau. Guski verzichtet auf literaturwissenschaftlichen Jargon und schreibt in gediegenem Ton, bei den Fußnoten handelt es sich meist um reine Quellenangaben. Verbergen sich im Anmerkungsapparat aber doch weiterführende Informationen, haben sie dort nichts zu suchen. So gehörte die Erklärung, warum er bei dem Titel "Schuld und Sühne" bleibt, in den Fließtext - Swetlana Geier hat mit "Verbrechen und Strafe" die metaphysische Komponente ausgeblendet. Obendrein hätte sich Guski hier die Chance geboten, (erstmals) auf den Stand der fünf großen Romane des "deutschen Dostojewskij" nach den Geier-Übersetzungen einzugehen. Das Verhältnis zu Schriftstellerkollegen wie Turgenjew und Tolstoi handelt Guski etwas zu merkantil mit Honorarvergleichen ab, die schwierigen persönlichen Beziehungen bleiben weitgehend unbeleuchtet. Bei der Präsentation des Materials überzeugt die Biographie durch Lebendigkeit, ist sich auch nicht zu schade, den Inhalt eines Werks zusammenzufassen, doch gelegentlich wäre eine etwas weniger positivistische, dafür konzisere und urteilsfreudigere Schlussbetrachtung wünschenswert.
Die Rezeption von Dostojewskijs Werk ist vielleicht noch stärker durch seine Biographie beeinflusst, als es bei anderen Schriftstellern der Fall ist. Gegner des zaristischen Regimes haben ihn verschlungen und schnell fallengelassen, als Ex-Sträfling wurde er gefeiert, als Verfasser des "Spielers" von etlichen Fans kalt abserviert. Heute spannt die Kirche den Prediger des "Gottesträgervolks" vor ihren klerikalen Karren, heben russische Nationalisten ihn auf ihren Schild. Er hat zu einer Comic-Biographie und verschiedenen fiktionalen Werken wie Leonid Zypkins "Ein Sommer in Baden-Baden", J. M. Coetzees "Der Meister aus St. Petersburg", B. Akunins "F. M." (nur auf Russisch) inspiriert. Andreas Guski stellt Dostojewskij als unbequemen, aber überzeugenden Schriftsteller vor, der trotz seines polemischen Charakters nicht rechthaberisch Thesen vertritt, sondern mit literarischen Mitteln einen Blick in die Abgründe des Menschen wirft und gleichzeitig zur intellektuellen Auseinandersetzung auffordert. Gelungener kann die Biographie eines Schriftstellers nicht zur Lektüre seiner Werke einladen.
CHRISTIANE PÖHLMANN
Andreas Guski: "Dostojewskij". Eine Biographie.
Verlag C. H. Beck, München 2018. 460 S., geb., 28,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Polarisiert hat Fjodor Michailowitsch Dostojewskij immer: Andreas Guski spricht in seiner aktuellen Biographie vom Autor der Krise und bezieht das gleichermaßen auf Werk und Rezeption.
Der "Idiotenführer durch die russische Literatur" ist nicht etwa das neueste Handbuch für Schmalhirne, sondern eine bereits 1925 erschienene Streitschrift. Dem "Rückgrat der Welt" gewidmet, zieht darin Bertha Eckstein-Diener unter dem Pseudonym Sir Galahad vom Leder. Vor allem Dostojewskij trifft es, dessen redselige Figuren "brünstig nach schlechtem Gewissen" seien. "Kaugummi wäre edler am Platz, muss durchaus etwas speichelseicht stundenlang von Mund zu Mund gehen." Jedes einzelne Ich in Dostojewskijs "Maniakhaufen", jeder einzelne Idiot, übe "Masochistenterror über die Welt" aus, auf dass diese dem Erniedrigten und Beleidigten huldige.
Polarisiert hat Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821 bis 1881) immer. Sein aktuellster Biograph, Andreas Guski, spricht vom "Autor der Krise" und bezieht das auf Werk und Rezeption: Je mieser die Zeiten, desto stärker das Interesse am Werk des Autors oder vielmehr an den zerrissenen Figuren. Guski zeichnet nach, wie sich die Sicht auf Dostojewskij verändert hat. Mit seinem ersten großen Prosatext, den "Armen Leuten", katapultierte sich Dostojewskij an die Spitze der sozialkritischen Literatur, die freilich gerade erst im Entstehen war. Mit dem "Doppelgänger" drohte dem Senkrechtstarter dann gleich wieder der Absturz. "Das Phantastische", hielt die damalige Kritikergröße Wissarion Belinski fest, "gehört heutzutage ins Irrenhaus und nicht in die Literatur, es ist etwas für Ärzte, nicht für Poeten." Den Roman fürs Abseitige gab es damals erst recht nicht. Dostojewskij hat hier mit seinen Formexperimenten Pionierarbeit geleistet; im zwanzigsten Jahrhundert wird dann auch die psychologische Seite seiner Texte gewürdigt.
Guski erliegt nie der Gefahr, ein hagiographisches Bild zu zeichnen. Antisemitische Vorurteile Dostojewskijs benennt er ebenso klar wie Ressentiments gegenüber dem Westen. Er räumt jedoch mit einigen hartnäckigen Vorurteilen auf, vor allem indem er betont, Autor und fiktives Personal dürften nicht gleichgesetzt werden, eigentlich eine Binsenweisheit, die in Dostojewskijs Fall leider häufig missachtet wird. Ohne sich in Erbsenzählerei zu verlieren, weist Guski durch sorgsames Quellenstudium die Haltlosigkeit dieser Identifikation nach.
Dostojewskij wird als in sich widersprüchliche Persönlichkeit beschrieben: ein Nonkonformist, der gegen Individualismus wettert, ein Schiller- und Hoffmann-Verehrer, der alles Deutsche hasst, ein Intellektueller, der sich in seiner Impulsivität nicht um Schlüssigkeit schert. Selbst als Angeklagter erzeugte er mit permanenten Strategiewechseln "eine flimmernde Textstruktur, wie sie später zum Markenzeichen seiner großen Romane werden sollte".
Eine Konstante ist seine Diskussionsfreude. Er las und verlegte begeistert Zeitungen und gehörte verschiedenen Zirkeln an. In Basel von Holbeins "Der Leichnam Christi im Grabe" erschüttert, leckt er nicht etwa seine Wunden, sondern nimmt das Motiv in den "Idioten" auf, um den religiösen Disput literarisch fortzuführen. Und als Schriftsteller konnte er durchaus mit Bedacht vorgehen. Guski räumt auch hier mit der Mär auf, Dostojewskij sei ein schludriger Autor, der stets gegen die Uhr und die nächste Wechseleinlösung angeschrieben habe: Dostojewskij hat zwar Druck gebraucht, um seine Kreativität entwickeln zu können, und die Endphase einer Arbeit häufig in hohem Tempo bewältigt, dieser gingen aber lange Planungen voraus. Mehr als einmal hat er weit fortgeschrittene Manuskripte verworfen, weil sich die Erzählperspektive nicht aufrechterhalten ließ. Literarische Verfahren wie Cliffhanger, Groteske und Melodram beherrschte er, auch durch die Erstveröffentlichung als Zeitungsroman, eh aus dem Effeff.
Das große Verdienst Guskis liegt jedoch in seiner Darstellung des historischen Kontextes. Den Blick auf das Heute gerichtet, zeichnet er historische Kontinuitäten vom Zarenreich bis zum Kommunismus nach: Mangelnder Rückzugsraum - und darunter litt der Einzelgänger Dostojewskij sehr - soll gezielt die Persönlichkeit aushöhlen, im Zarenreich in der Kadettenschule und im sibirischen Lager, in der Sowjetunion in den Zwangswohngemeinschaften der Komunalkas. Michail Petraschewski, den Namensgeber der systemkritischen Gruppe, der Dostojewskij sich anschließt, vermag Guski als Bohemien darzustellen, der sich als Frau verkleidet unter Kirchgängerinnen mischt. Wenn Dostojewskij verhaftet und zum Tode verurteilt wird, entlarvt Guski die Umwandlung der Strafe in Verbannung souverän als das, was sie eigentlich ist: die perfekte Inszenierung staatlicher Willkür, die ihre Wurzeln bereits im sechzehnten Jahrhundert hat. Damals wurde nach dem Tod des Zarewitschs Dmitri die Glocke von Uglitsch auf Geheiß Boris Godunows nach Sibirien verbannt.
Die zehnjährige Verbannung hätte ihm das Genick brechen können, doch Dostojewskij legt einen unbedingten Willen zum Wort an den Tag. Der Wunsch, nicht als One-Book-Autor zu enden, treibt ihn ebenso an, dem neuen Zaren zu schmeicheln, wie sein weltanschaulicher, über mehrere Phasen erfolgter Wandel in Sibirien. Durch diese Hartnäckigkeit gelingt Dostojewskij die Rückkehr nach Petersburg und Moskau. Endlich kann er als Schriftsteller arbeiten. Mit seinen knapp vierzig Jahren gilt er damals als alter Mann. Ein russischer Fontane. Seine "Aufzeichnungen aus dem Totenhaus" machen Furore und tragen ihm das nächste Etikett ein: das des Märtyrers. Die fünf großen Romane werden unterschiedlich aufgenommen, je nachdem wie weit sie die gesellschaftskritische Erwartungshaltung bedienen. Guski psychologisiert weder bei diesem Abriss noch bei der Beschreibung des Privatlebens.
Zu jammern ist folglich auf sehr hohem Niveau. Guski verzichtet auf literaturwissenschaftlichen Jargon und schreibt in gediegenem Ton, bei den Fußnoten handelt es sich meist um reine Quellenangaben. Verbergen sich im Anmerkungsapparat aber doch weiterführende Informationen, haben sie dort nichts zu suchen. So gehörte die Erklärung, warum er bei dem Titel "Schuld und Sühne" bleibt, in den Fließtext - Swetlana Geier hat mit "Verbrechen und Strafe" die metaphysische Komponente ausgeblendet. Obendrein hätte sich Guski hier die Chance geboten, (erstmals) auf den Stand der fünf großen Romane des "deutschen Dostojewskij" nach den Geier-Übersetzungen einzugehen. Das Verhältnis zu Schriftstellerkollegen wie Turgenjew und Tolstoi handelt Guski etwas zu merkantil mit Honorarvergleichen ab, die schwierigen persönlichen Beziehungen bleiben weitgehend unbeleuchtet. Bei der Präsentation des Materials überzeugt die Biographie durch Lebendigkeit, ist sich auch nicht zu schade, den Inhalt eines Werks zusammenzufassen, doch gelegentlich wäre eine etwas weniger positivistische, dafür konzisere und urteilsfreudigere Schlussbetrachtung wünschenswert.
Die Rezeption von Dostojewskijs Werk ist vielleicht noch stärker durch seine Biographie beeinflusst, als es bei anderen Schriftstellern der Fall ist. Gegner des zaristischen Regimes haben ihn verschlungen und schnell fallengelassen, als Ex-Sträfling wurde er gefeiert, als Verfasser des "Spielers" von etlichen Fans kalt abserviert. Heute spannt die Kirche den Prediger des "Gottesträgervolks" vor ihren klerikalen Karren, heben russische Nationalisten ihn auf ihren Schild. Er hat zu einer Comic-Biographie und verschiedenen fiktionalen Werken wie Leonid Zypkins "Ein Sommer in Baden-Baden", J. M. Coetzees "Der Meister aus St. Petersburg", B. Akunins "F. M." (nur auf Russisch) inspiriert. Andreas Guski stellt Dostojewskij als unbequemen, aber überzeugenden Schriftsteller vor, der trotz seines polemischen Charakters nicht rechthaberisch Thesen vertritt, sondern mit literarischen Mitteln einen Blick in die Abgründe des Menschen wirft und gleichzeitig zur intellektuellen Auseinandersetzung auffordert. Gelungener kann die Biographie eines Schriftstellers nicht zur Lektüre seiner Werke einladen.
CHRISTIANE PÖHLMANN
Andreas Guski: "Dostojewskij". Eine Biographie.
Verlag C. H. Beck, München 2018. 460 S., geb., 28,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Groß findet Anna Prizkau diese Biografie, groß auch die Bewunderung des Autors für Dostojewski, und den russischen Klassiker sowieso. Aber die Biografie scheint auch recht fesselnd zu sein, denn die Rezensentin gibt sie ihrerseits ziemlich packend wieder. Wie Dostojewski aus adligen, aber verarmten Verhältnissen aufsteigt zum Schriftsteller, der von seinen Bewunderer als "neuer Gogol" gefeiert wird, von seinen Verächtern, darunter Turgenjew, als "aufgeblasener Provinzdichter mit Genie-Attitüde" verspottet. Mit angehaltenem Atem verfolgt sie die Scheinhinrichtung im Gefängnis, nach der sich Dostojewski vom Revolutionär zum Nationalkonservativen wandelt, seine Jahre in der sibirischen Verbannung und später an den Casino-Tischen von Wiesbaden und Baden-Baden. Sympathisch wird einem dieser Schriftsteller nie, das gibt die Kritikerin unumwunden zu, aber darum geht es nicht. Was sie hier liest, ist auch nicht unbedingt neu, aber magisch, groß natürlich und außerdem "schwer, leicht, spektakulär, klug".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine wissenschaftlich seriöse, aber auch gut lesbare Autorenbiografie."
OÖ Nachrichten, Christian Schacherreiter
"Andreas Guski haben wir eine sorgfältige Dostojewski-Biografie zu verdanken"
Der Freitag, Philipp Haibach
"Andreas Guski (...) gelingt in seiner meisterhaften Biografie das Kunststück, Dostojewskijs (...) Leben und phänomenales Werk (...) wissenschaftlich akribisch zu erschließen und trotzdem verständlich, ja packend zu erzählen und zu erklären."
Rhein-Neckar-Zeitung, Joseph Weisbrod
"Eine wissenschaftlich fundierte Biografie - locker, unkonventionell und äußerst leserfreundlich geschrieben."
Neues Deutschland, Karlheinz Kasper
"Guskis Biographie mit ihrer einfühlsamen, aber dabei durchaus kritischen Darstellung des Lebens von Dostojewski (...), ist eine spannende, unterhaltsame Lektüre."
Karla Hielscher, Deutschlandfunk, 2. Juli 2018
"(Guski) schenkt uns endlich die große, lesenswerte Biographie, ein souverän schattiertes Dostojewski-Bild."
Klaus Friedrich, Lesart 2/2018
"Andreas Guski erschließt Leben und Werk des russischen Schriftstellers vorbildlich."
Sabine Meier Zur, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 24. Juni 2018
"Einer der besten deutschen Kenner von Dostojewskis Werk."
ORF, 27. Mai 2018
"Die neue Dostojewskij-Biographie von Andreas Guski ist ebenso umfangreich wie tiefgreifend - dabei bündig und lesbar geschrieben, fesselnd bis zur letzten Seite."
Brigitte van Kann, WDR 3, 11. Mai 2018
"In der langen Tradition der pathosschwangeren deutschen Dostojewski-Philologie stellt Guskis neue Biografie ein willkommenes Gegengewicht dar."
Ulrich M. Schmid, Neue Zürcher Zeitung, 25. April 2018
"Guski bringt Lebenserzählung und Werkanalyse in die richtige Balance, der Leser profitiert nicht nur von der profunden Quellenkenntnis des Biografen, sondern auch von seinem Beschreibungstalent."
Georg Leisten, Südwest Presse, 20. April 2018
OÖ Nachrichten, Christian Schacherreiter
"Andreas Guski haben wir eine sorgfältige Dostojewski-Biografie zu verdanken"
Der Freitag, Philipp Haibach
"Andreas Guski (...) gelingt in seiner meisterhaften Biografie das Kunststück, Dostojewskijs (...) Leben und phänomenales Werk (...) wissenschaftlich akribisch zu erschließen und trotzdem verständlich, ja packend zu erzählen und zu erklären."
Rhein-Neckar-Zeitung, Joseph Weisbrod
"Eine wissenschaftlich fundierte Biografie - locker, unkonventionell und äußerst leserfreundlich geschrieben."
Neues Deutschland, Karlheinz Kasper
"Guskis Biographie mit ihrer einfühlsamen, aber dabei durchaus kritischen Darstellung des Lebens von Dostojewski (...), ist eine spannende, unterhaltsame Lektüre."
Karla Hielscher, Deutschlandfunk, 2. Juli 2018
"(Guski) schenkt uns endlich die große, lesenswerte Biographie, ein souverän schattiertes Dostojewski-Bild."
Klaus Friedrich, Lesart 2/2018
"Andreas Guski erschließt Leben und Werk des russischen Schriftstellers vorbildlich."
Sabine Meier Zur, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 24. Juni 2018
"Einer der besten deutschen Kenner von Dostojewskis Werk."
ORF, 27. Mai 2018
"Die neue Dostojewskij-Biographie von Andreas Guski ist ebenso umfangreich wie tiefgreifend - dabei bündig und lesbar geschrieben, fesselnd bis zur letzten Seite."
Brigitte van Kann, WDR 3, 11. Mai 2018
"In der langen Tradition der pathosschwangeren deutschen Dostojewski-Philologie stellt Guskis neue Biografie ein willkommenes Gegengewicht dar."
Ulrich M. Schmid, Neue Zürcher Zeitung, 25. April 2018
"Guski bringt Lebenserzählung und Werkanalyse in die richtige Balance, der Leser profitiert nicht nur von der profunden Quellenkenntnis des Biografen, sondern auch von seinem Beschreibungstalent."
Georg Leisten, Südwest Presse, 20. April 2018