From 1973 to 1974, Lee Friedlander and Burt Wolf edited four
iconic portfolios at the Double Elephant Press in New York,
featuring photographs by some of the most influential photographers of the twentieth century: Manuel Alvarez Bravo,
Walker Evans, Garry Winogrand, and Lee Friedlander himself.
Each of the four limited edition portfolios contained fifteen
photographs by each artist, representing their distinct visions
that can be described in the words of Walker Evans as "oddly
refreshing, unselfconsciously striking, and unpredictably
adventurous."
This publication honors the unique collaborative project that
was to become a touchstone in the history of photography.
iconic portfolios at the Double Elephant Press in New York,
featuring photographs by some of the most influential photographers of the twentieth century: Manuel Alvarez Bravo,
Walker Evans, Garry Winogrand, and Lee Friedlander himself.
Each of the four limited edition portfolios contained fifteen
photographs by each artist, representing their distinct visions
that can be described in the words of Walker Evans as "oddly
refreshing, unselfconsciously striking, and unpredictably
adventurous."
This publication honors the unique collaborative project that
was to become a touchstone in the history of photography.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2016Einfach nur Ikonen
Vier großartige Bildermappen erschienen um 1970 bei Double Elephant, sie waren vier großartigen Fotografen gewidmet. Einer von ihnen war Walker Evans. Nun gibt es die Serie als bibliophile Ausgabe.
Von Freddy Langer
Walker Evans war im Regierungsauftrag unterwegs in den Südstaaten Amerikas. "Ich sehe ein Drittel der Nation schlecht behaust, schlecht gekleidet und schlecht ernährt", hatte Präsident Roosevelt geklagt, und die Farmfürsorgebehörde schickte ein Dutzend Fotografen los, das Elend zu dokumentieren, damit der Steuerzahler sehe, wofür sein Geld benötigt wird. Mit auf die Reise bekamen sie eine Liste gewünschter Motive: vom Abend zu Hause über den sonntäglichen Kirchgang und Gruppen- und Vereinsaktivitäten verschiedener Einkommensschichten bis zu den erodierten Äckern und den windschiefen Häusern der Farmer. So entstand ein umfassendes Bild vom Alltag auf dem Land zwischen Börsencrash und Dürre.
Nur Walker Evans hatte seinen eigenen Kopf. Zwar bediente er sich eines dokumentarischen Stils, aber er wollte nicht zu Propagandazwecken dokumentieren. Er suchte vielmehr nach Motiven, in denen die Welt sich selbst zum Zeichen geformt hatte. Mit frontalem Blick erfasste er Werbetafeln und Plakate, Innenräume und Fassaden und gab ihnen gerade durch die vermeintliche Verflachung jene Distanz, die es braucht, in die tieferen Schichten von Kultur und Geschichte vorzudringen. Dabei übte er auf seine Weise Kritik an den Zuständen der Gegenwart: wenn Besteck hinter einer Leiste klemmt, weil es an Möbeln fehlt, oder nur der Schuhputzer noch Glanz verspricht, während alles andere längst in Düsternis liegt. Überall entdeckte er Symbole für eine Welt, die dabei ist, sich selbst zu verlieren. Und schrieb damit sein Kapitel der Geschichte Amerikas.
"Double Elephant", herausgegeben von Thomas Zander. Vier Bände zu Garry Winogrand, Manuel Álvarez Bravo, Lee Friedlander und Walker Evans im Schuber, eine Einführung von Burt Wolf und Susan Kismaric in einem eigenen Heft. Steidl Verlag, Göttingen 2015. Insgesamt 108 Seiten, 64 Schwarzweißabbildungen. Gebunden, 98 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vier großartige Bildermappen erschienen um 1970 bei Double Elephant, sie waren vier großartigen Fotografen gewidmet. Einer von ihnen war Walker Evans. Nun gibt es die Serie als bibliophile Ausgabe.
Von Freddy Langer
Walker Evans war im Regierungsauftrag unterwegs in den Südstaaten Amerikas. "Ich sehe ein Drittel der Nation schlecht behaust, schlecht gekleidet und schlecht ernährt", hatte Präsident Roosevelt geklagt, und die Farmfürsorgebehörde schickte ein Dutzend Fotografen los, das Elend zu dokumentieren, damit der Steuerzahler sehe, wofür sein Geld benötigt wird. Mit auf die Reise bekamen sie eine Liste gewünschter Motive: vom Abend zu Hause über den sonntäglichen Kirchgang und Gruppen- und Vereinsaktivitäten verschiedener Einkommensschichten bis zu den erodierten Äckern und den windschiefen Häusern der Farmer. So entstand ein umfassendes Bild vom Alltag auf dem Land zwischen Börsencrash und Dürre.
Nur Walker Evans hatte seinen eigenen Kopf. Zwar bediente er sich eines dokumentarischen Stils, aber er wollte nicht zu Propagandazwecken dokumentieren. Er suchte vielmehr nach Motiven, in denen die Welt sich selbst zum Zeichen geformt hatte. Mit frontalem Blick erfasste er Werbetafeln und Plakate, Innenräume und Fassaden und gab ihnen gerade durch die vermeintliche Verflachung jene Distanz, die es braucht, in die tieferen Schichten von Kultur und Geschichte vorzudringen. Dabei übte er auf seine Weise Kritik an den Zuständen der Gegenwart: wenn Besteck hinter einer Leiste klemmt, weil es an Möbeln fehlt, oder nur der Schuhputzer noch Glanz verspricht, während alles andere längst in Düsternis liegt. Überall entdeckte er Symbole für eine Welt, die dabei ist, sich selbst zu verlieren. Und schrieb damit sein Kapitel der Geschichte Amerikas.
"Double Elephant", herausgegeben von Thomas Zander. Vier Bände zu Garry Winogrand, Manuel Álvarez Bravo, Lee Friedlander und Walker Evans im Schuber, eine Einführung von Burt Wolf und Susan Kismaric in einem eigenen Heft. Steidl Verlag, Göttingen 2015. Insgesamt 108 Seiten, 64 Schwarzweißabbildungen. Gebunden, 98 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main