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"In jüngster Zeit ist Heinrich von Kleist als 'Klassiker der Moclerne' entdeckt worden. Wie einst Kafka, der ihn besonders schätzte, ist Kleist ein bildkräftiger Gestalter des Unbegreiflichen. Seine Dramen sind wortgewaltiger, oft verstörender Ausdruck einer Sprach- und Bewußtseinskrise, die sich in der Gestaltung bestimmter, häufig wiederkehrender Motive und Konflikte der dramatis personae widerspiegelt. Der erste Band enthält die frühen Dramen Kleists in allen Fassungen: Die Familie Schroffenstein, das Dramen-Fragment Robert Guiskard, Herzog der Normänner, sowie die beiden Meisterwerke aus…mehr

Produktbeschreibung
"In jüngster Zeit ist Heinrich von Kleist als 'Klassiker der Moclerne' entdeckt worden. Wie einst Kafka, der ihn besonders schätzte, ist Kleist ein bildkräftiger Gestalter des Unbegreiflichen. Seine Dramen sind wortgewaltiger, oft verstörender Ausdruck einer Sprach- und Bewußtseinskrise, die sich in der Gestaltung bestimmter, häufig wiederkehrender Motive und Konflikte der dramatis personae widerspiegelt. Der erste Band enthält die frühen Dramen Kleists in allen Fassungen: Die Familie Schroffenstein, das Dramen-Fragment Robert Guiskard, Herzog der Normänner, sowie die beiden Meisterwerke aus jener in Deutschland so selten verwendeten literarischen Gattung, zu der Kleist Außerordentliches beitrug: die Lustspiele Amphitryon und Der zerbrochene Krug. Alle Texte beruhen auf dem sorgfältigen Vergleich mit den originalen Überlieferungsträgern; ihre Darbietung folgt den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Textphilologie. Sowohl durch die bisher reichhaltigste, für das Verständnis von Kleists Werk dringend erforderliche Kommentierung als auch durch Umfang und Präzision der Textdarstellung geht die neue Edition über frühere Ausgaben deutlich hinaus."
Autorenporträt
Kleist, Heinrich vonDer Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren. Zu seinen bekanntesten Werken gehören u.a. die Dramen Der zerbrochne Krug (1811) und Penthesilea (1808) sowie die Erzählungen Die Marquise von O... (1808) und Das Erdbeben in Chili (1807). Am 21. November 1811 nahm er sich am Kleinen Wannsee bei Berlin das Leben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2021

Wer soll das ernst nehmen, Gevatterchen?

Es war immer etwas schwierig, wenn über die Bücher, die man in der Schule lesen musste, behauptet wurde, dass sie besonders lustig seien. Man misstraute ihnen natürlich sofort, weshalb, als wir in der Oberstufe waren, unser Deutschlehrer am Ende auch nicht so richtig punkten konnte, als er mit uns Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" durchnahm (und sich damit natürlich sehr fortschrittlich vorkam), auf dessen Klappentext stand, dass er einer der "witzigsten" Romane der vergangenen Jahre sei.

Er war nicht "witzig". Genauso wenig wie das sogenannte "Lustspiel" (!) von Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", in Klasse 9F3 "lustig" gewesen war. Es war sogar sehr unlustig. Von der ersten Seite an wurden dort kryptische Kalauer rausgehauen oder Merksätze wie "denn jeder trägt, den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst", die wir laut vorlesen und uns dazu etwas einfallen lassen mussten. Diese Sätze, die hier alle so bedeutend sein sollten, versperrten aber völlig den Blick auf das, worum es eigentlich ging, und wieso dieser Richter Adam, der am Anfang offenbar aussieht, als habe man ihn zusammengeschlagen, seine nervige Perücke verloren hatte.

Dass die Figuren sich ständig "Gevatterchen!" nannten, trug auch nicht gerade dazu bei, dass wir das Stück irgendwie ernst nahmen. Und klar, "Adam" wollte was von "Eve", und ein Herr "Licht" wollte Licht in die Angelegenheit bringen. So weit, so originell. So schleppten wir uns von jedem bedeutungsschweren Satz zum nächsten. Und hätten es bestimmt viel besser gefunden, wenn Heinrich von Kleist, über den wir leider nicht erfuhren, dass er sich umgebracht hatte, "Tragödie" über sein Stück geschrieben hätte; das hätte vielversprechender geklungen und viel mehr nach dem, wie wir uns gerade fühlten. Dann wäre auch gleich viel besser zu erkennen gewesen, dass dieser Adam nicht lustig, sondern ein ekliger Lustmolch war, der nur herumredete, um von sich selbst abzulenken.

Aber dahin kamen wir nicht, weil, was er sagte, einfach überhaupt nicht auszuhalten war, schon mal gar nicht, wenn wir das laut vorlesen mussten: "Ein Krug! So! Ei! - Ei, wer zerbrach den Krug?" - "Wer ihn zerbrochen?" - "Ja, Gevatterchen." Sätze, die vor allem bewirkten, dass, wenn von da an (eigentlich bis heute) irgendjemand in launigem Ton besonders bedeutungsvoll daherkam, man immer nur dachte: "Genau, Gevatterchen."

Julia Encke

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